Vier halbe Stellen. Sie machen den Unterschied zwischen der Kita Lumiland unweit des Westfalenparks und vielen anderen Kindergärten in Dortmund. Es gibt mehr Personal in dieser Kita, deshalb auch eine entspanntere Situation - und das liegt an der freien Wirtschaft.
„VEW-Tageseinrichtung für Kinder“ steht noch draußen auf einem Schild am Metallzaun, seit Jahrzehnten schon - doch längst schon hat das Unternehmen einen anderen Namen. Heute steht die Kita „in Kooperation mit der Thielkasse, einem Joint Venture von RWE und Westenergie“, wie der Träger Awo auf seiner Internet-Seite schreibt.
78 Arbeitsstunden mehr
Im Klartext: Die Firmen geben Geld, das die personelle Ausstattung verbessert. Im Gegenzug profitieren junge Mütter und Väter von den Plätzen in der Kita. Sie wissen ihre Kinder gut untergebracht. Das erleichtert die Rückkehr an die Arbeitsstelle, wovon wiederum nicht nur die jungen Eltern etwas haben, sondern auch der Arbeitgeber.
Der Zuschuss von RWE und Westenergie reicht für 78 Arbeitsstunden pro Woche, verteilt auf mehrere Stellen, rechnet Petra Bock vor. Sie ist Betriebsleiterin elementare Bildung und Erziehung bei der Arbeiterwohlfahrt in Dortmund, also zuständig für die 22 Awo-Kitas in der Stadt. Stress und Personalmangel ist Petra Bock gewohnt, aber zumindest jetzt, an diesem Tag kann sie sagen: „Hier in der Kita Lumiland läuft es aktuell sehr gut.“


Viel unsichtbare Arbeit
Dabei gehe es nicht nur darum, dass grundsätzlich mehr Erzieherinnen und Erzieher für die Kita-Kinder da seien, ergänzt Einrichtungsleiterin Sonja Kurpanek: „Wir sind auch angehalten, unsere Bildungsaufgaben zu erfüllen.“ Für jeden Jungen, für jedes Mädchen müssten ja Beobachtungsbögen ausgefüllt werden.
Darin wird die Entwicklung des Kindes festgehalten: Ist die Sprache altersgerecht? Wie läuft es mit Stifthaltung, Malen und Zeichnen, wie mit der Motorik? Wie ist das Sozialverhalten? Was liegt dem Kind besonders gut? Wo wäre es gut, nochmal etwas anzuregen oder zu fördern? Jahr für Jahr wird all das angekreuzt und schriftlich festgehalten.
Mehr Vorbereitung
„All das kann ich nicht machen, wenn ich mit den Kindern in einem Raum oder draußen bin“, sagt Sonja Kurpanek: „Also ich brauche Vor- und Nachbereitungszeiten, in denen ich mich zurückziehe, um diese Dinge erledigen zu können.“
Dann die Elterngespräche: Die Mütter und Väter bekommen Rückmeldung von den Erziehern. „Da braucht man auch eine gewisse Zeit an Vorbereitung, an Austausch mit den Kolleginnen in der Gruppe, manchmal auch kollegiale Beratung untereinander.“
Mitarbeiter „zufriedener“
„Was am Ende dabei herauskommt: eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden.“ Das wiederum führe zu einer besseren Stimmung im ganzen Haus. In der Tat: Wer an diesem Tag durch die Kita Lumiland geht, der bemerkt eine gewisse Gelassenheit - und das liegt sicher nicht nur daran, dass es ein sonniger Frühlingstag ist.
Kinder spielen drinnen oder auf dem Außengelände, sitzen beim Essen oder Malen. Die Kleinen bereiten sich einige Räume weiter auf den Mittagsschlaf vor. Worüber sie sich sicher keine Gedanken machen - im Gegensatz zu ihren Eltern: dass die Kita Lumiland so gut wie keine Schließungszeiten hat.
„Wir sind ja das ganze Jahr durchgehend geöffnet“, erklärt Sonja Kurpanek. Die einzigen Ausnahmen: beim Betriebsausflug, bei Konzeptionstagen sowie zwischen Weihnachten und Neujahr. Nicht aber drei Wochen im Sommer, wie es bei vielen anderen Kitas der Fall ist.
Längere Öffnungszeiten, die vor allem Alleinerziehende oder Eltern, die im Schichtdienst arbeiten, entlasten - es gibt Konzepte, die noch weit über das hinausgehen, was die Kita Lumiland bietet. Ein Beispiel: die Kita Humperdinckstraße in Rostock, eine 24-Stunden-Kita.
Eine 24 Stunden offene Kita
Zudem: Sie liegt in Mecklenburg-Vorpommern, wo Eltern grundsätzlich keine Kita-Gebühren zahlen, nicht einmal für solch eine Einrichtung, die immer geöffnet ist, an 362 Tagen im Jahr. So etwas gibt es in Dortmund nicht - nicht einmal mit finanzieller Unterstützung durch Firmen.
Das wäre auch keine Lösung, die sich Awo-Kita-Chefin Petra Bock wünscht. Sie sieht die Politik in der Pflicht. Die Finanzierung müsse insgesamt verbessert werden: „Am Ende ist es ja die Landespolitik, die da entscheidend ist. Die Frage ist: Wie werden die Gelder verteilt?“ Da seien die letzten Verordnungen aus dem Ministerium aus Düsseldorf wenig hilfreich gewesen.
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