Für die Zeit von Mittwochabend (15.11.) ab 22 Uhr bis Donnerstag (16.11.) 18 Uhr hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erneute Streiks angekündigt. Bundesweit sollen Züge im Regional- und Fernverkehr stillstehen.
Die Deutsche Bahn reagierte mit einem Notfallfahrplan. „Es wird ein Streikfahrplan bereitgestellt, dieser sichert allerdings nur ein sehr begrenztes Grundangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn Verkehr der DB“, heißt es auf dem X-Kanal (ehemals Twitter) des Konzerns.
Mit dieser Ankündigung stelle ich mich auf einen stressigen Morgen ein. Ich verzichte sogar auf meinen Kaffee, den ich mir sonst im To-Go-Becher mitnehme. „Was, wenn ich Kaffee trinke und dann am Bahnhof strande oder mit der Bahn irgendwo stecken bleibe und dann aufs Klo muss?“, denke ich. Nicht mal ein Glas Wasser traue ich mich zu trinken, obwohl ich eigentlich Durst habe.
Essener Hauptbahnhof wird zum Ruhepol
Jeden Tag pendel ich aus Essen nach Dortmund. Mit der Bahn. Also mache ich mich wie immer per Bus auf den Weg zum Hauptbahnhof. Der Bus ist leerer als sonst. Ich werde nicht wie üblich an die Fensterscheibe oder in die Achseln eines Fremden gedrückt. Offenbar haben heute einige Menschen Vorkehrungen wegen des Streiks getroffen. Fast schon schade, dass die Fahrt zum Bahnhof nur vier Minuten dauert...
Auch dort ist es bemerkenswert ruhig. Niemand hetzt zum Gleis, niemand beschwert sich lautstark am Info-Point. Der Essener Hauptbahnhof ist zum Ruhepol geworden.
Zwar weist die Anzeigetafel auf den Streik hin - zeigt aber kaum Verspätungen oder gar Ausfälle an. Wenn das an Nicht-Streik-Tagen mal so wäre...
Da war die Rückfahrt von der Arbeit am Vorabend deutlich stressiger. Kaum ein Zug fuhr pünktlich, meiner kam mit 20 Minuten Verspätung in Essen an. „Und die streiken nicht mal“, dachte ich da noch. Gerade wirkt es so, als täte der Streik dem Bahnverkehr ganz gut...
So schön kann Bahnfahren sein
An den Gleisen ist deutlich weniger los, manche sind fast leer. Viele Reisende blicken missmutig wie immer drein. Beruhigend, dass heute nicht alles anders ist.
Manche schauen verwirrt bis ängstlich. Immer wieder gucken sie auf die Anzeige am Gleis, weil sie nicht glauben können, dass es heute glattlaufen kann. Tut es aber. Erstaunlich viele Zügen fahren ganz regulär. Streik hin, Streik her. Ich hatte zwar gelesen, dass es einen Notfahrplan gibt. So üppig hätte ich mir den dann aber doch nicht vorgestellt...
Mit leicht überraschter Miene marschieren denn auch die Menschen, ich inklusive, auf die offenen Zugtüren zu, als der RE6 ohne Verspätung am Gleis anrollt. Drinnen herrschen beste klimatische Verhältnisse: warm, aber nicht stickig.
Die Kopfhörer bleiben ausnahmsweise in der Tasche. Diese ungewöhnliche Stille im Zug muss man genießen. Beinahe meditativ ist das gleichmäßige Ruckeln im Zug. Viel zu schnell die ist Bahnfahrt vorbei und der Zug kommt pünktlich am Dortmunder Hauptbahnhof ein.
So entspannt bin ich selten zur Arbeit gekommen.
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