Sinken jetzt auch in Dortmund die Immobilien-Preise? Makler schätzen die aktuelle Lage ein

Immobilienpreise sinken: „Interessenten stehen nicht mehr Schlange“
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Die hohe Inflation seit dem Krieg in der Ukraine und der damit einhergehende Anstieg der Bauzinsen haben den Immobilienboom vor einem Jahr beendet. Die Nachfrage nach Wohneigentum und damit die Kaufpreise gehen zurück.

In nahezu allen Städten des Ruhrgebiets sind die Angebotspreise für Eigentumswohnungen auf Online-Plattformen gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Portals Immowelt.

Ausgewertet wurden die Daten der in diesem Juni zum Kauf angebotenen Bestandswohnungen in 91 ausgewählten Städten und Kreisen in einigen westdeutschen Bundesländern. Die für die Vergleichsanalyse ausgewählte Musterwohnung hat 75 Quadratmeter, drei Zimmer und wurde in den 1990er-Jahren gebaut.

Dortmund überholt Essen

Im Ruhrgebiet hat, so weisen es die von Immowelt erhobenen Daten aus, Dortmund jetzt Essen als teuerste Stadt für Eigentumswohnungen abgelöst. Während in Dortmund der durchschnittliche Quadratmeterpreis relativ stabil geblieben ist (-3,3 Prozent), ist er in Essen weit überdurchschnittlich um 8,5 Prozent gesungen. Hier die Ruhrgebietsdaten:

Dortmund: 2723 Euro/m2 (-3,3 %)

Bochum: 2380 Euro je Quadratmeter (-6,3 %)

Duisburg: 1941 Euro/m2 (-6,9 %)

Essen: 2703 Euro/m2 (-8,5 %)

Gelsenkirchen: 1632 Euro/m2 (+0,7 %)

Hagen: 1894 Euro/m2 (+2,1 %)

Herne: 1900 Euro/m2 (-)6,5 %)

Kreis Recklinghausen: 2027 Euro/m2 (-7,7 %)

Kreis Unna: 2159 Euro/m2 (-11,2 %)

„In allen Regionen Deutschlands sinken derzeit die Immobilienpreise. Auch in vielen Kreisen in den westlichen Bundesländern haben die Preise im vergangenen Jahr spürbar nachgegeben“, sagt Felix Kusch, Immowelt Country Managing Director. Sein Portal ist hinter Immobilienscout 24 die Nummer zwei in Deutschland.

„Der Hauptgrund für die Rückgänge sind die gestiegenen Zinsen und die erschwerten Finanzierungsbedingungen, die zu einem Nachfragerückgang geführt haben. Doch dieser bietet auch Chancen für Käufer: Denn durch den geringeren Konkurrenzdruck kommt es auch immer häufiger zu Nachverhandlungen beim Preis“, sagt Felix Kusch weiter.

Zwei Dortmunder Immobilienmakler bestätigen das für den heimischen Markt. „Die Interessenten stehen nicht mehr Schlange. Viele Verkäufer haben inzwischen gemerkt, dass sie nicht mehr die Preise erzielen können, die noch vor zwei Jahren zu erzielen waren“, sagt Marvin Mikosch von Union Immobilien. Durchaus würden Anbieter beim Preis jetzt etwas stärker nachgeben, als noch vor einem halben Jahr.

Chancen für Käufer

Auch Prof. Dr. Raphael Spieker von Spieker Immobilien stellt fest, dass „die Kauflust spürbar zurückgegangen“ ist. „Der ganz große Schock aufgrund der Zinswende ist allerdings vorbei, die Nachfrage zieht wieder etwas an. Es gibt ein gutes Angebot an Immobilien in Dortmund. Allerdings werden jetzt nicht mehr Immobilien angeboten, sie werden nur nicht so schnell verkauft wie früher. Auch, weil die Banken zurückhaltender sind bei der Finanzierung und auf eine Eigenkapitalquote achten, gehen die Verkaufspreise etwas runter“, so Raphael Spieker.

Die Immobilienpreise in Dortmund - hier ein Blick auf das Wohngebiet Auf der Kronenburg in der Innenstadt - sinken leicht.
Die Immobilienpreise in Dortmund - hier ein Blick auf das Wohngebiet Auf der Kronenburg in der Innenstadt - sinken leicht. © Foto Archiv

Für jeweils mehr als ein Drittel der kaufwilligen Menschen in Deutschland, das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Immoverkauf24 und ImmoScout24, sind zu wenig Eigenkapital (37 Prozent) und zu hohe Immobilienpreise (35 Prozent) ausschlaggebend dafür, dass sie keine Immobilien kaufen. Fast ein Viertel gibt zudem überfordernde Finanzierungsraten als Grund an (21 Prozent).

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