Als Radfahrer braucht man viel Mut, um sich in den dichten Autoverkehr auf dem Heiligen Weg in Dortmund zu stürzen. Und das wird wohl auch noch für einige Jahre so bleiben. Denn der Aufwand für eine lange geplante radfahrgerechte Umgestaltung ist groß.
Die einstige Markierung eines Rad-Schutzstreifens ist auf dem Heiligen Weg nur noch ansatzweise zu erkennen. Seit auf der viel befahrene Innenstadt-Straße 2020 gebaut wurde, gibt es keine klare Regelung für den Radverkehr mehr.
Die alten schmalen Schutzstreifen, die auf den Fahrbahnen markiert waren, entsprachen nicht mehr den Regeln, erklärte die Stadt damals. Deshalb wurden sie nach Abschluss der Bauarbeiten nicht erneuert. Die Richtlinien fordern für Fahrrad-Schutzstreifen von 1,50 Meter und dazu einen Sicherheitsabstand von 75 Zentimetern zu Parkstreifen am Fahrbahnrand.
Als Alternative brachten die Verkehrsplaner der Stadt schon damals die Ausweisung einer breiten Radspur auf Kosten einer Fahrspur für den Autoverkehr ins Spiel. Das steht auch schon seit längerer Zeit auf der Wunschliste der zuständigen Bezirksvertretung.
Umso überraschter waren die Politiker als Baudezernent Arnulf Rybicki im Frühjahr 2024 ankündigte, dass die Markierungen für den Radverkehr auf dem Heiligen Weg kurzfristig „im Bestand wiederhergestellt“ würden. Zu sehen ist davon bis heute wenig, wie ein Blick auf den aktuellen Straßenzustand zeigt.

Rybicki deutete damals bereits an, dass über eine kombinierte Rad- und Busspur im Zusammenhang mit der Einrichtung der Ring-Buslinie 440 nachgedacht werde. Die soll im Herbst dieses Jahres an den Start gehen. Eine Umgestaltung des Heiligen Wegs lässt aber noch länger auf sich warten, wie die Verwaltung jetzt in einer Stellungnahme an die Politik ankündigt - zehn Monate nach einer entsprechenden Anfrage der Grünen im Mobilitäts-Ausschuss.
Dem damaligen Wunsch, kurzfristig eine Neumarkierung nach aktuellen Richtlinien umzusetzen, erteilt die Verwaltung eine Absage. Ein Schutzstreifen von nur 1,50 Meter Breite würde den Zielen der städtischen Radverkehrsstrategie widersprechen und auch keine zwei Auto-Fahrspuren pro Richtung erhalten können, heißt es.
Grundsätzlich denken die Verkehrsplaner an eine bessere Lösung für den Radverkehr mit einem Radfahrstreifen von mindestens 2,30 Meter Breite plus Sicherheitstrennstreifen. Die schnelle Umsetzung scheitert allerdings an mehreren Umständen.
Brücke ist zu eng
Einer davon ist in der Tat die Überlegung, eine kombinierte Rad- und Busspur auf dem Heiligen Weg zu schaffen. Das wäre grundsätzlich möglich. „Die Gesamtbreite von 3,05 Meter ließe das zu“, teilen die Verkehrsplaner mit.
Das Problem ist allerdings die Bahnbrücke der S4 zwischen Löwenstraße und Großmarkt-Zufahrt. Dort bliebe nur eine Breite von 2,45 Meter für eine eigene Spur, die für den Busverkehr zu eng ist. Auch auf der Kreuzung zwischen Heiligem Weg, Großmarkt und Ernst-Mehlich-Straße würde es zu eng. Bei einer eigenen Ampelschaltung für den Radverkehr drohten lang Staus. Nötig sei deshalb ein Umbau der Kreuzung, um weiter zwei Auto-Spuren zu ermöglichen.

Die Planer sprechen noch weitere Gründe an, die gegen eine schnelle Lösung sprechen. So sei die Fahrbahndecke des Heiligen Wegs in weiten Teilen sanierungsbedürftig. Ampelschaltungen müssen angepasst und eine neue Ampelkreuzung am Wasserturm mit der Zufahrt zum Kronprinzen-Viertel eingerichtet werden. Nicht zuletzt sei ein baustellenfreier Heiliger Weg als Umleitungsstrecke für anstehende Kanal- und Fernwärme-Baustellen im Kaiserviertel nötig.
Der Rat der Verwaltung: Man sollte die Umplanung der Kreuzung abwarten und im Zusammenhang mit Fahrbahnsanierung und neuen Ampelschaltungen mit der Ummarkierung für Bus- und Radverkehr beginnen - geplant sei das „ab 2027“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.