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Lolli-Tests: An manchen Kitas machen nur 30 Prozent der Kinder mit
Corona-Pandemie
Seit Mitte Dezember gibt es in Dortmund nicht nur in Grundschulen, sondern auch in Kitas flächendeckend Lollitests, um Corona-Infektionen zu entdecken. Doch nicht alle Eltern spielen mit.
Kinder sind nach wie vor besonders stark von Corona-Infektionen betroffen. Aktuell liegt nach den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Sieben-Tage-Inzidenz bei den unter 5-Jährigen in Dortmund mit 234 leicht über dem Gesamtschnitt von 232, bei den 5- bis 14-Jährigen mit 657 mehr als deutlich (Stand: 22.12.).
Neben Schulen sind dabei auch Kindergärten von Corona-Ausbrüchen betroffen. Immer wieder müssen einzelne Kita-Gruppe oder sogar ganze Einrichtungen vorübergehend geschlossen werden.
Um Infektionen frühzeitig zu erkennen, geht die Stadt Dortmund einen besonderen Weg: Sie bietet nach einer Probephase inzwischen in allen 322 Kitas in Dortmund, unabhängig von der Trägerschaft, zweimal pro Woche die auch in Grundschulen üblichen Lolli-Pooltests an.
Es ist eine kindgerechte Form von PCR-Tests, bei der das Teststäbchen im Mund bewegt werden muss. Untersucht wird das Ergebnis dann gruppenweise („Pools“), bei positivem Befund eines solchen Pools wird einzeln nachgetestet.
Dortmund sei neben Köln die einzige große Stadt in NRW, die flächendeckend Lollitests in Kitas anbiete, hebt Oberbürgermeister Thomas Wesphal hervor. Man erreiche damit rund 21.000 Kinder.
Es gibt allerdings eine Einschränkung: Getestet werden kann nur auf freiwilliger Basis. Die Eltern der Kita-Kinder müssen also ihre Einwilligung zu den Lolli-Tests erklären. Das haben nach aktuellem Stand 86 Prozent getan.
„Das ist eine gute Zahl“, stellte Westphal am Dienstag nach der Sitzung des städtischen Verwaltungsvorstands fest. „Aber sie ist vielleicht noch nicht ausreichend. Es wäre gut, wenn alle Eltern mitmachen würden“, so der Appell des Oberbürgermeisters.
Große Unterschiede bei Beteiligung
Offensichtlich müssen Stadt und Träger in bestimmten Bereichen wohl noch Überzeugungsarbeit leisten. Denn die Zustimmungsquoten fallen sehr unterschiedlich aus. „Es gibt Einrichtungen mit 30 Prozent, aber auch viele mit 100 Prozent Beteiligung“, berichtete Westphal.
Dass es große Unterschiede gibt, bestätigt auch Jochen Schade-Homann, der für die Kitas des Evangelischen Kirchenkreises als größtem privaten Träger zuständig ist. In den 68 evangelischen Kitas schwanke die Beteiligung an den Lolli-Tests zwischen 67 und 100 Prozent, berichtet er. In den meisten seien es gut 90 Prozent.
Dass nicht alle Eltern mitmachen, könne etwa daran liegen, dass einige für den direkten Kontakt schwer erreichbar seien, aber auch, dass manche Erziehungsberechtigte die Konsequenzen fürchten - etwa bei einer nötigen Auszeit im Falle eines positiven Tests. „Aktuell fürchten wohl einige Eltern, vor Weihnachten in die Corona-Falle zu tappen“, erklärt Schade-Homann.
Nach der Weihnachtspause könnte das Stimmungsbild aber schon wieder anders aussehen. „Das ist immer nur eine Momentaufnahme“, stellt Schade-Homann fest.
Werbung für die Teilnahme
Wie effektiv das System ist, zeigen die Erfahrungen der letzten Wochen. In allen evangelischen Einrichtungen zusammen gebe es im Schnitt fünf bis sechs positive Pooltests, die dann zu Nach-Testungen der Kinder in der entsprechenden Gruppe führten, berichtet der Kirchenkreis-Pfarrer.
Klar sei, dass die Lolli-Tests für die Einrichtungen mit großem Aufwand verbunden seien. Der evangelische Kirchenkreis wirbt aber bei den „seinen“ Eltern ausdrücklich für die Teilnahme. „Wir halten das für eine gute Idee, um frühzeitig und verlässlich positive Fälle herauszufinden“, erklärt Jochen Schade-Homann.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
