Dass es ausgerechnet zur Eröffnung des beliebten Gartenflair-Marktes im Bodelschwingher Schlosspark am 1. September in Strömen regnete, war ärgerlich. Dabei ist ergiebiger Regen für die Familie zu Knyphausens als Eigentümerin des Schlosses eigentlich ein Segen. Denn das Wasserschloss mit seiner Gräfte ist auf Wasser dringend angewiesen. Und das wird mehr und mehr knapp.
Trotz des verregneten Sommers ist der Wasserstand immer noch niedrig, stellte Schlossherr Felix Freiherr zu Knyphausen mit Blick auf die Gräfte fest, die das noch immer bewohnte Schloss im Dortmunder Nordwesten umgibt. Das Problem ist: Auch in Bodelschwingh macht sich der Klimawandel bemerkbar. Der Bodelschwingher Bach, der die Gräfte speist, liefert immer weniger Wasser. Und auch der Grundwasserstand im Umfeld des Schlosses ist gesunken.

Und das kann Folgen haben: Weil die intensive Sonneneinstrahlung auch das Algenwachstum beschleunigt, droht bei gleichzeitig fehlendem Wasser ein „Umkippen“ des Gewässers. Immerhin macht die Wasserfläche in der Hauptgräfte und die Vorgräfte um die Vorburg rund 1,5 Hektar aus - das entspricht etwa der Fläche von zwei Fußballfeldern.
Und auch das mehr als 700 Jahre alte Schloss, das bis heute in Familienbesitz ist, könnte in Gefahr geraten. Denn es ruht auf alten Eichenpfählen, die auf dauerhafte Feuchtigkeit angewiesen sind.
Hilfe aus Bundes-Programm
Doch jetzt ist Hilfe in Sicht. Der Bund stellt unter dem Titel „Klimaprojekt Wasserschloss Bodelschwingh“ aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ eine Förderung von rund 1,5 Millionen Euro für die Rettung der Schlossgewässer aus.
Dafür hat sich die Dortmunder Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann (SPD) in Berlin erfolgreich eingesetzt. „Wenn sich Viele zusammentun, kommt auch etwas Tolles dabei heraus“, stellte sie beim Besuch auf Schloss Bodelschwingh zum Gartenflair-Auftakt fest.
In der Tat ist das „Klimaprojekt“ in Bodelschwingh ein Gemeinschaftswerk. An den kalkulierten Gesamtkosten von rund 1,75 Millionen Euro beteiligt sich neben dem Bund - wenn der Rat der Stadt am 21. September zustimmt - auch die Stadt Dortmund mit 175.000 Euro. Denn die Stadt ist mit der Stadtentwässerung für die Unterhaltung des Bodelschwingher Baches zuständig. Die Familie zu Knyphausen beteiligt sich mit 87.500 Euro - fünf Prozent der Gesamtsumme - an den Kosten.

Klar ist, dass die Unterhaltung von Schloss und Schlosspark, die zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern in Dortmund gehören, ohne öffentliche Unterstützung nicht möglich ist. Im Gegenzug öffnet die Eigentümerfamilie den denkmalgeschützten Park auch mehr und mehr für die Öffentlichkeit - etwa bei den Garten- oder Weihnachtsflair-Märkten, Lesungen für Kinder oder Führungen etwa zum Tag des offenen Denkmals.
In den vergangenen zehn Jahren habe es so wohl gut 100.000 Besuche auf dem Gelände gegeben, rechnete Mireta Freifrau zu Knyphausen bei der Gartenflair-Eröffnung vor. Schloss und Schlosspark seien aber „kein Museum, sondern ein lebendiger Ort“. „Und das soll so bleiben.“

Um die Schlossgewässer zu retten soll die Gräfte Steuerungselemente wie ein sogenanntes Mönchsbauwerk, Schieber und Grundablässe bekommen, um den Wasserstand besser steuern zu können. Faulschlamm soll entfernt werden, um auch die Nährstoffbelastung des Wasser zu verringern und der Zulauf des Bodelschwinger Baches soll durch Vorfilter ökologisch stabilisiert werden.
- Schloss- und Parkführungen gibt es zum Tag des offenen Denkmals am 10. September - allerdings nur nach Anmeldung unter Tel. 0231-952 965 83 (bis 8.9.).
- Der Weihnachtsflair-Markt im Schlosspark findet vom 30.11. bis 3.12. statt.
- Die nächste Gartenflair ist für den 30. August bis 1. September 2024 terminiert.
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