Ewgeni Gorodetski aus Hörde war an der polnisch-ukrainischen Grenze und hat die Situation vor Ort mit seiner Kamera eingefangen. Hier bieten zwei Männer Transportplätze für vier Personen an. Auf ihren Schildern steht: „Fuck Putin“.

© Ewgeni Gorodetski

Beeindruckende Bilder: Hörder Geschäftsmann hilft an der Grenze zur Ukraine

rnKrieg in der Ukraine

Der Hörder Geschäftsmann Ewgeni Gorodetski ist gebürtiger Ukrainer. Er war schon selbst an der polnisch-ukrainischen Grenze, um zu helfen – und weiß, was die Leute wirklich brauchen.

von Hanna Lecking

Hörde

, 05.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine versetzt derzeit viele Menschen in Angst und Schrecken, ruft aber auch Mitgefühl und eine große Hilfsbereitschaft in der westlichen Bevölkerung hervor.

Überall im Dortmunder Süden werden Spendenaktionen ins Leben gerufen, deren Organisatoren mit Spenden regelrecht überhäuft werden.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“

Ewgeni Gorodetski, Geschäftsführer der Ligo GmbH in Dortmund-Hörde und gebürtiger Ukrainer, war indes auch selbst vor Ort an der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort hat der Geschäftsmann tatkräftig geholfen – neben vielen anderen. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, berichtet er.

Besonders beeindruckt habe ihn in dieser Zeit die ausgeprägte Hilfsbereitschaft, die trotz der früheren Spannungen zwischen Polen und der Ukraine überall an der Grenze herrsche.

Die Sachspenden werden direkt aus den Autos verteilt.

Die Sachspenden werden direkt aus den Autos verteilt. © Ewgeni Gorodetski

So habe ein Freund zum Beispiel zwölf Stunden lang auf eine fremde Familie gewartet, um sie aufzunehmen. Eine andere geflüchtete Familie habe erzählt, dass der Hotelbesitzer, in dessen Hotel sie übernachtete, kein Geld für das Zimmer und das Essen verlangt habe.

Außerdem seien auf dem Hinweg überall leere Busse gesehen worden, die zur Grenze fuhren, um Flüchtlinge zu ihren Unterkünften zu transportieren.

Geregelte Aufnahmen sind wichtig

Nach seinen Erfahrungen schätzt Ewgeni Gorodetski die Anzahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge auf circa eine Million – oder sogar mehr.

Wartende Menschen, die Spenden und Transportmöglichkeiten anbieten.

Wartende Menschen, die Spenden und Transportmöglichkeiten anbieten. © Ewgeni Gorodetski

Daher müsse die Regierung nun schnell handeln und den Flüchtlingen vor allem einen spezifischen Status in Deutschland zuweisen. Ansonsten werde es für die Kommunen sehr kompliziert, die Flüchtlinge zu registrieren. „Wir brauchen geregelte Aufnahmen“, fasst Ewgeni Gorodetski sein Anliegen zusammen. Ansonsten gehe sehr schnell der Platz und das Geld aus.

Mittlerweile höre er aber auch von vielen ukrainischen Auswanderern oder Arbeitern in anderen Ländern, dass sie freiwillig zurück in die Ukraine gingen, um zu kämpfen, so der Geschäftsmann aus Hörde. „Aber vieles kommt einfach zu spät“, meint er.

Seine Eltern wohnen nicht in Deutschland, sondern 120 Kilometer von Kiew entfernt. In ihrer Nähe seien schon ein Kind und mehrere Erwachsene umgekommen. Sein 86-jähriger Vater könne den weiten Weg zur Grenze jedoch nicht mehr antreten.

Spendenaktion in seiner Lagerhalle

Schon zu Beginn des Krieges startete Ewgeni Gorodetski eine Spendenaktion und sammelte Sachspenden in seiner Lagerhalle. „Wir wurden regelrecht überschwemmt“, berichtet er. Von Privatleuten bis hin zu großen Firmen waren alle Arten von Spendern dabei.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei es allerdings besonders wichtig, Hygieneartikel, Essen in Konserven oder Verbandsmaterial an die Grenze zu transportieren. Kleidung werde erst benötigt, wenn die ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland ankommen. „Angezogen sind die Leute schon“, erklärt Ewgeni Gorodetski.

Wer aber trotzdem Kleidung spenden möchte, solle sich besser an lokale Institutionen wie die Altkleidersammlung oder das DRK wenden. So werde sichergestellt, dass die Kleidung auch wirklich dort ankommt, wo sie dringend gebraucht wird.

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