Astrazeneca bleibt stehen, Comirnaty von Biontech wird immer gerne genommen – das hat Folgen für die Arztpraxen.

© Björn Althoff

„Wahrscheinlich müssen wir Astrazeneca wegwerfen“

rnCorona-Impfung

Was tun mit dem Covid-Impfstoff von Astrazeneca? Massenhaft liegt er bei Hausärzten in Dortmund. Doch die einen wollen ihn nicht, andere sollen ihn nicht bekommen. Und verschenken? Geht das?

Dortmund

, 09.07.2021, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch könnte er 150 Menschen impfen mit Astrazeneca. 15 Fläschchen habe er noch in seiner Praxis, erklärt Dr. Prosper Rodewyk, Hausarzt in Hörde und Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Aber einige davon „werden wir wahrscheinlich wegwerfen müssen“.

Astrazeneca hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, wie Rodewyk seit Monaten betont. Das Vakzin habe eine hohe Wirksamkeit. Ja, Nebenwirkungen wie die Hirnvenenthrombose seien aufgetreten. Aber in so seltenen Fällen, dass die Vorteile einer Impfung weit, weit, weit überwiegen würden.

Astrazeneca bestellt – danach äußerte sich die Stiko

Zudem: Mittlerweile gilt die Empfehlung, Astrazeneca nur noch an Über-60-Jährige zu verimpfen. Was Rodewyk auch vorgehabt hatte. Am Dienstag vor einer Woche bestellte er also neu.

Schließlich standen die Corona-Zweitimpfungen für einige Patienten an. Nur: Noch bevor der Apotheker den Impfstoff in die Praxis geliefert hatte, galt schon eine andere Empfehlung der Stiko. Die kam am Donnerstag vor einer Woche (1.7.) heraus.

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Hausärzte können viel Biontech bekommen

Hybridimpfungen seien besser und ratsam, hieß es aus Berlin in Richtung Hausärzte. Also: Wer in der ersten Spritze den Vektor-Impfstoff Astrazeneca hatte, sollte nun einen mRNA-Impfstoff bekommen – also Biontech.

Biontech können die Hausärzte zwar mittlerweile nahezu unbegrenzt bestellen, erklärt Rodewyk. Aber: Was tun mit dem Astrazeneca in der Praxis? Seine über-60-jährigen Patienten seien ja mittlerweile geimpft. Und die Jüngeren sollten es einerseits nicht bekommen. Viele würden es zudem ablehnen.

Tausende Impfdosen in Dortmund, die ablaufen?

„Bald fangen die ersten Vials an zu verfallen“, ärgert sich Rodewyk. Manche Fläschchen seien noch gültig bis Oktober. „Aber ob ich die bis dahin noch verimpft bekomme – das wage ich zu bezweifeln.“

Rodewyk ist keine Ausnahme. Auch andere Ärzte berichten davon, dass sich in ihren Kühlschränken das Astrazeneca stapelt. So kommen allein in Dortmund schnell Hunderte Vials, also tausende Impfdosen zusammen. Wird man sie nicht los, muss man sie wegschmeißen.

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Bezahlt vom Bund oder bezahlt vom Land?

Kann man dafür nicht irgendwo doch noch eine Verwendung finden? Nun ja, sagt Rodewyk, ein Problem bringe der Föderalismus mit sich.

Der Impfstoff in den Impfzentren etwa sei besorgt vom Land NRW. Deshalb könne das, was dort übrig bleibe, im Zweifelsfall auch an das Ministerium in Düsseldorf zurückgegeben werden.

Das Problem mit der Kühlkette

Was in den Arztpraxen lande, werde indes vom Bund finanziert. Deshalb dürfe man das weder an die Impfzentren weitergeben noch zum Weiterverteilen ans Land NRW abtreten. „Wir haben auch schon überlegt, ob man es wenigstens nach Afrika oder so geben könnte.“ Nur: Auch da gibt es ein generelles Problem.

Denn es bleibt die Frage: Ist die Kühlkette für den Impfstoff tatsächlich lückenlos gewesen?