Ausgerechnet der Datenschutz hat uns die aktuelle Corona-Welle und vor allem die hohen Infektionszahlen unter Kindern beschert - findet Autor Björn Althoff.

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Mit weniger Datenschutz hätten wir die Corona-Welle aufhalten können

rnMeinung

Wieso ist die Corona-Inzidenz in Dortmund so hoch? Hätte man die Ausbreitung in Schulen und Kitas verhindern können? Unser Autor sagt: Ja. Eine wichtige Rolle spielte der Datenschutz.

Dortmund

, 24.01.2022, 18:52 Uhr / Lesedauer: 2 min

Haben Sie auch so Angst vor einem allwissenden Staat? Dass jemand im Amt xy Ihren Namen in einen Computer eintippt – und der dann jedes kleinste Detail über Sie ausspuckt? Dass dann da alles steht – vom Impfstatus über Knöllchen und Krankheitsgeschichte bis zu den Steuer-Daten der vergangenen 30 Jahre? Ach, wenn das doch nur so wäre...

Dann würden die Gesundheitsämter bei der Corona-Nachverfolgung nämlich nicht so viel Zeit damit verschwenden, Namen und Daten einzugeben. Dann müssten sie nicht in anderen Ämtern nachfragen: Sagt mal, der kleine Max und die große Schwester Lena, welche Kita-Gruppe und welche Schulklasse besuchen die denn?

Hotspots vorausberechnen? Facebook könnte das

Wenn Ämter so funktionieren würden wie Datenkraken à la Facebook, dann hätten die Computer selbstständig ausgespuckt, an welchen Schulen Corona-Ausbrüche drohen. Sie hätten Wahrscheinlichkeiten berechnet, welche Kitas zu Hotspots werden.

Und vielleicht – ja, ich weiß, ein verrückter Gedanke – hätte man agieren können statt nur zu reagieren. Einzelne Einrichtungen sicherheitshalber schließen, bevor ein Flächenbrand entsteht. Eine Inzidenz im Tausender-Bereich in einer Altersklasse, die – man muss das immer wieder betonen – eben keine Chance auf Impfschutz hatte.

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„Wird ja schon nichts passieren“

Um Kinder ab fünf Jahren gegen Corona zu impfen, mussten Eltern schon extrem schnell sein. Für Jüngere gibt es bis heute kein zugelassenes Vakzin. Und deshalb gibt es immer nur das Mantra-artige: „Wird ja schon nichts passieren. Kinder sterben ja nicht dran.“

Und das sagen wir uns dann, während wir uns in der Kneipe zuprosten oder wenn wir uns im Fitnessstudio am Laufband begegnen. Denn natürlich wollten wir nicht länger warten, wir haben ja schon so lange verzichtet. Jetzt sind wir geboostert und wollen ins Leben zurück.

Das posten wir dann auf Instagram und Facebook, schicken es über Whatsapp an Freunde, nachdem wir das Update mit den neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen heruntergeladen haben. Ach, akzeptieren, einfach draufklicken, was soll schon passieren?

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Wir wollten es einfach nicht verhindern

Nicht dass wir uns missverstehen: Ich will auch keinen allwissenden Staat. Wenn Tech-Konzerne meine Daten, Handybewegungen, Such-Anfragen und Einkäufe der letzten Monate nachvollziehen können, ist das schon schlimm genug. Ein Staat aber muss die Daten seiner Bürger gegen Missbrauch schützen. Und sicherstellen, dass das in Zukunft so bleibt.

Nur: Es ist wichtig, sich das alles einmal vor Augen zu führen. Hatten wir alle Daten? Ja. Konnten wir die Ausbreitung theoretisch ausrechnen? Ja. Haben wir seit Frühjahr 2020 genug gelernt, was Corona bedeutet? Eigentlich schon.

Wollten wir also verhindern, dass die schutzlosen Kinder durchseucht werden? Nein.