
© Oliver Schaper
Schwierige Operation: Blindgänger wurde erfolgreich gesprengt
Große Evakuierung
Mit großem Aufwand ist ein Weltkriegs-Blindgänger in Dortmund unschädlich gemacht worden. 7200 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Aktion verlief nicht ohne Komplikationen, aber erfolgreich.
Mit ernsten Gesichtern verließen die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes gegen 9 Uhr am Sonntagmorgen die Baugrube am Platz von Novi Sad. Der Verdacht, dass ganz in der Nähe des Schwanenwalls ein Bomben-Blindgänger aus der Zeit des Weltkriegs in der Erde liegt, hatte sich bestätigt.
Doch nicht nur das sorgte für die sorgenvollen Mienen. Die Experten hatten festgestellt, dass der Zünder der 250 Kilo-Bombe britischer Herkunft so beschädigt war, dass er nicht mehr entschärft werden konnte. Die einzige Alternative: eine kontrollierte Sprengung – und das in der dicht bebauten Innenstadt.
Schnell war klar, dass die Sprengung nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen möglich sein sollte. So musste jede Menge Sand herangekarrt werden, um die Detonation zu dämpfen und die Umgebung zu sichern. Und das brauchte Zeit. 15 Uhr wurde für die kontrollierte Sprengung zunächst als Zeitziel ins Auge gefasst.
500 Meter Evakuierungsradius
Die Evakuierung in der östlichen Innenstadt in einem Radius von 500 Metern um die Fundstelle des Blindgängers lief derweil weiter. Um 8 Uhr morgens sollten eigentlich alle 7200 Anwohner ihre Wohnungen verlassen haben.

In dieser Baugrube mitten in der Dortmunder Innenstadt lag der Blindgänger. © Oliver Schaper
Viele hatte das auch getan und die Nacht offenbar schon bei Freunden oder Verwandten verbracht. „Ansonsten wirken die Bürgerinnen und Bürger sehr gut mit“, wie Mario Niedzialkowski, Einsatzleiter des städtischen Ordnungsamts am Mittag berichtete. Tatsächlich wirkten die Straßen im Sperrgebiet am Morgen wie ausgestorben. Viele Anwohner hatten mit dem Auto oder zu Fuß das Sperrgebiet verlassen, manche mit Taschen und kleinen Koffern.
Für den Transport in das Evakuierungszentrum in Scharnhorst konnten Anwohnerinnen und Anwohner ansonsten einen Bustransfer von DSW21 nutzen. Von drei Sonderhaltestellen im Quartier ging es bis zur Stadtbahn-Station Brügmannplatz und von dort mit der U42 nach Scharnhorst. 155 Innenstadt-Bewohner kamen in die Evakuierungsstelle in der Gesamtschule Scharnhorst, die auch schon bei früheren Evakuierungsaktionen genutzt worden war.

Während Reporter Felix Guth live berichtete, wurde die Bombe gesprengt. Im Hintergrund dieses Videoausschnitts ist die Wolke aus Sand und Rauch zu erkennen. © Felix Guth
Anwohner brauchte verspätet Krankentransport
Gegen 13.45 Uhr meldete die Stadt, dass die Evakuierung abgeschlossen sei. Es hatte nur zwei Fälle gegeben, in denen sich Anwohner zunächst geweigert hatten, ihre Wohnungen zu verlassen. Sie konnten aber doch noch eines Besseren belehrt werden. Doch die Erfolgsmeldung war verfrüht: Um 15 Uhr, als die Sprengung eigentlich starten sollte, teilte die Stadt mit, dass sich noch ein Anwohner aus dem Sperrgebiet gemeldet habe, der einen Krankentransport benötige.
Aber auch die Vorbereitungen an der Bombenfundstelle dauerten länger als geplant. Es sollten nach dem Sand auch noch sogenannte Wasser-Bigpacks herangeschafft werden, um die Druckwelle der Explosion zu dämpfen. Begleitet von Fahrzeugen unter Blaulicht wurden Sand und Bigpacks herangeschafft.
Sprengung mit dumpfem Knall
Dann, gegen 17 Uhr, erfolgte dann die Freigabe zur Sprengung. Und nur wenige Minuten später, um 17.12 Uhr, gab es einen dumpfen Knall. Von weithin waren Sand und Rauch zu sehen. Die Fliegerbombe war gesprengt worden. Doch bis die Evakuierungszone wieder freigegeben war, dauerte es noch über eine Stunde.
Zuviel Zeit für einen Anwohner, bei dem wohl die Nerven blank lagen. Weil er wohl nicht sofort nach Hause zurückkehren konnte, griff er einen städtischen Mitarbeiter an. Dieser musste schwerverletzt in ein Krankenhaus.
Trotzdem konnten die Organisatoren am Ende zufrieden sein. Zwar war die Straßen im Umfeld und auch einige Hausfassen verschlammt, einige Fenster und Jalousien beschädigt, doch insgesamt hielten sich die Schäden in Grenzen. „Für eine Sprengung ist das relativ zufriedenstellend“, sagte Mario Niedzialkowski. Und auch der Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Karl-Friedrich Schröder bilanzierte: „Ich bin sehr zufrieden.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.

Leitender Redakteur, seit 2010 in der Stadtredaktion Dortmund, seit 2007 bei den Ruhr Nachrichten.
