Ab Montag vorbei: „Click and Meet“ in Dortmund. © Foto: Schaper / Grafik: Sauerland
Meinung
Verschärfte Notbremse in Dortmund - warum denn nicht gleich so?
Läden dicht, Schulen leer, kein Sport mehr in Gruppen – kann das die Lösung sein für die Corona-Probleme in Dortmund? Ja, ja und nochmals ja! Und es müsste noch viel mehr schließen.
Nur eine Inzidenz von 72? Tja, dann dürft ihr eure Schulen nicht schließen, liebe Stadt Dortmund. Dazu müsstet ihr schon die 100 erreichen.
Kurios, oder? Das ist erst einen Monat her. Die Stadt wollte wenige Tage vor den Osterferien die Schulen dichtmachen. Das Land sagte nein.
Die Warnungen gab es doch schon
Natürlich: Hinterher ist man immer schlauer. Nur: Man wusste das alles doch schon im März. Die englische Corona-Mutation, die sich schneller verbreitet, auch unter Kindern und Jugendlichen. Virologen, die warnten. Intensivmediziner, die eindrücklich schilderten, wie ihr System seinerzeit schon am Limit war. Politiker, die entschlossen auftraten und versprachen: Jetzt, ja jetzt werde man handeln. Und zwar schnell.
Dummerweise kam Ostern. Und so ein Fest wollte man sich dann ja doch nicht kaputt machen – allen Warnungen zum Trotz. Außerdem sei es sinnvoll, die Kinder nach all den Entbehrungen der Pandemie wieder in die Schulen zu schicken. Und dann kämen ja auch die Ferien – und nach zwei Wochen hätte sich bestimmt wieder alles entspannt.
Ja, offene Schulen wären sehr schön
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Kinder und Jugendlichen haben es schwer gerade, sehr schwer. Und ich staune jeden Tag aufs Neue, wie diszipliniert und brav und verständnisvoll sie das alles hinnehmen. Viele sind darin besser als die Erwachsenen.
Es wäre traumhaft, wenn man Schülern den Alltag zurückgeben könnte – zumindest ein kleines Stück davon. Freunde wiedersehen, wenn auch auf Abstand. Endlich wieder lernen, so richtig im Klassenraum mit Abschreiben und Anschiss vom Lehrer zwischendurch und der Ermutigung, diesem beiläufigen „Du schaffst das!“
Mama und Papa auf der Intensivstation?
Aber: Was würde das kurze Glück jetzt nutzen? Wenn die Kinder und Jugendlichen dann das Virus weiter herumtragen? Wenn sie Mama oder Papa anstecken, ohne dass sie selbst Covid-Symptome hatten nach ein paar Tagen Schule?
Spätestens wenn dann immer mehr Eltern auf den Intensivstationen liegen, wenn die 30-, 40-, 50-Jährigen einen harten Kampf gegen das Virus führen und darum, ihre Gesundheit von früher wiederzubekommen – spätestens dann wird sich wieder einer hinstellen und sagen: „Tja, wussten wir halt nicht. Hinterher ist man immer schlauer.“
Es ist kein Glauben, es ist ein Wissen
Und auch hier: Wir wissen doch, was passiert. Wir leben nicht im Mittelalter, sondern in einer Zeit, in der man Daten berechnen kann, in der Wissenschaftler Gehör finden, in der wir um Wahrscheinlichkeiten wissen und Risiken abschätzen können. Es geht nicht mehr darum, an irgendetwas zu glauben, irgendwas zu hoffen.
Nein: Die Fakten liegen auf dem Tisch. Es muss nur endlich mal jemand handeln. Das tut die Stadt Dortmund. Zumindest soweit sie das entscheiden kann ohne das Land.
Nein, auch keine offenen Läden mehr
Und „Click and Meet“? Könnte man nicht wenigstens die Läden offen halten mit all den Hygienekonzepten und Abständen und Terminbuchungen? Nein: Kann man nicht, soll man nicht, darf man nicht in einer Situation wie dieser.
Bei vielen Infektionen wissen wir weiterhin nicht, wo sie geschehen. Also müssen wir das öffentliche Leben herunterfahren, so weit es geht, so weh es auch tut.
Ausgangssperre? Homeoffice-Pflicht? Ansonsten Firmen dicht? Warum nicht? Zumindest für ein paar Wochen.
Hat „Click and Meet“ etwa die Läden gerettet?
Bloß: Bitte, bitte nicht mehr so etwas Halbherziges wie zuletzt. Hat „Click and Meet“ etwa die Läden gerettet? Nein. Nicht einmal das. Viele Geschäftsleute sind unzufrieden.
Da ist es nur richtig zu sagen: Leute, macht alles dicht! Damit wir dann – idealerweise geimpft – wieder richtig öffnen können. Auch die Schulen.
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