Drei Sätze umfasst die Nachricht, die Melanie Brück am Montag (19.12.) in einer Facebook-Gruppe für den Dortmunder Stadtteil Wambel gepostet hat. Ihr Anliegen: Sie benötigt Medikamente, die das Fieber ihres drei Monate alten Kindes senken.
Brück fragt, ob ihr jemand aus der Nachbarschaft mit Ibuprofen oder Paracetamol-Zäpfchen aushelfen könne. Denn genau diese Medikamente sind derzeit in den Apotheken knapp. Das berichtete beispielsweise Apothekerin Carolin Schmid aus Husen Mitte Dezember. Der Dortmunder Apothekensprecher Dr. Felix Tenbieg ergänzte, dass er mehr als 400 Medikamente derzeit nicht bekäme.
„Es gibt nirgends Fiebermittel“
Via Messenger antwortet Melanie Brück auf die Nachfrage dieser Redaktion, welche Erfahrungen sie auf der Suche nach Medikamenten gemacht habe: „Im Grunde gibt‘s da nicht viel zu erzählen. Das Kind ist krank, fiebert und es gibt nirgends Fiebermittel für Kinder oder Säuglinge.“
Mehr als zehn Apotheken habe Brück angerufen, um doch noch an fiebersenkende Medikamente zu kommen. Allerdings ohne Erfolg, schreibt sie. Etwas mehr Erfolg hatte ihr Hilfegesuch in den Sozialen Netzwerken. Mehrere Nutzerinnen und Nutzer kommentierten, dass sie noch Zäpfchen zur Verfügung hätten und diese abgeben würden. Brück hat allerdings ein Problem: Die Medikamente seien für ihr Kind zu hoch dosiert gewesen.

Vom Haus-, bzw. Kinderarzt habe Brück keine weiteren Tipps erhalten, wie sie am besten an wirksame Medikamente kommt. „Die wissen auch nicht, was sie machen sollen“, schreibt sie. „Oder sie verschreiben homöopathische Mittel.“
Apothekerin spricht von „Hamsterkäufen“
Reagieren und vor allem improvisieren müssen dann die Apotheken. Meist gebe es noch die Möglichkeit, alternative Medikationen zusammenzustellen, berichteten die Apothekeninhaber Dr. Felix Tenbieg und Carolin Schmid. Letztere beobachtete zudem, dass einige Kundinnen und Kunden Medikamente kaufen, die sie scheinbar gar nicht brauchen. Schmid sprach gar von „Hamsterkäufen“.
Als Mutter hat Melanie Brück kein Verständnis für ein solches Verhalten. „Wenn man sie braucht, soll man die Medikamente kaufen“, schreibt sie und fügt hinzu: „Wenn die Leute nicht hamstern würden, hätten dann die Leute, die wirklich welche brauchen, kein Problem, welche zu bekommen.“
Brück gibt an, von der aktuellen Mangellage stark genervt zu sein. Trotzdem sieht sie ein, dass die Apotheken nichts für diese Situation können. Vielmehr gebe es für die Hersteller mehrere Gründe, die Produktion der Mittel zurückzufahren.
Angeblich keine Lieferkrise in den Niederlanden
In den Niederlanden gebe es allerdings weniger Probleme, an Medikamente zu kommen, berichtet Brück weiter. Eine Freundin habe dort in den vergangenen Tagen welche gekauft und sich dort mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhalten. Diese wüssten von keiner Lieferkrise, so Brück.
Am Abend konnte die Dortmunderin trotzdem noch einen Erfolg vermelden. „Ich habe jetzt etwas in einer Apotheke bekommen - nach 15 Telefonaten“, schreibt Brück. Dabei sei jedoch viel Überzeugungsarbeit nötig gewesen. In der Apotheke habe sie betteln müssen, „da diese eigentlich die Schmerz- und Fiebermittel für Säuglinge und Kinder mittlerweile nur mit Rezept herausgeben, da die Menschen zu viel hamstern.“ Erst als Brück den Facebook-Post vorgezeigt hatte, habe die Apothekerin verstanden, dass die Mutter die Zäpfchen wirklich benötigt.
Kurz darauf schreibt Brück selbst einen Kommentar unter ihr Hilfegesuch. Mit einem Herz-Emoji und zwei kurzen Sätzen bedankt sich die Mutter bei allen Facebook-Nutzern, die helfen wollten.
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