3300 Euro pro Tag - Brandschutzmängel an der FH kosten hohe Summen

© Thomas Thiel

3300 Euro pro Tag - Brandschutzmängel an der FH kosten hohe Summen

rnCampus im Kreuzviertel

Wegen Brandschutzmängeln patrouillieren Brandwachen durch das FH-Hochhaus im Kreuzviertel - schon seit Monaten. Das hat schon fast 400.000 Euro gekostet. Es drohen noch höhere Kosten.

Kreuzviertel

, 26.04.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein beunruhigender Gedanke: Über 60 Jahre lang war das Hochhaus der Fachhochschule an der Sonnenstraße nicht vorschriftsgemäß für einen Großbrand gewappnet.

Der Grund: Beim Bau des achtstöckigen Gebäudes in den 1950er-Jahren war bei den Decken gepfuscht worden. Ihnen fehlt teilweise der „erforderliche Feuerwiderstand“, wie es im Behördendeutsch heißt. Das heißt: Die Decken würden bei einem massiven Feuer nicht so lange standhalten wie vorgeschrieben, in diesem Fall 60 Minuten.

Brandwachen kontrollieren Hochhaus alle 10 Minuten

Heraus kamen diese Mängel erst Ende 2018 im Zuge von Modernisierungsarbeiten. Ihre Entdeckung löste eine Kettenreaktion aus, die mit einer teuren Sofortmaßnahme begann und wahrscheinlich in einem zeitweisen Teil-Umzug des FH-Standorts im Kreuzviertel gipfeln wird. Nach außen kommunizierten die Fachhochschule und der Eigentümer des Gebäudekomplexes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB), davon über Monate nichts. Erst ein Student machte unsere Redaktion darauf aufmerksam.

Intern habe man aber umgehend gehandelt, betont Martin Hübner, Liegenschaftsdezernent der FH: In jeder Etage des Hochhauses wurden menschliche Brandwachen postiert, die rund um die Uhr in drei Schichten kontrollieren, dass es nirgendwo brennt – seit Monaten, bis heute. Nach Angaben des BLB kostet der Wachdienst „durchschnittlich rund 3300 Euro netto pro Tag“. Das heißt: Allein seit Jahresbeginn hat der Wachdienst das Land NRW knapp 400.000 Euro gekostet.

Der FH-Standort an der Sonnenstraße im Kreuzviertel. Im achtstöckigen Hochhaus aus den 1950er-Jahren wurden Ende 2018 Brandschutzmängel entdeckt.

Der FH-Standort an der Sonnenstraße im Kreuzviertel. Im achtstöckigen Hochhaus aus den 1950er-Jahren wurden Ende 2018 Brandschutzmängel entdeckt. © Oskar Neubauer (Archivbild)

Anfangs schauten die Mitarbeiter eines externen Sicherheitsdienstes auf ihren Kontrollgängen alle 10 Minuten auch in jeden Raum. „Das störte aber die Abläufe zu sehr, da haben sich die Kollegen nach ein paar Wochen beschwert“, sagt Hübner. Nun hängen rund 300 zusätzliche Brandmelder in den Räumen, die Brandwachen sind nur noch auf den Gängen unterwegs.

Aktuell wird im Gebäude eine flächendeckende Brandmeldeanlage mit direkter Rauchmeldung an die Feuerwehr installiert. Sobald sie in Betrieb geht, werden die Brandwachen ganz verschwinden.

FH-Liegenschaftsdezernent: „Das Gebäude ist sicher“

Der Betrieb in der Fachhochschule läuft bisher normal weiter. „Das Gebäude ist sicher“, sagt Hübner. Zwar entspreche „ein erheblicher Anteil“ der verbauten Decken im Hochhaus nicht den aktuellen Brandschutzvorschriften, doch bräuchte es schon ein extrem starkes und lange andauerndes Feuer, damit die Mängel zum Tragen kämen – ein Szenario, das laut Hübner nicht eintreten werde, erst recht nicht mit den jetzt getroffenen besonderen Schutzmaßnahmen.

FH-Liegenschaftsdezernent Martin Hübner: „Ein technisches Labor ziehen Sie nicht so einfach um.“

FH-Liegenschaftsdezernent Martin Hübner: „Ein technisches Labor ziehen Sie nicht so einfach um.“ © Thomas Thiel

Auf Dauer sind diese Vorkehrungen jedoch nicht ausgelegt. Derzeit arbeiten FH und BLB an einem Konzept, wie umfassend das Hochhaus saniert werden muss, um den Brandschutzvorschriften gerecht zu werden. Beginn, Dauer und Kosten der Sanierung stehen noch nicht fest. „Es ist einfach zu früh, Vorhersagen abzugeben“, sagt Hübner.

FH hat schon konkrete Ausweichstandorte im Blick

Die FH bereitet sich jedoch jetzt schon darauf vor, das Hochhaus für die Sanierungsarbeiten frei zu ziehen. Betroffen wären unter anderem die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik und die technische Bibliothek.

Für sie wird derzeit nach geeigneten Ausweichstandorten gesucht. Doch diese Suche ist kompliziert, meint Liegenschaftsdezernent Hübner: „Ein technisches Labor ziehen Sie nicht so einfach um.“ Zwar habe man schon konkrete Gebäude im Auge – aber welche das sind, will Hübner nicht sagen: „Die Sondierungsgespräche sind noch nicht so weit.“

Egal, welche Lösung gefunden wird, eine Sache verspricht Hübner: Der Lehrbetrieb wird ohne große Einschränkungen weitergehen. Man könne den Studenten schließlich nicht sagen, dass sie ein Semester aussetzen sollen.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels war von 820.000 Euro Gesamtkosten für die Brandwachen allein in diesem Jahr die Rede. Hier lag ein Rechenfehler des Autors vor. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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