
© Jörg Schimmel
Mehr Bahnen, neue Busfahrer – so will DSW21 vorankommen
Stadtwerke-Bilanz 2019
Für die DSW21 war das Geschäftsjahr 2019 zwar schlechter als das Vorjahr, aber besser als nach Plan. Nach Personaleinsparungen wird in einem Bereich wieder eingestellt.
Die Verlustbringer sind die üblichen: Pensionsrückstellungen und das Defizit beim öffentlichen Personennahverkehr reißen bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21) erneut die tiefsten Löcher in die Bilanzsumme von fast 2 Milliarden Euro. Das Minus bei DSW21 im Jahresergebnis 2019 ist gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Millionen auf 39,3 Millionen Euro gestiegen.
Dennoch ist Vorstandschef Guntram Pehlke „extrem zufrieden“; denn das Geschäftsjahr 2019 lief besser als erwartet. Und das, obwohl der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit 24,6 Millionen Euro sogar deutlich hinter den Zahlen aus 2018 (57,4 Millionen Euro) zurückblieb. Das wiederum lag daran, dass die Bilanz 2018 von einer Sonderdividende von RWE (23,6 Millionen Euro) positiv geprägt war.
„Stille Reserven“ nicht angerührt
2019 musste DSW21 ohne solch einen Sondereffekt auskommen. 41,7 Millionen Euro musste das städtische Unternehmen an Pensionsrückstellungen leisten, um die Altersversorgung seiner 1898 Mitarbeiter abzusichern – Tendenz steigend – und bekam planmäßig von der Konzerntochter DEW21 mit 30,8 Millionen Euro rund 10 Millionen Euro weniger als 2018 ausgeschüttet. Dennoch brauchten die Stadtwerke dafür nicht – wie eigentlich vorgesehen – an ihre „stillen Reserven“ aus dem Wertpapierspezialfonds zu gehen.
„Für uns wichtige Kennziffern sind die positiven Abweichungen zu unseren Planzahlen“, sagt der DSW21-Vorstandsvorsitzende Guntram Pehlke. Und da steht DSW21 sowohl beim Jahresergebnis (+1,8 Millionen Euro) und insbesondere beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (+13,4 Millionen Euro) deutlich im Plus. Finanzvorstand Jörg Jacoby: „Bei den Umsatzerlösen und Erträgen liegen wir um neun und beim Beteiligungsergebnis um gut sieben Millionen Euro besser als geplant.“
102,4 Millionen Euro entlasten Stadthaushalt
Die anhaltende Niedrigzinspolitik ist für die Stadtwerke Fluch und Segen zugleich. Aufgrund der verschwindend geringen Zinsen muss sie immer größere Summen für die Pensionsrückstellungen aufwenden, erhält aber billiges Geld am Kapitalmarkt. So sanken die Zinsaufwendungen für längerfristige Darlehen im zurückliegenden Geschäftsjahr gegenüber 2018 um rund 3 auf 7 Millionen Euro.
Auch 2019 haben die Stadtwerke wieder zur Entlastung des städtischen Haushalts und zur Verbesserung der Infrastruktur beigetragen – in Summe 102,4 Millionen Euro. Darin enthalten sind unter anderem die Verluste im Verkehrsbereich, dem eigentlichen Kerngeschäft von DSW21, und beim Flughafen, die Konzessionsabgabe für DEW21 sowie Spenden und Sponsoring-Aktivitäten.
Die Umsatzerlöse im öffentlichen Personennahverkehr stiegen gegenüber 2018 um 2,7 auf 126,4 Millionen Euro. Das Verkehrsdefizit als Hauptverlustbringer sank um 4,4 Millionen Euro auf -51,3 Millionen Euro.
Busfahrer gesucht
Der öffentliche Personennahverkehr erhält im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Debatte über Klimawandel und Verkehrswende einen neuen Stellenwert. Die Politik steuert um und stellt Fördersummen zur Verfügung. Allein vom Land erhält Dortmund bis 2030 rund 100 Millionen Euro. Wurde in der Vergangenheit Personal abgebaut, so nutzt DSW21 nun die Fördermittel unter anderem für eine Einstellungsoffensive. Unter dem Motto „Steig bei uns ein“ sucht DSW21 bis zu 70 zusätzliche Busfahrer. Wegen der Anschaffung neuer Stadbahn-Wagen werden auch für die Werkstätten weitere Mitarbeiter eingestellt.

DSW21-Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke ist mit dem Geschäftsjahr 2019 "extrem zufrieden". © DSW21
Nicht zuletzt wegen des Rekordergebnisses von 2,72 Millionen Passagieren fiel der Verlustausgleich für den Flughafen mit -10,4 Millionen Euro (-14,1 Millionen Euro im Vorjahr) so gering wie nie aus seit Inbetriebnahme des neuen Terminals im Oktober 2000. Eigentlich befand sich der Flughafen – wie von der EU gefordert – auf dem Weg zur schwarzen Null bis Ende 2023. Das Coronavirus stellt dies jetzt allerdings wieder infrage.
Kredit für Steag-Kauf verlängert
Aus der Beteiligung an Gelsenwasser flossen mit 31,5 Millionen Euro 1,3 Millionen Euro weniger an DSW21 als im Vorjahr. 13 Millionen Euro steuerte die KEB Holding AG, die die 23,6 Millionen RWE-Aktien der Dortmunder Stadtwerke verwaltet, zum Jahresergebnis bei.
Erneut leer ging DSW21 bei seiner umstrittenen Beteiligung am Kraftwerksbetreiber Steag aus. Die 45 Millionen Euro, die DSW21 als größter Anteilseigner unter sechs Konsortialpartnern erhält, fließen ausnahmslos in Zinsen und Tilgung der Darlehen, die für die Übernahme der Steag-Anteile (36 Prozent) aufgenommen und jetzt bis 2023 verlängert wurden.
Auch DSW21 könnte Steag-Anteile verkaufen
Im Gegensatz zu den fünf Konsortialpartnern – den Stadtwerken von Bochum, Essen, Duisburg, Oberhausen und Dinslaken –, die ihre Beteiligungen verkaufen wollen, hält DSW21 an ihren Anteilen fest. DSW-Chef Pehlke: „Wir glauben weiter an das Unternehmen, wir glauben, dass es eine positive Entwicklung nimmt.“
Für die Übernahme der zum Verkauf stehenden 64 Prozent gebe es mehr als einen interessierten Investor, so Pehlke zum möglichen Risiko für die Dortmunder Stadtwerke. Auch DSW21 könne Anteile jederzeit verkaufen. „Wenn ein Investor Interesse an 100 Prozent Steag-Anteilen hätte und einen ordentlichen Preis bieten würde, würden wir überlegen, wie wir damit umgehen“, sagt der DSW-Chef. Der Verkaufsprozess soll in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen sein.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
