In Heimarbeit entstehen wiederverwendbare Schutzmasken aus Stoff.

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Mangelware Mundschutz: Helfen selbstgenähte Stoffmasken?

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Atemschutzmasken sind derzeit ein großes Thema und ein knappes Gut. Können selbstgemachte Stoffmasken hilfreich sein? Lungenfacharzt Dr. Bernhard Schaaf sagt ja - aber mit Einschränkung.

Dortmund

, 29.03.2020, 14:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung dringend benötigten Hilfsmittel sind so gut wie nicht mehr zu bekommen. Tausendfach verschwinden sie aus Großlagern, Kliniken oder irgendwo auf dem Transportweg. Im Internet werden einfache Staubmasken, normalerweise Pfennigartikel, zu aberwitzigen Preisen angeboten.

„Ich würde Atemschutzmasken nähen, wenn ich wüsste, dass sie helfen“, schreibt Hobby-Handarbeiterin Karin Sauerland (74) aus Dortmund. Solche Überlegungen stellen derzeit viele an.

In Heimarbeit entstehen wiederverwendbare Schutzmasken aus Stoff.

In Heimarbeit entstehen wiederverwendbare Schutzmasken aus Stoff. © dpa

Auch das Klinikum Dortmund behilft sich bereits mit Masken aus eigener Herstellung. Die Einmalmasken für Patienten, die ansteckend sein könnten, seien von gleicher oder sogar höherer Qualität und erfüllten denselben hygienischen Standard wie die herkömmlichen, sagt Dr. Bernhard Schaaf, Leiter der Lungenklinik am Klinikum Nord.

Doch wie sieht es mit den Stoffmasken aus, die jetzt an privaten Nähmaschinen entstehen? Nützen sie etwas, oder ist das eher Beschäftigungstherapie?

Dr. Bernhard Schaaf, Direktor des Lungenzentrums am Klinikum Dortmund

Dr. Bernhard Schaaf, Direktor des Lungenzentrums am Klinikum Dortmund © Klinikum Dortmund

„Die Stoffmasken bieten einen gewissen Spuckschutz“, sagt Lungenspezialist Schaaf. Wenn jemand einen Infekt habe, so schützen sie diejenigen, die mit ihm in Kontakt treten, vor groben Tröpfchen, die durch Niesen, Husten oder feuchte Aussprache abgegeben werden. Das komme beispielsweise bei der Pflege zum Tragen, wo der nötige Sicherheitsabstand nicht einzuhalten ist.

Den Mundschutz-Träger selbst können die Masken Marke Eigenbau allerdings nicht vor einer Ansteckung bewahren. Das sollte Hobbynäherinnen wie Karin Sauerland klar sein, bevor sie ihre alten Tischdecken zerschneiden.

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Auch Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagt in seinem Podcast, dass die selbstgemachten Masken nur bedingt helfen. Sie könnten aber zumindest andere etwas schützen. „Man denkt immer, man schützt sich selbst mit der Maske, in Wirklichkeit schützt man aber andere.“ Bei feuchter Aussprache etwa könne auch ein einfacher Mundschutz grobe Tröpfchen des Mundschutz-Trägers abhalten.

Nähanleitungen gibt es im Internet.

Nähanleitungen gibt es im Internet. © dpa

Die Aplerbeckerin Karin Sauerland könnte sich durchaus eine größere Initiative vorstellen. „Viele ältere Leute können jetzt nicht raus“, sagt Karin Sauerland. „Sie können aber nähen.“ Einige bieten dafür bereits Tisch- und Betttuchspenden an.

Nachhaltig sind die neuen und zum Teil kreativ bunten Accessoires auf jeden Fall, denn sie sind wiederverwendbar. Allerdings sollten sie nach jedem Tragen gewaschen werden - mindestens bei 60 Grad.

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Die Stadt Essen hat gemeinsam mit der Feuerwehr eine Nähanleitung für Stoffmasken veröffentlicht. In 16 bebilderten Schritten zeigt die Anleitung die Fertigung des sogenannten „Behelf-Mund-Nasen-Schutzes“ (BMNS).

Auch die Essener weisen auf die eingeschränkte Wirksamkeit hin: „Dieser Mundschutz wird komplett selbst gefertigt. Er ist weder geprüft, noch zertifiziert“, heißt es in der Anleitung. „Es handelt sich lediglich um ein Behelf, sofern die zertifizierten Einmal-MNS (Mund-Nasen-Schutzmasken) im Pandemiefall nicht mehr verfügbar sind.“

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Der Behelfsschutz solle die Verbreitung von Tröpfchen durch den Träger reduzieren. „Er stellt somit keinen Eigenschutz dar und ist in seiner Wirksamkeit abhängig von der Dichte des verwendeten Stoffs.“ Als Tipp wird empfohlen, zusätzlich einen kochfesten Vliesstoff einzuarbeiten, der die Wirksamkeit deutlich erhöhe.