Kurz vor seiner Abberufung nach Kiew hat der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, mehrere deutsche Firmen wegen ihrer anhaltenden Russland-Geschäfte kritisiert. Zu den Unternehmen zählt er auch den Dortmunder Pumpenhersteller Wilo.

Kurz vor seiner Abberufung nach Kiew hat der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, mehrere deutsche Firmen wegen ihrer anhaltenden Russland-Geschäfte kritisiert. Zu den Unternehmen zählt er auch den Dortmunder Pumpenhersteller Wilo. © Montage dpa/Archiv

Melnyk-Attacke gegen Wilo: „Unterstützung für das Terror-Regime“

rnUkraine-Krieg

Der scheidende Botschafter der Ukraine, Andrij Melnyk, übt scharfe Kritik an den Russland-Geschäften deutscher Firmen. Er nennt auch Wilo. Das Dortmunder Unternehmen reagiert nicht direkt.

Dortmund

, 12.10.2022, 17:28 Uhr / Lesedauer: 2 min

So rau wie er seit Kriegsbeginn aufgetreten ist, so rau bleibt der Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk jetzt auch kurz vor seiner Abberufung aus Deutschland. Der scheidende Diplomat prangert jetzt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Russland-Geschäfte deutscher Firmen an.

Melnyk listet zahlreiche namhafte Unternehmen auf. Darunter Bayer genauso wie Bosch, SAP, DB Schenker, Vaillant oder Miele - und auch den Dortmunder Pumpenhersteller Wilo.

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„Die deutschen Unternehmen“, schreibt Melnyk, „bleiben immer noch in Russland und unterstützen mit Investments und Steuern dieses mörderische Terror-Regime. Mit Eurem blutigen Geld werden Raketenangriffe auf Städte & Zivilisten finanziert. Das werden die Ukrainer NIE vergessen und NIE vergeben.“

Wilo-Werk bei Moskau wurde 2016 eröffnet

Wilo eröffnete 2016 ein Werk in Noginsk bei Moskau. Dort wird offensichtlich nach wie vor produziert. Jedenfalls hat Wilo nie etwas anderes verkündet. Ein Statement direkt zu Melnyks Attacke mochte man auf Anfrage unserer Redaktion nicht abgeben. Zuletzt äußerte sich der Vorstandsvorsitzende Oliver Hermes Ende April so: „Wir betrachten unsere Kolleginnen und Kollegen in Russland weiterhin als integralen Bestandteil der Wilo-Familie. Deshalb zählen wir auch in Russland auf einen Fortbestand unseres Geschäfts – und die Aktivitäten in unserer Produktionsstätte in Noginsk laufen weiter.“

Gemeinsam mit Russlands Ex-Präsidenten Dmitrij Medwedew eröffnete Oliver Hermes im Sommer 2016 das Wilo-Werk in der Nähe von Moskau.

Gemeinsam mit Russlands Ex-Präsidenten Dmitrij Medwedew eröffnete Oliver Hermes im Sommer 2016 das Wilo-Werk in der Nähe von Moskau. © (A) dpa

Bei der Inbetriebnahme des Standorts in Russland begrüßte Wilo-Chef Oliver Hermes 2016 auch den damaligen russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew. Jenen Medwedew, der heute übelst gegen den Westen hetzt und über Atomwaffen-Einsätze fantasiert.

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Oliver Hermes betont seit Beginn des Krieges in der Ukraine immer wieder, dass sich die Wirtschaft unabhängig von geopolitischen Konflikten und Spannungen selbst organisieren müsse. Handelssanktionen, extra-territoriale Sanktionen, Technologieembargos und eine aus politischen Gründen eingeleitete Entkopplung von Lieferketten hätten „verheerende Folgen für die hyperglobalisierte Weltwirtschaft und gerade für Europas Unternehmen“.

Wilo verweist auf seine „gesellschaftliche Verantwortung“

Dass man in Russland weiter produziere, begründete Oliver Hermes im April auch mit dem folgenden Argument: „Wir bewegen das lebenswichtige Medium Wasser und stellen wichtige Prozesse kritischer Infrastrukturen sicher, wie zum Beispiel in Wohngebäuden, Krankenhäusern, Wohnheimen, Wasserwerken und Kläranlagen.“

Wilo-Chef Oliver Hermes, hier im Werk in Dortmund-Hörde, gab auf Anfrage kein Statement zur Melnyk-Kritik ab. Im April hatte er bereits den Weiterbetrieb des Werks in Russland vor dem Hintergrund des Angriffs auf die Ukraine so verteidigt: „Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, unsere Aktivitäten in beiden Ländern sofern möglich aufrecht zu erhalten.“

Wilo-Chef Oliver Hermes, hier im Werk in Hörde, gab auf Anfrage kein Statement zur Melnyk-Kritik ab. Im April hatte er bereits den Weiterbetrieb des Werks in Russland vor dem Hintergrund des Angriffs auf die Ukraine so verteidigt: „Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, unsere Aktivitäten in beiden Ländern sofern möglich aufrecht zu erhalten.“ © (A) Stephan Schütze

Weil sauberes Wasser ein Menschenrecht sei, versuche man auch alles, um auch in der Ukraine „unter schwierigsten Umständen“ tätig zu bleiben. „Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, unsere Aktivitäten in beiden Ländern sofern möglich aufrecht zu erhalten.“

Das Ziel der westlichen Sanktionspolitik sei doch „eine Verhaltensänderung der russischen Führung und eben nicht die völlige Zerstörung der russischen Wirtschaft und die Verarmung der Bevölkerung“.