Lichterfest-Evakuierung: „Die Sicherheitsleute waren wohl überfordert“

© Stephan Schuetze

Lichterfest-Evakuierung: „Die Sicherheitsleute waren wohl überfordert“

rnLichterfest-Fiasko

Als das Lichterfest wegen Gewitter-Gefahr unterbrochen wurde, kamen nicht alle Besucher der Aufforderung zum Verlassen des Parks nach. Was dürfen Sicherheitsleute in solchen Situationen?

Dortmund

, 03.09.2019, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Veranstalter des Lichterfestes haben am Samstagabend entschieden, dass der Westfalenpark aus Sicherheitsgründen geräumt werden sollte. Viele Besucher verließen das Gelände pflichtbewusst und zügig. Andere ließen sich Zeit, haben nach Aussagen von Augenzeugen noch Getränke bestellt. Und als das Fest fortgesetzt wurde, durften sie noch das Feuerwerk vor Ort genießen. Das sorgt im Nachhinein für Unmut.

Wie weit darf der Sicherheitsdienst in so einem Fall eingreifen, um für einen geregelten Ablauf zu sorgen? „Wir bekommen bei solchen Veranstaltungen das Hausrecht übertragen“, sagt Klaus Bouillon, Präsident des Bundesverbands Mittelständischer Sicherheitsunternehmen. Das könne man allerdings nur mit reiner Überzeugungsarbeit durchsetzen: „Wir dürfen keine körperliche Gewalt anwenden.“

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Gunnar Vielhaack vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft erläutert: „Wir können Weisungen erteilen, das Gelände auf bestimmtem Wege zu verlassen. Aber wir dürfen sie in der Regel nicht durchsetzen.“ Heißt: Die Sicherheitsleute können verbale Befehle geben, aber zum Beispiel keinen Gast am Arm packen und wegziehen.

Ausnahmen von der Regel

Ausnahmen gelten nur, wenn Besucher zum Beispiel im Notausgang stehen bleiben und den Durchgang versperren. „Wenn Gefahr im Verzug ist und so eine Person andere dadurch in Gefahr bringt, dürfen wir den Weg auch mit körperlicher Kraft räumen“, sagt Vielhaack.

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Anders sei das übrigens im privaten Leben, wenn ein Eindringling die Wohnung einer anderen Person nicht verlassen will. „Um den eigenen Besitz zu verteidigen, dürfte man den anderen auch nach draußen führen, wenn polizeiliche Hilfe nicht unverzüglich zu bekommen ist“, sagt Gunnar Vielhaack.

Widerstand gegen Sicherheitsleute

Ganz eindeutig komme es in den letzten Jahren immer häufiger zu Widerständen gegen Sicherheitspersonal, sagt Vielhaack. „Es bereitet uns große Sorgen, dass immer mehr Mitarbeiter auch bedroht oder sogar angegriffen werden. Die Zivilisiertheit scheint abzunehmen.“

Klaus Bouillon meint mit Blick auf das Lichterfest: „Die Sicherheitsleute waren da wohl überfordert.“ Die Mitarbeiter müssten im Vorfeld verschiedene Optionen besprechen: „Schade, wenn so etwas nicht an der Basis ankommt.“ Seinen Informationen zufolge hätten nicht alle Besucher dieselben Aussagen zur Evakuierung des Geländes bekommen.

Widersetzen sich Besucher bewusst den Anweisungen der Sicherheitskräfte, könne man theoretisch die Polizei hinzuziehen: „Aber die hatte sicherlich an dem Abend schon genug zu tun“, so Bouillon.

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