Lkw zerstört Vorgarten Ina Feierabend (59) will sich bei Zeugen bedanken

Lkw zerstört Vorgarten - und wird prompt erwischt
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Achim und Ina Feierabend sind echte England-Fans. Deshalb schmückt eine originale rote Telefonzelle aus England den Vorgarten. Darin steht sogar eine lebensgroße Figur mit einem passenden Polizeihelm. Mit ihrem Vorgarten hat sich die Hobby-Gärtnerin viel Mühe gegeben.

Ein weißer Holzzaun, auf dem der markante Name „Feierabend“ prangt und jede Menge Blumen und Pflanzen, die an einem Metallzaun hochwachsen, zieren den Vorgarten vor dem hübschen Fachwerkhaus in Lanstrop. „Unser Haus ist relativ bekannt“, sagt die 59-Jährige stolz. Am „Tag der offenen Gartenpforte“ durften Menschen sogar ihren aufwändig dekorierten Garten besichtigen und den Vorgarten bewundern.

Lkw ruiniert Vorgarten

Genau dieser Vorgarten wurde nun zerstört. Feierabends leben in direkter Nähe zu einer Autobahnabfahrt. „Wir wohnen ziemlich einsam und die Gegend ist schlecht beleuchtet“, so Ina Feierabend, „Wir sind es schon gewohnt, dass Leute von der Autobahn kommen, sich verirren, in unsere Straße fahren und dann erst ihren Fehler bemerken.“

Für Lkw sei die Einfahrt eigentlich verboten, trotzdem komme es immer wieder vor, dass 40-Tonner versehentlich in die Straße einbögen. Obwohl die Straße eng sei, hätten die Wendemanöver der Lkw-Fahrer bisher immer funktioniert. Dieses Mal offenbar nicht.

So sah der Vorgarten vom Ehepaar Feierabend aus, bevor er zerstört wurde.
So sah der Vorgarten vom Ehepaar Feierabend aus, bevor er zerstört wurde. © privat

Beim Wenden habe ein Lkw-Fahrer vor kurzem sowohl den Holzzaun als auch den Metallzaun umgerissen. Auch ein Baumstumpf, der als Dekoelement vor dem Zaun stand, sei stark beschädigt worden. Der Briefkasten, passend zur Telefonzelle ebenfalls im England-Stil, sei umgefahren worden. Sogar das Gießsystem für die Pflanzen sei beschädigt worden, sagt Ina Feierabend. Die Schäden hat sie auf Fotos dokumentiert.

Missglücktes Wendemanöver

Als all das passierte, sei niemand im Haus gewesen. Eine Nachbarin habe sie telefonisch benachrichtigt. „Sie habe zwar nichts gesehen, aber in meinem Vorgarten sei etwas Schlimmes passiert, sagte sie. Dass es dann so schlimm aussieht, hatte ich nicht erwartet.“ Der kaputte Briefkasten sei der größte Verlust, so die 59-Jährige. „Das war ein Mitbringsel aus England. Den kann ich nicht ersetzen.“

Dass der Lkw-Fahrer offenbar Fahrerflucht begangen hat, kann sie nicht nachvollziehen. Sie komme selbst aus einer Familie von Lkw-Fahrern, sie wisse, dass man auf den hochgelegenen Fahrersitzen nicht alles bemerke. Diesen Unfall habe der Fahrer aber bemerken müssen. „Wir haben im Vorgarten kein Billigzeug aus dem Baumarkt, diese einbetonierten Zaunpfähle legt man nicht mal eben um. Er kann das unmöglich nur touchiert haben. Die liegen hier im 90-Grad-Winkel.“

Helden des Alltags

Doch Feierabends haben Glück im Unglück. Zwei Zeugen schildern ihr im Nachhinein, was passiert ist. Das gibt Ina Feierabend folgendermaßen wieder: Eine 18-Jährige habe alles beobachtet. Fast zeitgleich sei ein Autofahrer von der Autobahn abgefahren. Er habe den zerstörten Vorgarten bemerkt - und den Lkw, der versuchte zu wenden. „Er kennt unser Haus, jeden Tag holt er hier in der Nähe jemanden ab.“ Lkw- und Autofahrer seien zunächst aneinander vorbeigefahren.

Der Holzzaun hängt nur noch am seidenen Faden, der Briefkasten liegt am Boden.
Der Holzzaun hängt nur noch am seidenen Faden, der Briefkasten liegt am Boden. Ina Feierabend glaubt nicht, dass der Lkw-Fahrer beides nur touchiert haben kann. © privat

Dann sei dem Autofahrer klar geworden, dass etwas nicht stimmt. „Die junge Frau war noch da und sie rief ganz aufgeregt, ‚das gibt’s doch nicht, der haut ab!‘“ In ihrer Aufregung habe sie aber kein Nummernschild aufgeschrieben. Der Autofahrer habe sofort reagiert. „Er hat gedreht und ist dem Lkw hinterher. Er hat ihn regelrecht verfolgt“, sagt Ina Feierabend. Dabei habe er das Nummernschild fotografiert. Dann notierte er seine Kontaktdaten auf einem Zettel und klebte ihn an Feierabends Haustür.

Ein honigsüßes Dankeschön

Ihn konnte Feierabend direkt kontaktieren. Doch auch bei der 18-jährigen Zeugin wollte Feierabend sich unbedingt bedanken. Schließlich sei es beiden zu verdanken gewesen, dass sie den Fall bei der Polizei und der Versicherung melden konnte. „Die muss zu finden sein“, habe sich die 59-Jährige gedacht und verbreitete ihr Anliegen bei WhatsApp und Facebook.

Doch dann sei es anders gekommen: Noch während sie organisierte, habe es an der Tür geklingelt. „Das war die junge Frau, sie sagte, ihr habe das keine Ruhe gelassen und sie wolle sich als Zeugin zur Verfügung stehen.“ Es habe sich um eine Studentin aus dem Polizeiwesen gehandelt, die in der Nähe von Feierabends wohnt.

Normalerweise steht der Baumstumpf als Dekoration am Vorgarten von Feierabends. Dazu ist es jetzt nicht mehr zu gebrauchen.
Normalerweise steht der Baumstumpf als Dekoration am Vorgarten von Feierabends. Dazu ist es jetzt nicht mehr zu gebrauchen. © privat

„Ich habe mich tausendmal bei ihr bedankt, habe ihr noch einen ganzen Arm von unserem selbst hergestellten Honig geschenkt, den sie gar nicht annehmen wollte“, sagt Ina Feierabend so gerührt, dass sie mit den Tränen kämpfen muss. Die Studentin habe sich beispielhaft verhalten, lobt die Dortmunderin. „Deswegen mag ich es nicht, wenn andere über die Jugend wettern. Wenn die jungen Menschen wirklich so schlimm wären, wäre unser Staat längst untergegangen.“

Auch den anderen Zeugen lobt sie für seine Zivilcourage. Er habe seine Zeit geopfert und Einsatz gezeigt, obwohl er eigentlich einen Termin gehabt hätte. Ina Feierabend verspricht: „Ich habe ja seine Adresse. Ihm werde ich auf jeden Fall noch ein Dankeschön vorbeibringen.“

Eingestürzter Metallzaun
Der Metallzaun sei gut befestigt gewesen, sagt Ina Feierabend. Den könne man nicht so einfach umfahren. © privat

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