Betriebe am Dortmunder Hafen: „Das wird noch länger schwierig bleiben“

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Betriebe am Dortmunder Hafen: „Das wird noch länger schwierig bleiben“

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Weniger Umschlag, weniger Aufträge: Auch am Hafen geht die Corona-Krise nicht spurlos vorbei. Viele Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet – allerdings wird wieder Fracht aus China erwartet.

Dortmund

, 04.04.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

In den meisten Betrieben am Hafen wird auch in Zeiten der Coronavirus-Krise noch gearbeitet, aber es wird weniger. „Keine Staus morgens und abends“, bemerkt der Vorsitzende des Vereins der Dortmunder Hafenanlieger, Karl-Heinz Keisewitt. Allein daraus könne man Rückschlüsse ziehen. „Die Betriebe passen ihre Aktivitäten den Bedingungen an“, fügt Pascal Frai von der Hafen AG an.

Die Wellen schlagen also nicht mehr hoch. Die Straßen leerer, keine Schiffsschraube zieht einen Wirbel hinter sich her. Die Welt nach Corona kennt noch keiner, aber an die mittendrin hat sich Zoran Divkovic schon gewöhnt. Wenn der Dolezych-Mitarbeiter von der Zentrale in den Versand geht, setzt er sich eine Schutzmaske auf und zieht sich Handschuhe über – Kollegenbesuch unter Seuchenschutz.

Mundschutz ist Pflicht, wenn Zoran Divkovic, Mitarbeiter der Firma Dolezych, eine andere Abteilung betritt.

Mundschutz ist Pflicht, wenn Zoran Divkovic, Mitarbeiter der Firma Dolezych, eine andere Abteilung betritt. © Beushausen

Karl-Heinz Keisewitt gehört zum Geschäftsführerteam des Unternehmens, das unter anderem Zurrzeuge und Ketten zur Ladungssicherung herstellt. Dass es ruhiger wird, hat er am Auftragseingang gemerkt.

Man reagierte sofort: Für die Belegschaft gilt Kurzarbeit. Mobile Office, Videokonferenzen ersetzen den Kundenkontakt. „Den Außendienst möchte ja keiner mehr sehen.“ Arbeitsprozesse ziehen sich in die Länge. Es dehnt sich, woran man so lange wie möglich festhalten möchte – die tägliche Struktur. Für Keisewitt steht fest: „Das wird noch länger schwierig bleiben.“

„Unsere Produktionsstätten laufen noch"

Auf dem Hof der Betonwerke Caspar Hessel stehen Monumente, mehrere Meter hoch und bis zu 40 Tonnen schwer. Stahlbetonschächte, die ihren Platz tief unter Kreuzungen finden. Betonrohre kommen dort zusammen, um Mengen Abwasser aufzunehmen. „Auch wir zehren von Aufträgen, die wir noch haben“, konstatiert Mitarbeiter Sven Baumunk, „Kurzarbeit spielt bei uns noch keine Rolle.“

Der Schiffsumschlag hat je nach Branche mehr oder weniger stark nachgelassen.

Der Schiffsumschlag hat je nach Branche mehr oder weniger stark nachgelassen. © Beushausen

Resturlaube werden abgebaut, so etwas eben. Das Unternehmen Caspar Hessel fertigt seit 91 Jahren Kanalbauwerke und Rohre und gehört damit zu den ältesten Anrainern am Hafen. 43.500 Tonnen Betonteile sind 2019 verkauft worden, ob es ähnlich bleibt, ist unklar. „Ich denke, dass da noch etwas auf uns zu kommt.“

Der Pausenraum ist zu, die Umkleide ist geschlossen, der Zwei-Meter-Abstand gilt, Lieferscheine müssen nicht mehr unterschrieben werden. Umziehen und buttern – dafür muss man sich heute alleine in eine Ecke stellen. Aber immerhin: „Unsere Produktionsstätten laufen noch, und wir liefern aus.“

