Die Pläne für einen FH-Neubau auf dem früheren Industriegelände von HSP an der Rheinischen Straße sind krachend gescheitert. Als Alternativ-Standort kommt nun die nördliche Speicherstraße am Hafen in Betracht. Aber sollte dort nicht ein „Digitalquartier“ aus mehreren und auch kleinteiligen Gebäuden entstehen? Jörg Jacoby sieht darin nicht unbedingt einen Widerspruch. Er ist Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft d-port21, der gemeinsamen Tochter von DSW21 und der Dortmunder Hafen AG.
Er sagt: „Als Bildungseinrichtung mit einem Fachbereich wie beispielsweise Informatik würde die FH in die Ausrichtung als Digitalquartier passen.“ Das heiße aber nicht, dass der Bebauungsplan für die nördliche Speicherstraße neu aufgerollt werde. Er befindet sich in Vorbereitung, soll im „4. Quartal 2023“ offengelegt und 2024 im Rat der Stadt beschlossen werden. „Dabei soll es auch bleiben“, betont Jacoby. In anderen Worten: Das laufende Bebauungsplanverfahren soll nicht unterbrochen oder gar gestoppt werden, weil es plötzlich neue Gedankenspiele gibt.
Dass der Ursprungsplan für die Speicherstraße eine eher kleinteilige Entwicklung mit mehreren Gebäuden vorsieht, müsse für einen FH-Neubau kein Hindernis sein, meint Jacoby. Die Gebäude könnten als Unterkunft für die Institute und Einrichtungen der FH genutzt werden, die in Dortmund über vier Standorte verteilt ist und nun an einem „zentralen Campus“ gebündelt werden soll. Klar ist aber: Sollte das Vorhaben klappen, bleibt für weitere Nutzungen außer der FH kein Platz mehr an der Speicherstraße – abgesehen von kleineren Angeboten wie etwa Gastronomie. Der Campus würde alles dominieren.
H-Bahn muss abgespeckt werden
Für den d-port21-Geschäftsführer steht fest: Fundament des Bebauungsplans bleibe der 2020 vorgestellte Entwurf des dänischen Architekturbüros Cobe. Das umfangreiche Beteiligungsverfahren habe gezeigt, „dass Entwurf und Bebauungsplan bei den Bürgern eine extrem hohe Akzeptanz gewonnen haben“, sagt Jacoby. „Deshalb soll er auch umgesetzt werden“, stellt er klar.
Wäre eine FH-Ansiedlung überhaupt möglich? Etliche Fragen sind offen. Vor allem: Wie viel Fläche benötigt der Lehrbetrieb? Müssen die ursprünglich dem Land vorgelegten (und wohl zu groß dimensionierten) Neubaupläne abgespeckt werden? Sind die Gebäude-Kubaturen der Cobe-Architekten für die FH überhaupt nutzbar? Und wie sieht das Verkehrskonzept aus, mit dem etliche tausend Menschen werktags zum Hafen gelenkt werden?
Soll es tatsächlich eine H-Bahn geben, die über die Speicherstraße führt? Für d-port21-Geschäftsführer Jacoby ist das nach Rücksprache mit der H-Bahn-Gesellschaft nach wie vor denkbar. Der Unterschied zu den bisherigen Vorstellungen ist nur: Nachdem die Neubaupläne der FH auf dem HSP-Gelände gescheitert sind, bräuchte es für das Gelände auch keine H-Bahn mehr. Denkbar sei aber, so Jacoby, alternativ eine kürzere Strecke zu bauen; eine, die von der Stadtbahnhaltestelle „Hafen“(U47) an der Mallinckrodstraße über die Speicherstraße führt.
All das soll nun eine Arbeitsgruppe ausloten, in der neben FH, Stadt Dortmund und d-port21 auch das NRW-Wissenschaftsministerium sowie der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes vertreten ist. Um die Entwicklung der Speicherstraße ungehindert voranzutreiben, sei es „wichtig, möglichst schnell zu Ergebnissen zu kommen“, wie Jacoby unterstreicht. „Es wäre schön, wenn bis Jahresende etwas vorliegt.“
Berufskolleg ist verworfen
Unklar ist aber auch, wie ein FH-Neubau auf die gewünschte Stahlhalle ausstrahlt, deren nacktes Gerüst seit geraumer Zeit freiliegt. Sie sollte überdacht und innen mit flexiblen Einbauten für Gastronomie, Gewerbetreibende oder Start Ups versehen und „das Herzstück“ des Quartiers werden. Und nun? Soll dort künftig eine Mensa hinein? Oder sogar die FH-Bibliothek?

Neu orientieren müsste sich auf jeden Fall der städtische IT-Dienstleister Dosys (Dortmunder Systemhaus). Er soll von der Deggingstraße in der östlichen Innenstadt in einen Neubau am Hafen ziehen – wofür das frühere Verwaltungsgebäude von Knauf Interfer an der Bülowstraße (zurzeit Sitz der Hafen-Verwaltung) weichen müsste.
Kommt die FH, ist der Plan sofort Makulatur: Dosys müsste sich einen anderen Standort suchen. Es gibt einfach zu wenig Platz. Ein anderes Projekt ist deshalb in aller Stille bereits beerdigt worden: Anders als geplant, wird es an der Speicherstraße nun doch keinen Neubau für ein Berufskolleg geben, wie Jacoby auf Anfrage bestätigt. Selbst, wenn die FH nicht kommt.
Sollte die Hochschule am Ende aber tatsächlich aus dem Kreuzviertel in den Hafen ziehen, würde der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW die Flächen von d-port21 kaufen und anschließend selber als Bauherr auftreten. Das ist das übliche Verfahren. Auf dem HSP-Gelände hingegen sollte es aus Sicht des Privateigentümers, der Essener Thelen-Gruppe, genau andersrum laufen: Thelen wollte bauen und anschließend ans Land vermieten. Das wäre ein Präzedenfall geworden, von dem man in Düsseldorf offenbar absehen wollte.
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