Rund 80 Fahrer sind insgesamt im Einsatz – auf eigenen Rädern oder denen, die Lieferando zur Verfügung stellt. Etwa 30 sind es in einer regulären Wochenend-Abendschicht. Aber nicht so am Freitag (11.5.) – aller Voraussicht nach.
Dann erreicht Dortmund ein Streik, der bisher nur in Köln und Frankfurt Auswirkungen hatte: Die „Rider“, also die Fahrer, des größten deutschen Essens-Lieferservices sind dazu aufgerufen, am Freitagabend nicht zur Schicht zu erscheinen, sondern stattdessen an einer Demo teilzunehmen.
Demo am Europabrunnen
Der Streik, zu dem die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die Lieferando-Fahrer aufruft, soll von 17 bis 21 Uhr gehen, also genau die Haupt-Abendessen-Zeit abdecken. Treffpunkt ist die Dortmunder Zentralstelle des Lieferdienstes in der Innenstadt (Rosental 12).
Ab 18 Uhr soll es von dort aus ein paar Meter weiter gehen – bis auf die Kleppingstraße zum Europabrunnen im Schatten der Reinoldikirche. Doch nicht weil diese knapp 50 Meter die wohl kürzeste Demo-Route der vergangenen Jahre sein dürften, spricht die Gewerkschaft davon, dass „wir damit Geschichte schreiben“.
Mindestlohn und Bonus-System
„Das hat es noch nie gegeben: dass es bei einem solchen Lieferdienst einen Tarifvertrag gibt“, unterstreicht Samir Boudih, Gewerkschaftssekretär bei NGG. Die Lieferando-Fahrer „müssen sich abstrampeln, um mehr als Mindestlohn zu bekommen“. Es gebe ein Bonus-System.
Mit dem aber steige „der Druck auf die Kuriere, die bei Wind und Wetter im Straßenverkehr unterwegs sind. Es kann nicht sein, dass nur die Beschäftigten finanziell über die Runden kommen, die Kopf und Kragen riskieren. Das gefährliche Bonussystem gehört abgeschafft, nicht ausgebaut“, so Boudih.

Gewerkschaft und Lieferando-Beschäftigte fordern stattdessen den Abschluss eines Mantel- und eines Entgelttarifvertrags mit folgenden Bedingungen: Festgeschrieben werden sollen ein garantierter Stundenlohn von 15 Euro, die Zahlung eines 13. Monatsgehalts, Zuschläge für Schichten am Abend, an Sonn- und Feiertagen sowie weitere Details.
Einige liefern selbst aus
So führt NGG auch die volle Bezahlung der letzten Fahrt nach Hause auf sowie eine Kilometer-Pauschale von 50 Cent für diejenigen, die mit dem Auto liefern. Apropos liefern: Wie groß werden denn nun die Auswirkungen des Streiks am Freitagabend für diejenigen, die bestellen wollen?
Komplett lahmgelegt werden dürfte das Lieferando-System in Dortmund nicht. Viele Imbisse und Restaurants nehmen zwar Bestellungen über Lieferando entgegen, sind aber mit eigenen Fahrern unterwegs, nicht mit den „Ridern“ im typischen Orange.
Ein Lieferando-Sprecher selbst verspricht: „Verbraucher werden auch in der betroffenen Schicht nahezu uneingeschränkt Essen bestellen können.“
Lieferando-Fahrer Gustav (31) aus Dortmund: „Wie viel Geld man bekommt – das ist ein Glücksspiel“
Streik bei Lieferando in Dortmund: Gastronomen wie Emilia Cevik (23) wurden nicht informiert
„Bald ist Schluss!“: Restaurantchef kritisiert Lieferando – Konkurrenten sehen Vorteile