
© Thomas Thiel
Leichenfund im Ekel-Haus: Stadt Dortmund nimmt sich den Eigentümer vor
Bauaufsicht eingeschaltet
Das Ekel-Haus in der Johanna-Melzer-Straße in der Dortmunder Nordstadt, in dem eine Leiche gefunden wurde, ist ein Fall für die Bauaufsicht. Fotos weisen auf Verstöße gegen das Baurecht hin.
Seit Jahren ist das Ekelhaus in der Johanna-Melzer-Straße 6 in der Dortmunder Nordstadt ein Zufluchtsort für Obdachlose. Am Samstag (13.11.) wurde dort eine männliche Leiche gefunden. Nachbarn erheben Vorwürfe, die Stadt habe auf die wiederholten Beschwerden über die katastrophalen Zustände nur unzureichend reagiert.
Das weist die Stadt zurück. Das Haus sei der Stadt bekannt, schon seit einigen Jahren stehe es im „Arbeitskreis Problemimmobilien“ unter Beobachtung, erläutert Stadtsprecher Christian Schön auf Nachfrage. Das seit ein paar Jahren leerstehende Haus habe mehrfach den Eigentümer gewechselt.
Schön: „Zuvor hatte die Stadt auch ein Vorkaufsrecht geprüft, aber aufgrund konkreter Sanierungsabsichten des neuen Eigentümers verworfen.“ Immer wieder sei es zu Beschwerden gekommen, weil Unbefugte sich Zutritt zum Gebäude verschafft hätten, bestätigt Schön die Aussagen von Nachbarn, im Juli 2020 habe es zuletzt Anwohnerbeschwerden in Bezug auf Ratten und Müll gegeben.
Mehrere Male neu gesichert
Das Haus habe mehrere Male erneut gesichert werden müssen, so der Stadtsprecher. Am Tag des Leichenfundes hatte lediglich ein Bauzaun die offenstehende Türe des verfallenen Gebäudes gesichert.
Für die Sicherung ist laut Schön zuallererst immer der Eigentümer zuständig. „Erst wenn hier keine Maßnahmen getroffen werden, kommt die Stadt mit einer Ersatzvornahme ins Spiel.“ Grundsätzlich gebe es keine Gefahr für Anwohner und Passanten, wenn das Gebäude verschlossen und gesichert sei.
Doch: „Aufgrund der aktuellen Ereignisse wird das Haus nun vordringlich kontrolliert“, kündigt Schön an.
Baugenehmigung fehlt
Fotos aus einem Feuerwehreinsatz vom Wochenende zeigten, dass im Gebäude Entkernungsarbeiten angefangen worden seien. Die erforderliche Baugenehmigung dafür fehle aber, berichtet Schön mit Blick auf die vorliegenden Fotos.
„Im Gebäudeinneren sind erhebliche Eingriffe in die Tragstruktur erfolgt, sodass ein neuer statischer Nachweis geführt werden müsste. Außerdem hat die Bausubstanz aufgrund des ungehinderten Witterungseinflusses stark gelitten.“ Teilweise gebe es keine Fenster mehr und das Dach sei defekt.
Nach Aussage des Stadtsprechers werde die Bauaufsicht hier bald erneut vor Ort kontrollieren, um zu prüfen, ob weitere Maßnahmen erforderlich seien.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
