Marktpreise für Gas sinken Warum wird es für Dortmunder trotzdem nicht günstiger?

Marktpreise für Gas sinken: Trotzdem wird es nicht günstiger
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Erst am Mittwoch (2. November) haben Bund und Länder diverse Maßnahmen beschlossen, um die Belastung für Bevölkerung durch steigende Energiepreise zu verringern. Durch Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom sollen die monatlichen Abschlagszahlungen bezahlbar bleiben.

Es gibt allerdings momentan viele Berichte darüber, dass das Gas wieder günstiger wird. Schaut man auf die aktuellen Gaspreise im Großhandel, könnte tatsächlich schnell der Eindruck entstehen, dass diese Preisbremsen eigentlich nicht mehr nötig sein müssen.

Gaspreis sinkt weiter

Am 2. November, also dem Tag, an dem sich die deutsche Führungsspitze auf weitere Entlastungsmaßnahmen geeinigt hat, lag der deutsche Marktpreis für Gas laut Bundesnetzagentur und EEX (europäische Energiebörse mit Sitz in Leipzig) bei 47,45 Euro pro Megawattstunde.

Die europäische Energiebörse EEX sitzt in Leipzig.
Die europäische Energiebörse EEX sitzt in Leipzig. © picture alliance/dpa

Zum Vergleich: Zwei Monate zuvor, am 2. September, betrug der Marktpreis noch 181,52 Euro pro Megawattstunde Gas. Wenige Tage zuvor, am 29. August, kostete die Megawattstunde noch sage und schreibe 315,86 Euro – bislang der höchste Wert in diesem Jahr.

Die Megawattstunde ist also günstiger geworden – davon bemerkt man im Alltag allerdings nichts. Das liegt daran, dass sich diese Gaspreise auf den sogenannten Spotmarkt beziehen, der dazu dient, „den kurzfristigen Bedarf zu decken“, wie Jana-Larissa Marx erklärt, Sprecherin des Dortmunder Energieversorger DEW21. Diese Preise gelten zum Beispiel für Neukundinnen und Neukunden, deren Energieversorger insolvent wurde.

Angebot und Nachfrage am Markt

Beim Spotmarkt „hat jeder Tag einen anderen individuellen Handelspreis, der von Angebot und Nachfrage gesteuert wird“. DEW21-Sprecherin Marx: „Die aktuelle Kombination aus sehr milden Temperaturen, sehr guten Speicherfüllstände und generellen Verbrauchseinsparungen in Industrie, Kraftwerke, Gewerbe und Haushalten bewirken, dass im Moment die kurzfristige Nachfrage deutlich sinkt, was sich auch im aktuellen Preisniveau des Spotmarkts spiegelt“.

Jana-Larissa Marx ist Unternehmenssprecherin beim Dortmunder Energieversorger DEW21.
Jana-Larissa Marx ist Unternehmenssprecherin beim Dortmunder Energieversorger DEW21. © DEW21

Kurzfristige Beschaffung von Gas sei mit Risiken verbunden, „da sie keine vorausschauende Planung im Sinne der Versorgungssicherheit und auch keine valide Preisbildung für Kundinnen [und Kunden] ermöglicht“.

Energieversorger wie DEW21 wollen allerdings genau das. Sie beschaffen deshalb langfristig für die kommenden Lieferjahre oder Quartale Energie und Gas – auf dem sogenannten Terminmarkt. Dort kann Gas zu einem fest vereinbarten Preis über Wochen, aber auch mehrere Jahre gekauft werden. Dadurch sei es laut Marx auch möglich, hohe Preise auf dem Spotmarkt abzufedern.

Preise am Terminmarkt hoch

„Im Vergleich zum Spotmarkt befinden sich die Preise [auf dem Terminmarkt] weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, erklärt Marx. Am 2. November lag der Preis für eine Megawattstunde Gas für einen Monat im Voraus laut Bundesnetzagentur und EEX bei 126,84 Euro. Zwei Monate vorher (2. September) kostete sie noch 215,28 Euro.

Hier ist der Großhandelspreis zwar auch gesunken, aber immer noch deutlich höher als früher. Einen Tag vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar mussten Energieversorger für eine Megawattstunde Gas am Terminmarkt nur 87,95 Euro (23. Februar) zahlen. Der Preis am Spotmarkt war zu dem Zeitpunkt mit 89,6 Euro pro Megawattstunde nur minimal teurer.

Deshalb könne der Dortmunder Energieversorger derzeit auch nicht die Preise für die Kundinnen und Kunden senken. Es sei zudem unmöglich, vorherzusagen, ob der kommende Winter wärmer oder kälter wird. „Somit bleibt gesamt betrachtet mit allen wirtschaftlichen und politischen Einflüssen die Unsicherheit groß über das bevorstehende Winterszenario“, so DEW21-Sprecherin Marx.

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