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Masken statt Brautmode: Kerstin Kesper rettet ihre Existenz
Maskenpflicht
Brautmodengeschäft-Inhaberin Kerstin Kesper verkauft derzeit statt Brautkleidern bis zu 60 Mund-Nasen-Masken pro Tag. Jetzt hat sie einen deutschlandweiten Großauftrag an Land gezogen.
Kerstin Kesper ist bis zu zehn Stunden am Tag in ihrer Schneiderei im Einsatz. Der Grund: Sie näht Mund-Nasen-Masken für Privatleute und Arztpraxen. Dabei entstehen an ihrer Nähmaschine eigentlich Braut-Träume.
„Mir haben für dieses Jahr wegen der Corona-Krise alle Bräute abgesagt, niemand möchte so heiraten – auch nicht jetzt, wo wir wieder öffnen dürfen“, erklärt Kerstin Kesper. Sie führt ihr Geschäft „Marie Beau Brautmoden“ in Marten erst seit Ende August 2019. Im März seien dann wegen der Ausbreitung des Coronavirus und den damit verbundenen Einschränkungen jegliche Einnahmen weggebrochen.
Sie habe sogar ihrer Vollzeit-Mitarbeiterin kündigen müssen, die aber wieder ins Geschäft einsteigen soll, sobald es möglich ist. Derzeit stammen Kerstin Kespers einzige Einnahmen aus einer für ein Brautmodengeschäft ungewöhnlichen Quelle: dem Verkauf von begehrten Corona-Masken.
Vor zwei Wochen baten zunächst Bekannte und dann immer mehr Menschen sie darum, die Masken zu nähen. Inzwischen verkauft sie bis zu 60 Masken pro Tag. „Die gehen weg wie warme Semmeln.“
Großkunde bestellt 500 Masken
Die auch als Community-Masken bekannten Nähereien gibt es mit und ohne Muster. Zudem gibt es die Masken in verschiedenen Größen: kleinere für Kinder, „normal große“, die sich an den Standardmasken orientieren, und etwas größere für Männer, denen die regulären Masken nicht passen.
Weil Stoff und Gummi im Einkauf immer teurer würden, hat Kerstin Kesper den Preis von 5 auf 7 Euro pro Maske erhöht. Spenden, insbesondere einfarbige Stoffe, seien deshalb in ihrem Laden, In der Meile 16, willkommen. „Dafür gibt es eine Gratis-Maske. Aber es muss sich um Meterware handeln“, betont sie. „Niemand möchte sich alte Bettwäsche vor die Nase binden.“

Die Masken von Kerstin Kesper kosten jetzt 7 Euro pro Stück. © Privat
Inzwischen hat Kerstin Kesper aber auch online neues Material für die Masken bestellen können. Ein Glück, denn es ist ein Großauftrag eingegangen. Eine Friseurkette, die deutschlandweit Filialen hat, hat 500 schwarze Masken mit ihrem Logo bestellt.
„Das ist wirklich toll“, sagt Kerstin Kesper. „Und es könnte sogar ein Langzeit-Auftrag werden, je nachdem wie lange es mit den Masken dauert.“ Die Maskenpflicht, die seit Montag (27.4.) beim Einkaufen und in Bussen und Bahnen gilt, spielt ihr somit zusätzlich in die Karten.
Masken werden kontaktlos übergeben
Wer eine Maske bei Kerstin Kesper kauft, kann das im Übrigen kontaktlos tun. „Alle Modelle hängen im Schaufenster, Kunden können also einfach auf der Treppe stehen bleiben“, erklärt die Inhaberin von „Marie Beau Brautmoden“.
Die Masken- und Geldübergabe findet dann mithilfe eines Briefumschlages statt.
Wir bringen Näher und Suchende zusammen
Zum Schutz vor dem Coronavirus werden Schutzmasken so dringend gebraucht, dass sogar die Nachfrage nach selbst genähten Masken groß ist. Mit unserer großen Aktion „Maskenhilfe“ bringen wir Suchende und Produzierende zusammen. Sie möchten Einrichtungen wie Pflegeheime mit selbst genähten Masken unterstützen? Oder Sie vertreten eine Einrichtung, die Bedarf hat? Melden Sie sich an! Alle Infos und Teilnahme: www.rn.de/maskenhilfeRedakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
