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Hoffnung trotz Leerstands: Diese Methode könnte zwei Probleme auf einmal lösen
Leerstand
An einer Straße in Dortmund steht ein Ladenlokal nach dem anderen leer. Doch das biete auch Chancen, sagt Thorsten Eustrup. Allerdings nicht für den Einzelhandel.
Leere Fenster, Zettel mit Nummern des Vermieters: Insgesamt fünf Ladenlokale stehen auf engstem Raum leer. Es sieht nicht danach aus, als würde demnächst jemand Neues einziehen.
Und das sei auch nicht unbedingt notwendig - zumindest nicht, was den Einzelhandel angehe, sagt Thorsten Eustrup. Der Vorsitzende der Lütgendortmunder Händlergemeinschaft „Aktiv im Ort“ sähe die leeren Ladenlokale an der Lütgendortmunder Straße gerne anders genutzt.
„Leerstand ist nie gut“, sagt er. „Allerdings ist die Lütgendortmunder Straße dort, wo er auftritt, ein schwieriger Standort, wenig attraktiv.“ Schließlich verlagere sich alles eher in die Ortsmitte.
In der Ortsmitte gibt es Hoffnung
Und dort gibt es Hoffnung: In das ehemalige Kaufhaus Konze am Heinrich-Sondermann-Platz ziehen unter anderem eine Rossmann- und eine Woolworth-Filiale ein. Kik wird bleiben, weitere Einzelhändler wären denkbar.
Doch einen Wermutstropfen gibt es auch in der Ortsmitte. An der Limbecker Straße 16 bis 20 hält sich abgesehen von der Weinhandlung Uecker kein Geschäft. Künftig sollen dort Seniorenwohnungen entstehen, möglicherweise in Kombination mit Einzelhandel.

Auch hinter diesen abgeklebten Scheiben tut sich nichts. © Carolin West
Eine reine Umwandlung in Wohnraum wünscht sich Thorsten Eustrup allerdings für die leeren Ladenlokale an der Lütgendortmunder Straße. „Man muss sich an der Stelle wirklich fragen, ob man dort wieder Geschäfte betreiben sollte.“
Zum Einkaufen alles auf einem Fleck haben?
Die meisten Menschen kaufen in der Ortsmitte ein, dort, wo alles nah beieinander ist. „Weiter unten an der Lütgendortmunder Straße müsste man da schon gefragte Nischenprodukte anbieten, um eine Chance zu haben.“
Stattdessen hoffe er auf die Hausbesitzer. „Wenn die in Zeiten von Wohnungsnot die leeren Ladenlokale in Wohnungen umwandeln würden, wäre viel gewonnen.“ Einerseits stünden die Geschäfte dann nicht mehr leer, Schandflecke würden verschwinden.

Thorsten Eustrup ist der Vorsitzende von „Aktiv im Ort". Er wünscht sich Wohnungen statt leer stehender Ladenlokale. © Beate Dönnewald
Andererseits entstünde so zumindest ein bisschen zusätzlicher Wohnraum. „Und Wohnfläche wäre an der Stelle sicher einfacher an den Mann zu bringen als ein Ladenlokal.“ Schließlich stünden manche schon seit mehr als acht Jahren leer und es tue sich nichts.
Eine Anfrage an die Stadt Dortmund, welche Voraussetzungen für die Umwandlung eines Ladenlokals in Wohnraum – abgesehen von der Zustimmung des Hausbesitzers – geschaffen werden müssen, läuft.
Neue Geschäfte ziehen mehr Menschen in die Fußgängerzone
Ob und wann sich die Leerstände an der Lütgendortmunder Straße in Wohnraum umwandeln könnten, werde die Zukunft zeigen, so Eustrup. Er hoffe nun zunächst, mehr Leben in die Fußgängerzone zu holen.
Denn die neuen Geschäfte sind Publikumsmagnete, ist sich der „Aktiv im Ort“-Vorsitzende sicher. „Ich finde das, was mit dem ehemaligen Kaufhaus passiert, super – und hoffe, dass das mehr Menschen in die Ortsmitte bringt.“
Die IHK plädiert für Alternativlösungen zum Ladenlokal
Mehr Menschen in die Ortsmitte zu bringen, sei das Gebot der Stunde, so Ulf Wollrath von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dortmund. Er leitet dort den Bereich Handel, Dienstleistungen, Gründungen.
„Die Anzahl der stationären Geschäfte nimmt ab und es wachsen nur wenige nach“, sagt Wollrath. „Wer doch einen Laden eröffnen möchte, hat beim Standort oft die freie Auswahl.“ Viele entscheiden sich dann für ein Ladenlokal in der City oder in einer attraktiven Nebenlage, nicht aber für einen außerhalb gelegenen Stadtbezirk.
„In den Stadtbezirken konzentriert sich der Handel dann auf den Ortskern – und das muss auch so sein. Ein zerfleddertes Zentrum ist nicht attraktiv.“ Läden in Stadtbezirk-Nebenlagen könnten sich wie in Lütgendortmund meist nicht halten.
„Wir plädieren deshalb für eine Umnutzung“, sagt Ulf Wollrath. Soziale Einrichtungen oder Pflegedienste seien mögliche Nachmieter. Aber auch die Umwandlung in Wohnraum, wie von Thorsten Eustrup vorgeschlagen, sei wünschenswert. „Da kommt es dann auf die Hausbesitzer an.“
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
