Förderschule im Dortmunder Süden am Limit Mutter bittet um Hilfe: „Die Lehrer können nicht mehr“

Mira-Lobe-Schule am Limit: „Die Lehrer können nicht mehr“
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Die Rede dauerte nur wenige Minuten. Danach drückten die Mienen der Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter in Dortmund-Hombruch Bestürzung aus: Wie kann das sein?

Der Vortrag von Claudia von Mulert war ein bedrückender Hilferuf. Sie ist die Schulpflegschaftsvorsitzende der Mira-Lobe-Schule an der Eierkampstraße. Die Schülerinnen und Schüler dort haben einen besonderen Förderbedarf – und „verdienen unseren Schutz und unsere Stadt hat die Verpflichtung, für die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft Sorge zu tragen und ihnen eine angemessene Lernumgebung zu bieten“, so von Mulert, deren Sohn die 9. Klasse besucht.

Spontane finanzielle Hilfe

Das aber scheitere an nahezu allem: an nicht besetzten Stellen, an einer völlig überbelegten Schule, an zu wenig Räumen, an einem zu kleinen Speiseraum. Es gehe bis hin zu den einfachsten Dingen: Weil so viele Kinder und Jugendliche dort zur Schule gingen, fehle es selbst an ausreichend Geschirr und Besteck. Die derzeitige Lage verstoße gegen gesetzliche Auflagen, sagt Claudia von Mulert.

Die Hombrucher Bezirksvertreter waren nach den Ausführungen so betroffen, dass Bezirksbürgermeister Nils Berning einen Vorschlag machte: Spontan sollen aus dem Budget der Bezirksvertretung (BV) 1.000 Euro an den Förderverein der Schule gehen. „Und Sie gehen damit Teller und Besteck einkaufen“, sagte er in Richtung Claudia von Mulert.

Das seien ja „untragbare Zustände“, so Berning. Einstimmig forderte die Bezirksvertretung eine Stellungnahme der Verwaltung und eine Berichterstattung zum Thema in der ersten Sitzung nach der bevorstehenden Sommerpause (Anm. d. Red.: Diese findet im September 2024 statt).

„Die Lehrer haben mich um Hilfe gebeten“, berichtet Claudia von Mulert. Dabei seien die Lehrkräfte „echte Schätze“; das Lehrpersonal leiste großartige Arbeit. Doch der Trend, so empfinde sie es, gehe an der Schule zur „Kinderbeaufsichtigung“. Mit Bildung habe das immer weniger zu tun, so von Mulert.

Fehlendes Personal und Überbelegung

Seit dem Schuljahr 2023/2024 seien sowohl die Rektoren- als auch die Konrektorenstelle unbesetzt und würden nur kommissarisch vertreten. Trotz der Ausschreibung der Stellen habe man bisher keine festen Besetzungen gefunden, berichtete die Schulpflegschaftsvorsitzende. Das Gleiche gelte für die Stelle des Hausmeisters.

Die Mira-Lobe-Schule sei einzügig konzipiert, also für zehn Klassen und maximal 85 bis 110 Schüler ausgelegt. Aufgrund stark steigender Schülerzahlen (derzeit 168) sei man jedoch gezwungen, weit mehr Klassen zu führen. Im laufenden Schuljahr seien es 14 Klassen, im kommenden werden es voraussichtlich 16 sein.

Das Problem: Gesetzlich sei die Zahl der Schüler pro Klasse auf 13 begrenzt; in der Primarstufe, wo ein erhöhter pflegerischer und Betreuungsbedarf bestehe, müsse sie sogar auf acht Schüler pro Klasse begrenzt werden. „Bei den kleinen Mäusen geht das gar nicht anders“, sagt Claudia von Mulert. Tatsächlich seien es längst mehr.

Raumknappheit und fehlende Ausstattung

Viele der sogenannten Themenräume und beispielsweise auch der Kunstraum und das Bällebad seien seit 2019 in Klassenzimmer umgewandelt worden. Dadurch fehlten Differenzierungsmöglichkeiten und dringend benötigte Rückzugsräume für die Schüler. Das führe bei manchen Schülern zu aggressivem Verhalten oder sie protestierten bei Überforderung durch lautes Schreien.

Das Atrium, das Lehrerzimmer und auch der Speisesaal seien zu klein. Hinzu komme, dass viele Kinder erst nach einer einstündigen Fahrt im vollen Schulbus in der Schule ankämen – und teils schon dadurch gestresst seien. Das gleiche Prozedere gebe es dann nach Schulschluss, mit nur einem Begleiter im Bus.

Es fehle nicht nur an Geschirr, Gläsern, Besteck und Essenswagen. Auch altersgerechte Tische und Stühle, Garderoben, Regale und Schränke sowie ausreichend Steckdosen fehlten. Sobald die 1.000 Euro auf dem Konto des Fördervereins sind, möchte Claudia von Mulert einkaufen gehen.

Forderungen

Sie forderte im Namen der Schulpflegeschaft unter anderem die Reduktion der Schülerzahl und die „sofortige Festlegung eines Standorts für eine dritte Förderschule in der Stadt sowie deren Inbetriebnahme innerhalb der nächsten zwei Jahre“. Außerdem müsse nach Räumen in benachbarten Gebäuden/Schulen gesucht werden, um diese zu nutzen.

Unsere Redaktion hat sowohl bei der Stadt Dortmund als auch bei der Bezirksregierung Arnsberg am 5. Juni eine Stellungnahme angefordert. Bis Redaktionsschluss dieses Textes (12. Juni) haben wir keine Stellungnahme erhalten.

Zum Thema

  • Die Mira-Lobe-Schule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Sie befindet sich in Trägerschaft der Stadt Dortmund.
  • Im Schuljahr 2011/2012 wurde die Schule eröffnet und für ein Jahr noch als Dependance der Max-Wittmann-Schule geführt.
  • Ab dem Schuljahr 2012/2013 war sie eine eigenständige Schule und hieß bis zu ihrer Neubenennung im Schuljahr 2014/2015 zunächst „Schule an der Eierkampstraße“.
  • Die Mira-Lobe-Schule ist eine Ganztagsschule.

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