„Das Begehren für den Frieden ist aktueller denn je“ Hunderte bei Gedenken an Karfreitags-Morde

Mehrere Hundert Menschen gedachten der Karfreitags-Morde
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„Die Erinnerungskultur trotzt Wind und Wetter“, stellte Manfred Kossack mit Blick auf ein Meer von Regenschirmen fest. Der Sonderbeauftragte des Oberbürgermeisters für Vielfalt, Toleranz und Demokratie führte durch die jährliche Gedenkveranstaltung in der Bittermark.

Auch in diesem Jahr hielten wieder mehrere Hundert Menschen die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit wach, darunter Nicole Godard, Vizepräsidentin des Verbandes der französischen Zwangs- und Arbeitsdeportierten. Sie versammelten sich auf einer Lichtung am Mahnmal, das 1960 errichtet wurde als Gedenkstätte für die Mordopfer der Gestapo im Rombergpark, am Rande von Hörde und in der Bittermark in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Fast 300 Menschen wurden hingerichtet, von der Gestapo erschossen – neben Widerstandskämpfern aus dem Hörder Gestapo-Keller und der Steinwache auch viele Zwangsarbeiter aus der früheren Sowjetunion und Jugoslawien, aus Polen, Belgien, den Niederlanden und Frankreich.

Kränze rund ums Mahnmal

An sie erinnerten auch die vielen Kränze und einzelnen Nelken, die an diesem Karfreitag das wuchtige Mahnmal rundum säumten. Dieser Ort im Bittermärker Wald sei nicht nur ein Mahnmal für die Gräueltaten des Krieges, sondern auch für die „Notwendigkeit des Friedens“, betonte Bürgermeister Norbert Schilff in seiner Ansprache, mit der er auch den Bogen zum Ukraine-Krieg schlug. „Das Begehren für den Frieden ist aktueller denn je“, sagte er mit Blick auf den größten Landkrieg Europas seit Kriegsende vor 78 Jahren

Der Dauerregen konnte mehrere Hundert Menschen nicht davon abhalten, am Karfreitag der NS-Opfer in Dortmund zu gedenken.
Der Dauerregen konnte mehrere Hundert Menschen nicht davon abhalten, am Karfreitag der NS-Opfer in Dortmund zu gedenken. © Oliver Schaper

„All die Hoffnungen und all die Mahnungen, die wir seit den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hier an diesem Mahnmal ausgesprochen haben, sind gerade ad absurdum geführt“, stellte Schilff fest. Dennoch: „Dieses Mahnmal ist eine in Stein gemeißelte Warnung an uns alle – und alle die, die noch kommen werden.“

Die Botschafterinnen und Botschafter der Erinnerung, Schüler aus Dortmund, beleuchteten die Schicksale einzelner NS-Opfer. Teilnehmer des Heinrich-Czerkus-Laufs – Jogger, Walker, Wanderer und Radfahrer – erinnerten an den ehemaligen Platzwart von Borussia Dortmund, der als Widerstandskämpfer gegen Hitler im April 1945 von den Nazis im Rombergpark ermordet wurde.

„Kommen Sie wieder“

Auszubildende der Friedhöfe der Stadt Dortmund hatten die Gräber am Mahnmal neu bepflanzt und baten die Besucher der Gedenkveranstaltung, im Anschluss bereitgestellte Blumen dort niederzulegen. Der Kinderchor der Chorakademie und die Posaunenchöre aus Dortmund umrahmten das Gedenken musikalisch.

Den vielen Teilnehmern, die trotz des Dauerregens auf der Lichtung ausharrten, sagte Georg Deventer, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache/Internationales Rombergpark-Komitee: „Kommen Sie nächstes Jahr wieder und bringen Sie vielleicht jemanden mit, der zum ersten Mal den Weg zu diesem Mahnmal findet.“

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