Kleine Dosis, große Wirkung – die tritt auch bei Astrazeneca ein. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Meinung

Wer Astrazeneca ablehnt, verhöhnt die Corona-Opfer

„Astrazeneca? Lieber nicht! Wer weiß schon genau, ob das nicht doch gefährlich ist...“ Wenn unser Autor solche Sätze hört, steigt in ihm Wut auf. Das darf ja wohl nicht wahr sein!

Dortmund

, 10.07.2021 / Lesedauer: 3 min

Man hört ja so viel. Und liest so viel. Vielleicht ist ja doch was dran. Astrazeneca, irgendwas ist daran doch nicht geheuer, oder? Biontech, ja, das ist gut und wirksam. Moderna vielleicht auch. Und bei Johnson & Johnson reicht ja einmal impfen. Echt praktisch kurz vorm Urlaub.

Hirnvenenthrombose – ein Wort, das 2020 noch niemand kannte. 2021 haben alle das Gefühl, daran müssten viele Astra-Geimpfte sterben – plötzlich und aus heiterem Himmel. Da können sich die Ärzte und Forscher die Münder fusselig reden. Können wieder und wieder herunterleiern, dass das so gut wie nie passiert. Und wenn, dann mit starkem Kopfschmerz – also mit etwas, das ein Arzt gut und rechtzeitig erkennen und behandeln kann.

Warum dieses Von-jetzt-auf-gleich?

Die Stiko – extremst vorsichtig – sagt erst: Astrazeneca bitte nur noch für Über-60-Jährige. Um dann, im Angesicht der Delta-Gefahr, nachzuschieben: Also, auch für die wäre eine Zweitimpfung mit Biontech oder Moderna noch besser.

Nichts gegen wissenschaftliche Erkenntnisse. Ihnen zu folgen ist generell korrekt. Aber dieses Schalter-Umlegen, dieses Von-jetzt-auf-gleich bewirkt letztlich was genau? Richtig: Vielleicht ist ja doch was dran an der Angst vor Astra, wer weiß...?

Ist doch nicht schlimm, Impfstoff wegzuwerfen?

Die ganz praktische Folge: Tausende Impfdosen stapeln sich allein in den Kühlschränken der Hausärzte in Dortmund. Im ganzen Land sind das Zigtausende, vielleicht Millionen.

Bald laufen die ersten ab. Dass man sie bis dahin in Spritzen packen und in Oberarme jagen kann – unwahrscheinlich bei den aktuellen Empfehlungen. Nicht so schlimm, sagen Sie? Dann wirft man‘s halt weg? Das sehe ich grundlegend anders.

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Erzählen Sie das doch mal in Zentralafrika!

Es ist unfassbar, dass auf der ganzen Welt Menschen elendig verrecken an diesem Virus. Zur Erinnerung: Covid ist vor allem eine Lungenkrankheit. Menschen ersticken also.

Und wir, im reichen Deutschland, im reichen Westen, lachen höhnisch. Zumindest wirkt es so. Oder wollen Sie jetzt gerade in Zentralafrika, in Indien oder im Hinterland Brasiliens erzählen: „Ach, wir mussten jetzt übrigens Tausende Impfdosen wegschmeißen, die waren abgelaufen“? Wer Astrazenca ablehnt, tut genau das: Er (oder sie) verhöhnt Corona-Opfer weltweit. Und deren Angehörige.

Astrazeneca ist ein Zebrastreifen mit Ampel

Die Menschheit hat in unfassbarer Geschwindigkeit auf verschiedenen Wegen Impfstoffe gefunden, die einen sehr, sehr guten Schutz bieten vor einer weltweiten todbringenden Seuche bei, nach allem was wir wissen, minimaler Gefahr von ernsten Nebenwirkungen. Das gilt auch für Astrazeneca!

Einen 100-prozentigen Schutz gegen die Krankheit gibt es nicht, aber einen (so weit in der Kürze der Zeit erforscht) über 90-prozentigen gegen schwere Verläufe, bei Biontech wie auch Astrazeneca wie auch Moderna. Und einen 100-prozentigen Schutz gibt es auch nicht vor schweren Nebenwirkungen - auch nicht bei Biontech. Sie können auch immer vorm Überqueren der Straße ganz genau nach links und rechts gucken – und trotzdem irgendwann überfahren werden.

Aber Astrazeneca ist – um in diesem Bild zu bleiben – nicht nur ein Zebrastreifen. Sondern einer mit Ampel. Und Warnschildern davor. Sicherer geht es kaum.

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