Auch der Nachwuchs ist entsetzt über die Neubau-Pläne der Stadt. Alexander (l.) und Leo möchten den "zauberhaften Ort" retten.

© Beate Dönnewald

Leo und Alexander: „Dieser bezaubernde Ort darf nicht bebaut werden“

rnProtest gegen Baugebiet

Die Stadt plant ein neues Wohnquartier. 37 Wohneinheiten sollen am Dortmunder Stadtrand entstehen. Anwohner wollen das Projekt stoppen und haben bereits erste Schritte unternommen.

Mengede

, 09.03.2022, 17:55 Uhr

Sarah Spieß ist entsetzt: „Ich dachte, die Sache wäre vom Tisch.“ Mit der Sache meint die Dortmunderin den Bebauungsplan Mg 169, der auf einer Grünfläche an der Schaphusstraße in Dortmund-Mengede ein neues Wohnquartier vorsieht.

Nicht nur die Mengederin läuft Sturm gegen die Pläne der Stadt Dortmund. Gemeinsam mit einigen Nachbarn in der Straße Eckei möchte sie das Neubaugebiet mit 37 Wohneinheiten hinter der Aral-Tankstelle unbedingt verhindern. Entsprechende Stellungnahmen und eine Unterschriftenliste liegen der Verwaltung im Zuge der „frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“ bereits vor. Geplant sind Reihen- und Mehrfamilienhäuser.

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Sogar der Nachwuchs hat sich die Rettung der Brach- und Grünfläche auf die Fahnen geschrieben. „Dieser bezaubernde Ort darf nicht bebaut werden“, fordern Alexander Martin und Leo, beide 12 Jahre jung. Schon 2018 wehrten sich die Anwohner gegen die Rodung der Fläche.

Besonders am Herzen liege den Anwohnern der Artenschutz: „Ich mache hier abends oft eine Runde mit dem Hund. Dann höre ich die Waldkäuze und sehe manchmal sogar die Fledermäuse fliegen“, erzählt Sarah Spieß.

Viele Nisthöhlen in den Pappeln

Ihr Nachbar Frank Fischer ergänzt: „In den alten Pappeln befinden sich ganz viele Nisthöhlen. Der Nabu hat festgestellt, dass es sich hier um den kleinen Abendsegler handelt, eine sehr seltene Fledermausart.“ Auch die kleine Zwergfledermaus und die Rauhautfledermaus wurden gesichtet.

Zu den Gegnern des geplanten Wohnquartiers gehört auch die Mengeder Bezirksvertreterin Jenni Pätsch (Die Partei), die unter anderem die Unterschriftenaktion initiiert hat. Auch sie, so sagt sie, sorge sich um die besondere Tierwelt, die auf dem rund einen Hektar großen Areal beheimatet sei.

Sarah Spieß, Frank Fischer und Jenni Pätsch wehren sich gegen die Neubau-Pläne an der Schaphusstraße.

Sarah Spieß, Frank Fischer und Jenni Pätsch wehren sich gegen die Neubau-Pläne an der Schaphusstraße. © Beate Dönnewald

„In der ramponierten Pappel dort hinten wachsen jedes Jahr drei bis vier Waldkauz-Babys auf“, erzählt sie beim Ortstermin mit dieser Redaktion. „Und die Glühwürmchen würden wir dann auch nicht mehr sehen“, sagen Leo und Alexander Martin.

Zwei weitere große Themen, die die Nachbarn umtreiben, sind der Klima- und der Hochwasserschutz. „Laut Klimaanalyse, die die Stadt in Auftrag gegeben hat, handelt es sich hier um eine wichtige Ausgleichsfläche. Ich kann nicht verstehen, warum hier überhaupt gebaut werden soll“, so Jenni Pätsch.

Frank Fischer und Sarah Spieß zeigen auf die Nisthöhlen in den alten Bäumen.

Frank Fischer und Sarah Spieß zeigen auf die Nisthöhlen in den alten Bäumen. © Beate Dönnewald

Durch die Versiegelung der Fläche befürchten die Anwesenden, zukünftig nicht mehr genügend vor Hochwasser-Ereignissen geschützt zu sein. „Da vorne ist die Emscher. Bei der Überschwemmung im Juli 2021 stand das Wasser schon ganz schön hoch“, berichten sie.

Weil sich früher auf dem Gelände ein Baubetriebshof befand, vermuten die Anwohner, dass der Boden kontaminiert sein könnte. „Hier wurde mit Teermaschinen gearbeitet“, sagt Frank Fischer. Sein Nachbar Georg Maschefski erinnert sich an illegale Aufschüttungen.

Gespannt auf Bodengutachten

Deshalb seien sie gespannt auf die Bodengutachten, die die Stadt vermutlich in Auftrag geben muss. Die Anwohner erwarten, dass ihnen die Ergebnisse anschließend niedrigschwellig und transparent zur Verfügung gestellt werden.

Früher befand sich hier ein Baubetriebshof. Daran erinnert der Betonboden.

Früher befand sich hier ein Baubetriebshof. Daran erinnert der Betonboden. © Beate Dönnewald

Ideen, wie man die zugewucherte und zum Teil vermüllte Fläche nutzen könnte, haben die Anwohner genügend. Einen Bereich sollte man ihrer Meinung nach für die Bodenbrüter und die Tierwelt nicht verändern. „Den Betonboden und einen Teil der Brombeeren könnte man entfernen, und einen Picknick- und Spielplatz, gerne mit Bezug zur Emscher, schaffen“, so Jenni Pätsch. Auch eine Verbindung zum Emscherweg könne man sich gut vorstellen.

Was alle nicht wollen, ist eine „zugebaute Fläche“ und den Verlust der alten Bäume. „Schließlich will Dortmund ja ganz schnell die Klimaziele erreichen und wenn sie hier was versiegelt, dann wird das nichts“, appelliert Jenni Pätsch.

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