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Maryna (29) hat hunderten Kindern Schwimmen beigebracht - und gibt Tipps für Eltern
Als Kind hat sie ihr Seepferdchen beim SV Derne gemacht, nun bringt Maryna Urban anderen Kindern das Schwimmen bei. Im Interview erzählt sie, welche wichtige Vorarbeit Eltern leisten können.
Während um 8 Uhr im Freibad Derne die ersten Frühschwimmer ihre Bahnen ziehen, steht Maryna Urban (29) am Beckenrand. Die Dortmunderin arbeitet seit 10 Jahren für den SV Derne. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Übungsleitern ist sie neben der Badaufsicht auch für die Nichtschwimmer-Ausbildung zuständig.
Im Interview erzählt sie, vor welchen Herausforderungen sie im Schwimmkurs steht und wie man mit ängstlichen Kindern umgeht.
Wie lange bist du schon Übungsleiterin?In diesem Jahr tatsächlich schon seit 14 Jahren. Ich habe meine Ausbildung beim SV Derne gemacht und bin dann dort geblieben. Im Verein bin ich, seit ich sechs bin. Ich habe mein Seepferdchen damals selbst beim SV Derne gemacht. Danach bin ich in der Leistungsmannschaft geschwommen. Als Jugendliche wurde ich dann angesprochen, ob ich bei der Nichtschwimmer-Ausbildung aushelfen könnte. Seitdem ist das Thema eine Herzenssache für mich.
Ich bin hauptberuflich Fachangestellte für Bäderbetriebe. Wenn es in die Dienstzeit passt, mache ich dann auch meine Schwimmkurse und wenn nicht, gebe ich sie nach der Arbeit ehrenamtlich. Im Sommer arbeite ich im Freibad und hier sieht jeder Tag anders aus. Kassendienst, Badeaufsicht, Verkauf am Kiosk, Wespenstiche, Platzwunden - man weiß nie, was auf einen wartet. Der Beruf ist sehr vielfältig.
Wie vielen Kindern hast du schon das Schwimmen beigebracht?Im Jahr haben wir zwischen 500 und 800 Seepferdchen, je nachdem wie viele Kurse laufen. Aber auch im laufenden Betrieb kommen immer wieder Kinder auf uns zu, die spontan ihr Seepferdchen machen wollen. Ich mache, seit ich 16 bin, die Nichtschwimmer-Ausbildung mit. In diesem Jahr werde ich 30. Da kommen also einige Kinder zusammen. (lacht)
Den Sommer über arbeitet Maryna Urban im Freibad Derne. © Jähnichen
Auf jeden Fall. Jeder unser Trainer gestaltet sein Training anders. Aber wenn das Team stimmt, dann klappt es. Nicht jedes Kind ist gleich, man kann nicht mit allen Kindern sofort ins Wasser springen. Die einen finden das Duschen schon doof.
Da setze ich dann gerne ehemalige Erzieherinnen oder Mütter ein, die ehrenamtlich bei der Nichtschwimmer-Ausbildung helfen und dann erstmal spielerisch beginnen und die Kinder ablenken. Bei den mutigeren Kindern nehme ich als Trainer gerne jugendliche Schwimmer aus dem Verein, die als Vorbild dienen und die Kinder anspornen und mitziehen.
Wo liegen die Herausforderungen im Nichtschwimmer-Training?Die Sprache ist schon länger eine Herausforderung. Viele Kinder sprechen von sich aus gar nicht. Kinder mit Migrationshintergrund beherrschen oft zwar die Bewegungen, haben dann aber Probleme, die Baderegeln zu lernen.
Ich versuche dann immer, die Regeln spielerisch in der Gruppe zu vermitteln, zum Beispiel, indem mir die Kinder zeigen sollen, wie groß die Essensportion vor dem Schwimmen sein darf. Aber auch die Sprachbarrieren zu den Eltern sind oft problematisch, wenn man ihnen erklären will, wo bei ihrem Kind noch Lernbedarf ist.
Außerdem ist seit Corona der Bewegungsmangel ein Problem. Wenn man den Kindern früher gesagt hat, wir machen zum Aufwärmen ein paar Hampelmänner oder springen aus der Hocke in die Höhe, war das kein Problem. Heute schauen einen die Kinder teils mit großen Augen an und wissen nicht, was sie machen sollen. Viele Kinder kennen es aber auch gar nicht mehr, mit den Eltern ins Wasser zu gehen. Viele von ihnen waren noch nie im Schwimmbad.
Was machst du mit Kindern, die Angst vorm Wasser haben?
Die erste Stunde ist für alle immer etwas aufregend, aber wenn ich nach zwei drei Stunden merke, das wird nichts, sage ich das den Eltern. Selbst wenn das Kind Kind sein Seepferdchen schafft, kann es sein, dass es danach nie wieder ins Wasser geht. So macht das wenig Sinn.
Ich empfehle den Eltern dann, bis zum nächsten oder übernächsten Kurs zu warten, regelmäßig ins Schwimmbad zu gehen und dort nur zu spielen. Bälle werfen, ins Wasser hüpfen, auch einen Eltern-Kind-Schwimmkurs besuchen, kann viel helfen. Die Wassergewöhnung ist im Vorfeld sehr wichtig, denn die kommt im Schwimmkurs zu kurz. Es zu überstürzen und zu riskieren, dass das Kind nie wieder ins Wasser geht, muss nicht sein. Manchmal braucht es etwas Zeit.
Wie können Eltern ihre Kinder auf den Schwimmkurs vorbereiten?Grundsätzlich sollten sie mit ihren Kindern ins Hallenbad gehen. Regelmäßig. Das sage ich allen direkt bei der Anmeldung. Die Kinder kennen dann schon mal ihre Umgebung. Sie wissen, wo die Duschen, Toiletten und Umkleiden sind. Wissen, wie sie sich alleine umziehen. Das nimmt schon mal viel Druck raus, denn dann ist im Schwimmkurs nicht alles neu für sie.
Im Scharnhorster Hallenbad "Die Welle" finden die Schwimmkurse vom SV Derne statt. Maryna Urban rät Eltern, ihre Kinder im Vorfeld mit dem Bad vertraut zu machen. © SV Derne
Außerdem bieten sich Eltern-Kind-Kurse im Vorfeld an, um die Kinder spielerisch ans Wasser zu gewöhnen. Reinspringen, tauchen - das ist alles nicht schlimm. Und das sollten die Kinder wissen. Das hat in der letzten Zeit sehr gelitten. Die Kinder trauen sich kaum noch, vom Beckenrand zu springen.
Bringst du auch Erwachsenen das Schwimmen bei? Wo liegen da die Herausforderungen?Wir haben auch Kurse für Erwachsene. Bei ihnen ist es meist Kopfsache. Sie haben die Bewegung und Technik schnell verinnerlicht, trauen sich aber nicht. Viele der erwachsenen Teilnehmer hatten traumatische Erlebnisse. Da dauert es dann, bis der Kopf mitspielt. Allein im Wasser zu sein, wird für sie zur großen Herausforderung. Umso toller sind dann die Erfolgserlebnisse.
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