Torsten Schütte ist der Geschäftsführer des CTD. Wenn dem Containerterminal mal etwa 500 Boxen von rund 5000 fehlen, wie das derzeit der Fall ist, sieht man das kaum. „Der Platz ist jetzt etwas leerer“, stellt er fest, „das hängt damit zusammen, dass in China sechs Wochen lang nicht produziert worden ist. Und wir bekommen das meiste aus China.“

„Der Brücken- und Straßenbau ist durchgetaktet"

Die Schiffe seien zwischen vier und sechs Wochen nach Europa unterwegs, daher die momentane Delle. Da aber die Produktion in Fernost wieder voll angelaufen sei, rechnet Schütte mit einer Woge in vier Wochen.

Und, spielt dann Desinfektion eine Rolle? Nein, meint er, „wir sind ein Umschlagplatz für Konsumartikel.“ Keine Nahrung, keine Felle oder ähnliches. Bei CTD bekommt man die etwas gemütlicher ablaufende Arbeit mit dem Gleitzeitkonto noch in den Griff. Einzelabfertigung der LKW, Mitarbeiter hinter Glas, Homeoffice – „das machen wir schon seit Beginn der Corona-Krise.“

„Noch ist etwas zu tun“, sagt Stefan Windgätter von Transporte Windgätter, „wir haben aber trotzdem schon mal Kurzarbeit angemeldet, weil Einbußen zu merken sind.“ 30 Mitarbeiter, 20 Lkw, die Stahl, Schrott transportieren und für die Bauindustrie fahren. Auch hier gelten alle Maßnahmen, um einen Kontakt der Kollegen untereinander und auch zu den Kunden weitgehend zu unterbinden. „Im Lkw sind die Fahrer ohnehin alleine“, meint er.

Die Bauindustrie nehme noch Material ab, sagt Stefan Windgätter von der gleichnamigen Spedition.

Die Bauindustrie nehme noch Material ab, sagt Stefan Windgätter von der gleichnamigen Spedition. © Beushausen

Die Bauindustrie nehme noch Material ab. „Der Brücken- und Straßenbau ist so durchgetaktet“, meint er, „das kann man nicht einfach liegen lassen. Und wo die Wirtschaft in Gang gehalten werden kann, muss sie in Gang gehalten werden.“

Hafen AG stellt sich auf sinkenden Umschlag ein

Pascal Frai von der Dortmunder Hafen AG geht davon aus, dass der Gesamt-Güterumschlag im Hafen im Vergleich zum März 2019 deutlich geringer ausfallen wird. Zahlen hat er noch nicht, aber die Anzeichen einer rückläufigen Konjunktur seien ja spürbar. Es lägen allerdings keine Schiffe im Hafen fest; das Areal sei ohne Einschränkungen über Straße, Schiene und Wasser erreichbar und zumindest die Schleuse Henrichenburg mache diesmal kein Problem.

Es wird ruhiger: In der Corona-Krise hat auch der Lkw-Verkehr vom und zum Containerterminal nachgelassen.

Es wird ruhiger: In der Corona-Krise hat auch der Lkw-Verkehr vom und zum Containerterminal nachgelassen. © Beushausen

Und für die, die zweifeln, haben Hafen AG und der Verein der Hafenanlieger eine Internetseite online gestellt. Mit dem Informationsportal www.hafenhilfe.de wollen Dortmunder Hafen AG und der Verein der Dortmunder Hafenanlieger den Unternehmen an der Wasserseite Hilfe in Corona-Zeiten anbieten.

„Wir möchten Hilfestellung im Krisenmanagement geben – einfach und unbürokratisch“, heißt es dort. Es gehe darum, die Unternehmen zu vernetzen, die Hilfe anbieten oder benötigen. Fehlt ein Fahrer, ist ein Lkw kaputt, werden Handschuhe und Atemmasken benötigt? „Von Kollege zu Kollege“, meint Keisewitt. Kontaktmöglichkeiten gibt es unter redaktion@hafenhilfe.de. Keisewitt: „Wir wollen doch alle, dass es hier wieder rattert und die Funken fliegen.“