Der Aufzug des Dortmunder Mehrfamilienhauses ist erst knapp zwei Jahre alt. Richtig funktioniert hat er von Anfang an nicht. Seit Neujahr steht er zum wiederholten Male ganz. © Carolin West

Aufzug kaputt

LEG-Mieter in Dortmund fürchten sich vor neuem Aufzug: „Manche verlassen das Haus nicht mehr“

Der Aufzug eines Dortmunder Mehrfamilienhauses sorgt für zittrige Knie: Ältere Bewohner trauen sich nicht hinein, Mutige bleiben stecken. Die LEG vertröstet ihre Mieter seit fast zwei Jahren.

Kirchlinde

, 08.01.2020 / Lesedauer: 3 min

Wenn Sabine Widlitzek einkaufen geht, begleitet sie die Angst. Die Angst, dass der Aufzug bei ihrer Rückkehr nicht mehr funktioniert und sie die schweren Einkäufe in ihre Wohnung im fünften Stock tragen muss.

Der Aufzug des Mehrfamilienhauses an der Siepmannstraße in Kirchlinde ist erst knapp zwei Jahre alt. Das Problem: Von Anfang an funktionierte er nicht richtig. Seit Monaten ist er beinahe dauerhaft defekt. Sabine Widlitzek muss deshalb ständig durchs Treppenhaus.

Sie leidet unter Wirbelsäulenarthrose. Mit den Tüten in den Händen muss sie mehrfach pausieren – oder geringere Mengen einkaufen. „Man darf nicht vergessen, dass wir schon seit Ende 2017 laufen“, sagt sie. „Da wurde der alte Aufzug ausgebaut.“

DHL-Bote bleibt stecken

Sabine Widlitzek ist nicht die einzige Mieterin des LEG-Mehrfamilienhauses, der die Aufzug-Situation zu schaffen macht. „Ich wollte meine Eltern zum Weihnachts-Kaffeetrinken zu uns holen“, erzählt Brigitte Barannek. „Aber die sind über 90 – die Treppen schaffen sie nicht.“

Zwar habe der Aufzug über die Weihnachtsfeiertage zumindest auf den Zwischengeschossen funktioniert, doch die Angst bei den Bewohnern saß zu tief, nachdem am 21. Dezember 2019 ein DHL-Paketbote mit dem Aufzug stecken geblieben war.

„Die Feuerwehr musste ihn rausholen“, sagt Brigitte Barannek. Seitdem habe sich kaum jemand in den Aufzug getraut. Schließlich sei es schon zu oft passiert, dass er die gewünschte Etage nicht erreicht habe.

Mieterin Rosemarie Pritz hat im November und Dezember 2019 dokumentiert, wann der Aufzug nicht funktionierte. Die Bilanz: An 24 von 61 Tagen sei er gar nicht zu benutzen gewesen, an 21 Tagen nur eingeschränkt. Seit Neujahr kleben wieder „Aufzug außer Betrieb“-Schilder über den Knöpfen.

Ältere Menschen verlassen das Haus nicht mehr

Obwohl die Mieter die LEG schon vor Monaten über den defekten Aufzug informiert und mit Mietkürzungen gedroht haben, ist bislang nichts passiert. Bis Redaktionsschluss dieses Textes (7.1.) hat auch die Redaktion keine befriedigende Antwort der LEG erhalten. Eine weitere Anfrage läuft.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mit dem alten Aufzug mal Probleme hatten“, sagt Harald Brauer und schüttelt den Kopf. „Eigentlich hatten wir uns alle auf den Neuen gefreut“, fügt Brigitte Barannek hinzu.

Die Mieter (v.l.) Heinrich Luhmann, Andreas Barannek, Sabine Widlitzek, Brigitte Barannek, Irina Becker, Rosemarie Pritz, Ursula Brauer, Harald Brauer und weitere Bewohner des Hauses wehren sich gegen die Untätigkeit der LEG. © Carolin West

Schließlich könne der auch in den Zwischengeschossen des 24-Parteien-Hauses halten, weil er an zwei Seiten Türen habe. „Die LEG wirbt mit Barrierefreiheit, aber hier funktioniert gar nichts“, sagt Brigitte Barannek.

Ältere Nachbarn müssen auf dem Weg die Treppen hoch gestützt oder getragen werden. „Manche verlassen das Haus gar nicht mehr“, sagt Brigitte Barannek. „Wer weiß, dass er nicht wieder hochkommt, bleibt drinnen. Auf den Aufzug kann man sich ja nicht verlassen.“

Bewohner zahlen Mieterhöhung für kaputten Aufzug

Kinderwagen, Rollatoren, Waschmaschinen – alles müssen die Mieter über das Treppenhaus transportieren. Ein besonderes Ärgernis: Für die Modernisierung des Hauses inklusive neuem Aufzug zahlen sie eine Mieterhöhung von knapp 100 Euro.

„Dazu kommen die Betriebskosten für einen Aufzug, der nicht läuft“, ärgert sich Ursula Brauer. Die Mieter wünschen sich ein finanzielles Entgegenkommen und eine Entschuldigung der LEG.

Diese Nachricht hängt seit November an der Tür des Mehrfamilienhauses. Eine Unverschämtheit, finden die Mieter. © Carolin West

Auch wegen eines Aushangs, der seit November die Haustür ziert. „Wir sollen darauf achten, dass wir die Aufzugtüren nicht kaputt machen – eine Frechheit“, sagt Rosemarie Pritz.

Handwerker sind machtlos

Die gerufenen Handwerker seien stets machtlos. „Meistens wissen sie schon kurz nach der Reparatur, dass der Aufzug wenige Stunden später wieder nicht laufen wird“, sagt Brigitte Barannek.

Denn um den Fehler im System müsste sich die LEG kümmern. Das tue sie jedoch seit knapp zwei Jahren nicht. „Die wollen einfach Geld sparen“, vermutet Rosemarie Pritz. „Und wir müssen jetzt darunter leiden.“

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