Kattrin Hildebrandt beteiligt sich mit ihrer Westfalia-Apotheke an dem niederschwelligen Hilfsangebot für Opfer häuslicher Gewalt. © Oliver Schaper

Neues Notsignal

„Maske19“ – das neue Codewort gegen gewalttätige Männer zu Hause

„Ist Luisa hier?“, konnten bereits vor Corona belästigte Frauen an der Bar fragen – das Codewort, wenn man Hilfe brauchte. Bei häuslicher Gewalt gibt es ein neues Codewort, jetzt für Apotheken.

Dortmund

, 26.10.2020 / Lesedauer: 3 min

Die Kontaktbeschränkungen, Quarantäne-Maßnahmen und andere Verbote während der Corona-Zeit führen häufig zu zwischenmenschlichen Spannungen in den eigenen vier Wänden – und das leider immer wieder zu häuslicher Gewalt. Und da der gewalttätige Partner zurzeit häufig zu Hause ist, ist es für das Opfer schwerer, einen Hilferuf am Telefon abzusetzen.

Doch es gibt ein neues, diskretes Notsignal für Frauen auch in Dortmund. „Maske19“ heißt das Codewort und ist ein niederschwelliges Angebot, mit dem akut betroffene Frauen jederzeit dezent um Notrufhilfe bitten können.

In allen Dortmunder Apotheken sowie Haus-, Frauen- und Kinderarzt-Praxen, die sich an der Aktion des internationalen Frauennetzwerks Zonta beteiligen, können Frauen sich Hilfe holen. Das Codewort „Maske19“ genügt. Die Frau werde beiseite genommen und auf ihren Wunsch hin die Polizei verständigt, erläutert Claudia Vorländer vom Zonta-Club Dortmund.

Kleines Plakat mit großem Auge

Im Schaufenster symbolisiert ein kleines Plakat, dass sich misshandelte Frauen und auch Männer vertrauensvoll an die Apotheken-Mitarbeiter wenden können. „Sie wissen dann, was zu tun ist2, sagt Kattrin Hildebrandt, Chefin der Westfalia-Apotheke in Dorstfeld.

Dort wo dieses kleine Plakat in Apotheken und Arztpraxen hängt, gibt es für Opfer häuslicher Gewalt Hilfe beim Codewort "Maske19". © Zonta

Auch in ihrer Apotheke hängt solch ein Plakat mit dem großen Auge. „Wir bieten als Apotheken die psychisch-soziale Kompetenz an“, erläutert Kattrin Hildebrandt; „wir sind da und freuen uns, Hilfe zu geben. Bis zum Eintreffen der Polizei ist die Frau nicht allein, und Apotheken haben auch Beratungsräume, um die Frauen aus der Sichtbarkeit herauszunehmen.“

Die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, „dass es im Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt empfindliche Lücken gibt“, berichtet Kathrin Eckhoff vom Zonta-Club Dortmund-Phoenix. „Es geht uns darum, zum einen die bewährten Hilfsangebote in der Öffentlichkeit stärker bekannt zu machen. Und zum anderen mit ‚Code Maske19‘ in Dortmund ein weiteres Hilfsangebot für Frauen in aktuellen Notlagen einzuführen“. Auch das Dortmunder Klinikum beabsichtige, sich daran zu beteiligen.

Vertrauensumfeld

Apotheker und Ärzte unterlägen der Schweigepflicht, betont Eckhoff. Die Notrufhilfe könnte auch dauerhaft eine zusätzliche Schutzfunktion bieten. Eckhoff: „Das Codewort erleichtert Betroffenen auch unabhängig vom Lockdown in Corona-Zeiten, sich in einem Vertrauensumfeld akut Hilfe zu holen, ohne selbst die Polizei anrufen oder sich lange erklären zu müssen.“

Im Vorfeld zu dieser Aktion haben sich die beiden Dortmunder Zonta-Clubs, die das Engagement gegen häusliche Gewalt als Arbeitsschwerpunkt sehen, vor allem mit einem Team der Polizei Dortmund unter der Leitung von Polizeipräsident Gregor Lange beraten. „Apotheken sind ein Raum, in dem sich Frauen unbeobachtet und in einem gesicherten Umfeld äußern können“, sagt Lange, „und wir können sehr schnell vor Ort sein.“ Gegen den Täter wird in der Regel ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Radiospot zum Codewort

In anderen europäischen Ländern gibt es das Codewort schon seit Beginn der Pandemie. In Spanien können Opfer das Codewort „Mascarilla19“ in jeder Apotheke und auch in vielen Supermärkten nennen und so auf ihre Situation aufmerksam machen. Auch in Frankreich und Belgien gilt das Codewort längst in Supermärkten und Apotheken.

In Deutschland will das global agierende Frauennetzwerk Zonta derzeit mit einem Radiospot das Hilfsangebot bekannt machen.

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