Marode Kanalbrücke zwischen Dortmund und Lünen Angst vor sofortiger Sperrung steigt

Kanalbrücke Groppenbruch: Bezirksvertretung diskutiert Maßnahmen
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Berufspendler zwischen dem Dortmunder Stadtbezirk Mengede und dem Lüner Stadtteil Brambauer blicken in Sorge auf Ende Juni. Dann prüft die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) Westdeutsche Kanäle erneut den baulichen Zustand der Groppenbrucher Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal.

Die Ingenieure haben den Turnus auf eine jährliche Prüfung verkürzt. Schon jetzt hat die Brücke die Zustandsnote 3,3 – „nicht ausreichend“. Schon die Note 3,5 wäre ein „ungenügend“. Das hätte eine sofortige Sperrung für den motorisierten Verkehr zur Folge – eine 4 den Abriss.

Das Desaster einer sofortigen Sperrung ist nicht neu: Im September 2020 traf es die 1,2 Kilometer südlich gelegene Schwieringhauser Brücke. Seitdem können dort nur noch Fußgänger und Radfahrer über den Dortmund-Ems-Kanal. Die Zustandsnote in Schwieringhausen, letzter Stand: 3,5.

Best-Case-Szenario

Beide Brücken will die WSV bis Ende 2027/Anfang 2028 erneuern. Die Schwieringhauser Brücke wird die Bundesbehörde in Parallellage neu errichten. Solang bleibt die alte Brücke für Fußgänger und Radfahrer geöffnet.

Anders in Groppenbruch. Die Schifffahrtsverwaltung plant zwar die Vormontage einer neuen Stahlbogenbrücke auf einem Grundstück am Kanalufer. Trotzdem muss die Straße Königsheide für zwölf Monate voll gesperrt werden. Solange dauern Abriss des maroden Bauwerks, das Einschwimmen des Brückenersatzes und die Anschlüsse an die Fahrbahntrasse.

„Die gemeinsame Sperrzeit mit der Schwieringhauser Brücke ist so gering wie möglich zu halten“, heißt es in den Planungen der WSV. Bestenfalls sollen es sieben bis acht Monate, womöglich auch zwölf Monate sein. Dieses Best-Case-Szenario gilt aber nur dann, wenn sich der Zustand der Groppenbrucher Brücke nicht verschlechtert.

Um das Bauwerk von Erschütterungen zu entlasten und weiteren Schaden abzuwenden, gilt seit Dezember 2022 Tempo 30. Aber nicht jeder Fahrer hält sich daran. Radarkontrollen finden nur punktuell statt.

Die Straße Königsheide auf der Südwestseite der Kanalbrücke. Ein Verkehrsschild weist auf die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hin, versehen mit dem Zusatz "Brückenschäden".
Nicht jeder Autofahrer hält sich an die reduzierte Höchstgeschwindigkeit. © Uwe von Schirp (Archiv)

Schwellen, die ein Reduzieren der Geschwindigkeit erzwingen, lehne Straßen.NRW ab, erklärte Ratsvertreter Torsten Heymann (SPD) im März. Die Landesbehörde ist Straßenbaulastträger der Königsheide (Landesstraße 654).

Die Forderung nach weiteren Maßnahmen ist erneut Thema in der Mengeder Bezirksvertretung. In einem Antrag zur Sitzung am 7. Juni (Mittwoch) fordert die Fraktion Die Linke/Die Partei die Verwaltung der Stadt Dortmund auf, bei Straßen.NRW auf die Installation von Schwellen hinzuwirken. Mehr noch: Ebenso will sie eine Sperrung der Groppenbrucher Brücke für den Schwerlastverkehr.

„Wir wollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Brücke länger geöffnet bleiben kann“, sagt Fraktionsvorsitzende Jenny Pätsch (Die Partei) im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Zeitgewinn. „Aus unserer Sicht ist es unrealistisch, dass die Brücke bis zum Neubau offen bleiben wird.“

Laut Verkehrsstärkenkarte des NRW-Verkehrsministeriums fahren täglich knapp 10.000 Autos und Lastzüge über die Königsheide. Experten weisen immer wieder darauf hin, dass vor allem der Schwerlastverkehr den Brücken zusetzt. Für die Masse an heutigen Fahrzeugen wurden sie nicht gebaut. Das Baujahr der Kanalbrücke Groppenbruch ist 1957.

Karte des Gebiets der Dortmunder Stadtgrenze zu Lünen und Waltrop. Rote Punkte markieren die beiden maroden Brücken, grüne Linien die drei Umleitungsstrecken.
Die grünen Linien zeigen die drei Umleitungsstrecken für die geplante Vollsperrung 2026/27. Die roten Punkte markieren die Groppenbrucher (l.) und die Schwieringhauser Brücke. © WSV Westdeutsche Kanäle

Die Forderung nach Schwellen sei bei der Mehrheit der Bezirksvertreter wohl mehrheitsfähig, erklärt Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann im Gespräch mit der Redaktion. Die Sperrung für Lkw indes offenbar nicht. Lastzüge müssten dann schon jetzt die Umleitungen für die Zeit der Vollsperrung fahren – allesamt durch oder entlang von Wohngebieten.

In der Planung sind drei Routen. Die westliche führt durch die Waltroper Ortsteile Leveringhausen und Brockenscheidt nach Lünen-Brambauer, die mittlere über Ellinghausen und Holthausen ebenfalls nach Brambauer, die östliche über Ellinghausen und Lindenhorst nach Brechten.

Auch wenn die Maximalforderung nicht mehrheitsfähig sei, hofft Jenny Pätsch, dass die Bezirksvertreter zumindest die Forderung nach Schwellen auf den Weg bringen. Zu groß die Sorge nach einem Verkehrsinfarkt an der Stadtgrenze zu Lünen.

Die 20. Sitzung der Mengeder Bezirksvertretung in der laufenden Wahlperiode findet am Mittwoch, 7. Juni, um 16 Uhr im Mengeder Amtshaus, Am Amtshaus 1 statt. Zu Beginn können Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Einwohnerfragestunde ihre Anregungen, Fragen und Kritiken vortragen.

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