Im September 2020 war für den Kaufhof in Dortmund Feierabend. Damals wie heute war unklar, wie lange der Gebäudekomplex leerstehen würde. In einer Machbarkeitsstudie wurden zwar Ideen und Vorschläge für eine Folgenutzung ausgearbeitet. Ein Konzept indes ist bis auf den heutigen Tag nicht öffentlich vorgestellt worden.
In dieser Gemengelage betrat die Sinn GmbH die Bühne. Das Hagener Modehaus nutzte die Chance und meldete sich nach langen Jahren der Abstinenz in Dortmund zurück: Im Mai 2021 eröffnete Sinn mitten in der Corona-Pandemie im Ex-Kaufhofgebäude eine Filiale, die der Modenanbieter peu à peu auf rund 4.500 Quadratmeter auf zwei Geschosse erweiterte. Problem dabei: Von Beginn an war klar, dass die „Red Store“ genannte Filiale nur ein „Geschäft auf Zeit“ war.
Zwar wurde der Mietvertrag, zunächst befristet bis Ende 2022, um ein weiteres halbes Jahr bis Mitte des laufenden Jahres 2023 verlängert. Und dabei bleibt es nun auch: Für Sinn läuft die Zeit in Dortmund ab. „Ende Juni ist für uns Schluss“, kündigt Sinn-Geschäftsführer Thomas Wanke auf Anfrage an.
Rückkehr in die Thier-Galerie?
Als Hauptgrund nennt Wanke die Miete. „Sie hat eine Größenordnung erreicht, die einfach zu hoch ist“, sagt der Sinn-Manager, hält sich mit konkreten Zahlen aber zurück. Zwar habe er in der Vergangenheit diverse Gespräche mit Eigentümern anderer Handels-Immobilien in der City geführt, so Wanke. Mit wem genau, ließ sich Wanke nicht entlocken. Nur so viel: „Wir benötigen eine Verkaufsfläche von 2.500 bis 4.000 Quadratmetern“, rechnet Wanke vor. „Die stand aber nicht zur Verfügung“, so der Sinn-Geschäftsführer.

Kein Geheimnis ist allerdings, dass es Sondierungen mit der Thier-Galerie gegeben hat. Sollte sich der irische Modeanbieter Primark irgendwann aus dem Einkaufszentrum zurückziehen, wäre Sinn wohl grundsätzlich bereit, an dessen Stelle zu treten. Wanke mochte das nicht weiter kommentieren und sprach von „Spekulationen“.
Nach Angaben des Sinn-Managers sind aktuell 14 Beschäftigte im „Red Store“ des früheren Kaufhof-Gebäudes beschäftigt. Ein Teil der Mitarbeiter werde nach Hagen wechseln. In der Hagener Fußgängerzone liegt die frühere Markthalle, in der Sinn in Kürze ein Outlet-Center eröffnet. Darüberhinaus treibt Sinn seine Expansion voran und steht vor weiteren Filial-Öffnungen in mehreren Städten - der Dortmunder Markt hingegen wird erstmal aufgegeben. Das Gastspiel des Modeanbieters im Ex-Kaufhof wäre damit nach gut zwei Jahren schon wieder beendet.
Allerdings ist das „Red Store“ genannte Geschäft am Westenhellweg eher untypisch für die üblichen Sinn-Filialen. Während die „regulären“ Filialen auf aktuelle Mode setzen, wird im „Red Store“ das konzept „Second Season“ verfolgt. Heißt: Die dort angebotene Markenkleidung stammt aus der jeweils zurückliegenden Saison.
Sollte Sinn irgendwann mit der Standortsuche in Dortmund erfolgreich sein, soll ein anderes Konzept gefahren werden. „Dann werden wir höherwertige Mode anbieten“, sagt Sinn-Geschäftsführer Wanke. Das „Wann“ allerdings muss er offen lassen. Neuland ist der Dortmunder Markt für Sinn schon Lage nicht mehr: Nach langen Jahren hatte sich das Modehaus, das damals unter Sinn Leffers firmierte, 1999 vom Westenhellweg verabschiedet. Es folgten insgesamt drei Insolvenzen, die Sinn allesamt überstand.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. März 2023.
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