Seit viereinhalb Jahren steht ein Ladenlokal direkt an der Möllerbrücke leer. Die Fenster des ehemaligen Sonnenstudios sind mit Graffiti überzogen - doch jetzt sind innen Arbeiten zu sehen.
Dieser Artikel ist erstmals im Februar 2022 veröffentlicht worden. An den Plänen hat sich nach Auskunft von Hausbesitzer Leonard Sträter nichts geändert:
An diesem Ort fühlt sich Dortmund ein bisschen an wie Berlin oder Köln, besonders bei schönem Wetter im Frühling und Sommer: Dann treffen sich auf der Möllerbrücke dutzende, manchmal hunderte Menschen zu einem oder fünf Bierchen zum „Möllern“. Unter ihnen fährt regelmäßig die S4 her, um sie herum stehen (bis auf einige Bausünden) die herrlichen Altbauten des Kreuz- und Klinikviertels.
Einer dieser architektonischen Hingucker ist das Haus an der Ecke Lindemannstraße / Sonnenstraße. Doch die letzten Jahren haben dem ehrwürdigen Altbau von 1911 nicht gutgetan: Das Sonnenstudio in seinem Erdgeschoss ist seit Jahren zu, inzwischen sind seine Schaufenster überzogen von Graffiti. Auch die Stockwerke darüber sind tot - alle Wohnungen sind leer.

Das ist ganz im Sinne von Leonard Sträter. Er ist Geschäftsführer des Dortmunder Immobilienunternehmens „Casa Sogno“, dem das Gebäude seit 2019 gehört, und will den Altbau kernsanieren. Den alten Mietern hat „Casa Sogno“ deshalb Geld angeboten, wenn sie ausziehen. Alle nahmen an.
„Wenn jemand hätte bleiben wollen, wäre das auch nicht schlimm gewesen“, versichert Sträter, dann hätte man um den Bestandsmieter herum saniert. Aber bei einem komplett leeren Haus sei eine Sanierung schon einfacher, gibt er zu.
Glasaufzug im Treppenhaus
Denn Sträter plant nicht weniger als eine Generalüberholung des Hauses an der Lindemannstraße 1: „Hier kommt jede Leitung raus.“ Alle Wohnungen werden komplett entkernt und von Grund auf neu gemacht - und zwar auf gehobenem Niveau.
Die Wohnungen bekommen ein neues Parkett samt Fußbodenheizung; die Raumschnitte werden geändert, Wände versetzt, Elektrik und Rohre neu verlegt; der Dachstuhl wird ausgebaut zu einer weiteren Wohnung samt Dachterrasse; das mondäne Treppenhaus bekommt einen gläsernen Aufzug; im Innenhof entstehen ein moderner Anbau und neue, terrassenartig angelegte Südbalkone.

Bei der Außenfassade stimmte sich „Casa Sogno“ nach eigenen Angaben eng mit der städtischen Denkmalbehörde ab. „Auf ihren Wunsch bauen wir nun Holz- statt Kunststofffenster ein“, erklärt Sträter. So wolle man die historischen Fensterformen wiederherstellen.
Am Ende soll das Haus 1400 Quadratmeter Wohnfläche haben, 300 Quadratmeter mehr als vorher. Sie sollen sich auf 15 Wohnungen zwischen 74 und 165 Quadratmetern verteilen.
Zwei Millionen plus Kaufpreis
Den Umbau lässt sich „Casa Sogno“ einiges kosten: Rund zwei Millionen Euro stecke man in das Gebäude, sagt Sträter - zusätzlich zum Kaufpreis, über den Sträter schweigt, der aber im „einstelligen Millionenbereich“ liege.
Entgegen der üblichen Vorgehensweise des Unternehmens sollen die Wohnungen anschließend nicht als Eigentumswohnungen verkauft werden. Ihm sei das Haus zu sehr ans Herz gewachsen, sagt Sträter. Die gleiche Entscheidung traf er ebenfalls bei seinem zweiten Umbau-Projekt im Kreuzviertel, einem herrschaftlichen Altbau am Neuen Graben.
Stattdessen will „Casa Sogno“ die Wohnungen vermieten, für eine Kaltmiete von elf bis zwölf Euro den Quadratmeter. Das ist deutlich mehr als der Durchschnittspreis bei Neuvermietungen im westlichen Kreuzviertel - der nach Angaben der Stadt mit 9,69 Euro pro Quadratmieter bereits der dritthöchste Wert Dortmunds ist (und damit um einiges höher ist als im Herzen des Kreuzviertels, wo er laut Stadt bei 8,52 liegt).
Doch werden Mieter, die bereit sind, diese Preise zu zahlen, die „Möllern“-Partyszene vor ihrer Haustür tolerieren? Ein ehemaliger Mieter, der bis Sommer 2018 im Haus gewohnt hat, berichtete unserer Redaktion, dass gegen Ende seiner Zeit an der Möllerbrücke der Lärmpegel, der Müll vor der Haustür und die Wildpinkler doch sehr störend gewesen seien.

Sträter sieht das entspannt: Menschen, die sich für diesen Standort interessieren, würden das urbane Flair des Viertels mit seiner Ausgehszene schätzen. Außerdem werde man bei der Sanierung besonders auf den Schallschutz - etwa durch Dreifachverglasung der Fenster - achten.
Wenn es nach Sträter geht, soll das rundumerneuerte Haus an der Lindemannstraße 1 selbst einen Beitrag zur Gastro-Szene leisten: Das ehemalige Sonnenstudio im Erdgeschoss sei wie gemacht für ein Lokal. „Wir können uns vieles vorstellen, etwa eine Eisdiele, ein Café oder eine Weinbar“, sagt er.
Gegebenenfalls könnte man von dort auch eine Außengastronomie auf dem Sonnenplatz betreiben, meint Sträter. Das hänge natürlich von dem weiteren Verlauf der Neuplanung des Platzes ab, die gerade läuft.
Welcher Betrieb ins Erdgeschoss einzieht, ist im Juni 2023 noch nicht entschieden. Die Umbauarbeiten werden wohl bis Ende 2024 andauern, schätzt Leonard Sträter.
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