Mahnwache nach Abschiebung Ehefrau reist über 1000 Kilometer für ihren verzweifelten Wunsch

Mahnwache in der Innenstadt nach Abschiebung von Abdullohi S.
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1200 Kilometer liegen zwischen Dortmund und Litauen. Bis nach Tadschikistan sind es über 6000. Sumaya P. ist aus Litauen nach Dortmund gekommen, weil sie Angst hat. Angst um ihren Ehemann, der von hier nach Tadschikistan abgeschoben worden ist. Seitdem fehlt von Abdullohi S. jede Spur. Hinweisen zufolge soll der 32-Jährige direkt nach seiner Ankunft in Tadschikistan verhaftet worden sein.

Sumaya P. spricht in der Dortmunder Innenstadt über ihre Sorge. Ihre beiden Kinder, die sie mitgebracht hat, fragten nach ihrem Vater, ihr selbst gehe es schlecht. Schlafen könne sie kaum. Der Ort, den sie und rund 40 Angehörigen und Unterstützer für eine Mahnwache gewählt haben, ist nicht zufällig ausgewählt. Sie stehen an diesem Samstagnachmittag vor der Ausländerbehörde - also der Behörde, die die Entscheidung zur Abschiebung Abdullohis getroffen hat,

Umstrittene Entscheidung der Stadt

Eine Entscheidung, die zuletzt nicht unumstritten war. Blickt man auf die reinen Fakten, gibt es Gründe, die zu der Entscheidung führen konnten. S. hatte mehrere Jahre unter falscher Identität in Deutschland gelebt. Weiter zurück liegen Verurteilungen wegen zweier Straftaten. So hatte auch die Stadt Dortmund die Maßnahme im Vorfeld begründet.

Und doch hätte man in Dortmund damit rechnen müssen, dass die Freiheit oder gar Gesundheit und Leben des Oppositionellen in Tadschikistan gefährdet sein. So lautet jedenfalls der Vorwurf derjenigen, die zu der Mahnwache aufgerufen hatten. „Sie wussten was ihn erwartet, und doch haben sie ihn abgeschoben“, sagte Sumaya P.

Die Ehefrau berichtet am Samstag von Gerüchten, das Abdullohi S. in Tadschikistan gefoltert werde. Sie betont aber auch, dass es nur Gerüchte seien. Schließlich weiß gerade niemand genau, wo sich S. derzeit aufhalte. „Ich will, dass Deutschland meinen Mann wieder zurück zu seinen Kindern bringt“, sagt sie. Nächste Woche wird sie nach Litauen zurückkehren. Dort hat sie einen Status als Flüchtling.

Wurde Abdullohi S. verhaftet?

Cornelia Suhan, eine Unterstützerin Abdollohis, kritisiert, dass Argumente und mögliche Gefahren einfach beiseite geschoben worden sei. Man habe die Abschiebung einfach durchgezogen. Sie will erfahren haben, dass S. verhaftet worden sei. So soll es ihr ein Funktionär der Oppositionspartei geäußert haben, der Abdullohi s. angehört.

Martin Scholz war Abdullohi S.' Arbeitgeber. Er empfindet die Abschiebung als Verletzung von Menschenrecht.
Martin Scholz war Abdullohi S.' Arbeitgeber. Er empfindet die Abschiebung als Verletzung von Menschenrecht. © Lukas Wittland

Martin Scholz, S.‘ ehemaliger Arbeitgeber meint: „Man hätte ihn auch woanders hingehen lassen können. „ Ihn ausgerechnet nach Tadschikistan abzuschieben, sei gemein. Er habe wenig Hoffnung, dass er aus den „Fängen des Diktators“ noch einmal herauskomme.

„Sie wussten, was ihn erwartet“: Angehörige demonstrieren gegen die Abschiebung von Abdullohi S.

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