AfD-Ausschlussverfahren gegen Matthias Helferich Schon die Junge Union wollte ihn loswerden

Parteiausschlussverfahren: Schon Junge Union wollte Helferich loswerden
Lesezeit

Die Junge Union Nordrhein-Westfalen hat 2007 versucht, Matthias Helferich aus der Jugendorganisation der CDU auszuschließen. Das geht aus Unterlagen hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Dem damals 18-jährigen Parteimitglied von CDU und Junge Union wurden damals schwere Vorwürfe gemacht, die Helferich allerdings bis heute zurückweist.

Den Unterlagen zufolge soll Helferich den heutigen NRW-Ministerpräsidenten und damaligen Generalsekretär der NRW-CDU Hendrik Wüst 2006 auf einem Geburtstag eine „Judensau“ genannt haben. „Schwule“ seien „aidskranke Stricher“, die, wenn sie „verrecken“, selbst schuld seien. Zudem soll er auf einer Veranstaltung der Schülerunion in Düsseldorf die Schwedin Jessika Nilsson rassistisch beleidigt haben. „Raus, raus, Ausländer raus. Du bist nicht arisch!“, soll er gerufen haben. Helferich streitet alle Vorwürfe ab.

Auf einer Bundesschülertagung der Schülerunion, heißt es, soll er „Sieg Heil“ gerufen und sich für Uniformen bei der Schülerunion ausgesprochen und betont haben: „Wie damals“. Unsere Redaktion hat mit mehreren Zeugen der Vorfälle gesprochen. Diese bestätigen die gemachten Angaben bis heute. Helferich aber dementiert gegenüber unserer Redaktion.

Helferichs Verhältnis zu türkischen Einwanderern

In einer langen Recherche hat unsere Redaktion versucht, die Radikalisierung von Matthias Helferich vom CDU-Mann zum AfD-Bundestagsabgeordneten nachzuzeichnen. Helferich sagte darin etwa zu den Vorwürfen von Nilsson: „Das kann im besten Fall nur Ironie gewesen sein, weil die blond und blauäugig war. Das ist aber auch nicht unbedingt die Denkschablone, in der ich lebe, wer arisch ist oder nicht.“

Die Unterlagen der CDU werfen auch ein Licht auf sein Verhältnis zu türkischen Einwanderern im Jahr 2005: „Wenn er Rettungsschwimmer sei und ein ‚türkischer Junge‘ gerettet werden müsse, würde er ihn nicht retten, sondern es vorziehen, dessen Eltern mitzuteilen, dass er ertrunken sei.“ Auch das weist Helferich als unwahr zurück.

Ein weiterer Vorwurf brachte Helferich damals vor den Jugendrichter. Laut Anklageschrift des Amtsgerichts Dortmund habe er bei der Tagung der Schülerunion in Düsseldorf gefordert, bei Türken müsse man die „Endlösung“ anwenden. Das Gericht sprach ihn vom Vorwurf der Volksverhetzung frei, „weil die ihm zur Last gelegte Straftat aus tatsächlichen Gründen nicht festgestellt werden konnte“.

Parteiausschlussverfahren ruhte

In der Jungen Union und CDU tauchte Helferich wenige Monate nach den Vorfällen und dem Ausschlussverfahren ab. Das Parteiausschlussverfahren wurde in der Folge von der Jungen Union nicht weiterverfolgt. Helferich trat Mitte Juli 2015 aus der Union aus, kurz bevor im September 2015 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Grenzen für Menschen vorwiegend aus Syrien und Afghanistan nicht geschlossen hatte und mehrere zehntausend Flüchtlinge einreisten.

Wenige Monate später trat er in die AfD ein und wurde 2021 durch seine Selbstbezeichnung in internen Chats bundesweit als „freundliches Gesicht des NS“ bekannt. In der Folge verhängte die Partei eine Ämtersperre gegen Helferich, der bis dato noch Vize-Parteivorsitzender der AfD in NRW war. Zudem verzichtete Helferich nach dem hohen Druck darauf, in die AfD-Bundestagsfraktion einzutreten.

Im Anschluss wurde auch in der AfD ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet. Helferich konnte sich trotz seiner vielen Skandale Listenplatz sechs im Landesverband der AfD NRW sichern. Nach aktuellen Prognosen dürfte ihm dabei der Einzug in den Bundestag sicher sein.