Dass die beiden Herren zum Fototermin mit Citymanager Tilmann Insinger so schick gekleidet erscheinen, als seien sie gerade einem Herrenmode-Katalog entsprungen, ist kein Zufall. Felix Würfel (27) und Pablo Bachmann (33) sind die neuen Modemacher in der Stadt. Zwei Jungunternehmer, die mitten in der City jetzt ihr erstes Geschäft für maßgefertigte Herrenmode eröffnet haben - dank tätiger Mithilfe des Citymanagements, des Vermieters und der städtischen Wirtschaftsförderung.
Für die beiden Mode-Enthusiasten ist der Umzug raus aus dem bisherigen, kleinen Showroom in einem Hinterhof an der Saarlandstraße und hinein in die Propstei-Arkaden direkt am Hansaplatz ein mutiger Schritt. Dort richteten sie im ehemaligen Ladenlokal von van Laack auf 174 Quadratmetern und zwei Etagen nach eigenen Vorstellungen einen modernen Flagship-Store, wie sie es nennen, für ihr Label „House of Mercury“ ein. „Wir haben eine sechsstellige Summe in Ausstattung und Einrichtung investiert, um ein etwas anderes Einkaufserlebnis zu schaffen. Unsere Marke soll im Raum erlebbar sein“, sagt Pablo Bachmann.
Der unternehmerische Mut, der es möglich macht, dass sich die Herren der Schöpfung aus Dortmund in Dortmund modisch und nach Maß einkleiden können, stieß vor allem bei der Propstei-Gemeinde als Vermieterin des Ladenlokals auf Gegenliebe. Damit Pablo Bachmann und Felix Würfel als Starthilfe mit Geld aus dem Anmietungsfonds, mit dem Bund und Land die Innenstädte beleben und Leerstände beheben wollen, erhalten können, musste sie auf einen Teil der möglichen Miete verzichten.
Qualitätsanspruch erfüllt
„Das tun wir“, sagt Thomas Tiemann als Verwaltungsleiter für den pastoralen Raum Dortmund-Mitte, „weil wir in den Arkaden einen Qualitätsanspruch haben. Den erfüllen Pablo Bachmann und Felix Würfel. Die beiden brennen für das, was sie machen und die Gemeinde hat mit ihnen hoffentlich langfristige Mieter und ein wertiges, inhaber-geführtes Ladenlokal.“

Dass es alles andere als einfach ist, ein solches Matching hinzubekommen, hat Citymanager Tilmann Insinger in den vergangenen Monaten erfahren. Seit gut einem Jahr ist er im Amt und hat sich sofort daran gemacht, um den Anmietungsfonds für Dortmund zu nutzen. Weil dieser so gestrickt ist, dass der Vermieter für zwei Jahre nur 70 Prozent der zuletzt erzielten Miete erhält und die Stadt als offizieller Mieter das Ladenlokal für 20 Prozent der Altmiete weitervermietet, braucht es das Mitwirken der Immobilieneigentümer.

Indem Tilmann Insinger beschreibt, welche Mühen es bedeutet, angesichts der diversen Eigentümerstruktur (von einer Fondsgesellschaft in Luxemburg bis hin zu Eigentümergemeinschaften) überhaupt an die Inhaber von City-Immobilien heranzukommen und diese dann auch noch von dem Konzept des Anmietungsfonds zu überzeugen, begründet er schon das bisher überschaubare Ergebnis. Nach der Eröffnung des inhaber-geführten Lifestyle-Ladens Club Mumbai Palais (Streetwear, Skate-Shop) ist Mercury erst das zweite Geschäft, das aus dem Anmietungsfonds gefördert wird.
„Es braucht eine Anlaufzeit. Wir konnten aber dennoch im Dezember 2024 schon zehn Ladenlokale anbieten. Und auf der anderen Seite haben wir auch reichlich Bewerbungen - allerdings mit einer unheimlich breiten Spanne“, so Tilmann Insinger. Sinn und Zweck des Anmietungsfonds sei es nicht, mit einer spontanen Idee schnell an ein günstiges Ladenlokal zu kommen. Es gibt klare Kriterien: Das Geschäft muss zum Standort passen, es muss langfristig angelegt sowie inhaber-geführt und jung beziehungsweise neu in der Stadt sein.
„Ein echter Türöffner“
Man kann sich vorstellen, dass also längst nicht jeder Neuunternehmer zu jedem Ladenlokal passt. Bei Pablo Bachmann und Felix Würfel hat alles gepasst. „Wir sind sehr froh. 24 Monate lang nur 20 Prozent der Kaltmiete zahlen zu müssen, das hilft enorm. Dank der Förderung können wir uns hier als junges Unternehmen in einem attraktiven Umfeld präsentieren“, sagt Pablo Bachmann.“ Thomas Tiemann erklärt dazu: „Wenigstens an einer Stelle nicht die vollen Kosten zu haben, ist für ein Start-up sicher hilfreich. Und wir geben gerne einem aussichtsreichen, jungen Unternehmen mit passendem Sortiment die Chance, sich zu temporär gesponserten Konditionen zu etablieren, um gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft zu gehen. Für die gesamte Ladenzeile und die Attraktivität der City ist das langfristig viel gesünder. Außerdem ist es für uns als Vermieter auch nicht uninteressant für zwei Jahre eine garantierte Finanzierung über die Stadt zu haben.“
Während das „House of Mercury“ nun mit seiner Handwerkskunst für maßgeschneiderte, individuelle Eleganz Fahrt aufnehmen will, gilt für das Citymanagement: nach der Vermietung ist vor der Vermietung. „Bis Ende 2027 kann die letzte geförderte Miete laufen. Es wäre aus meiner Sicht toll, wenn wir zehn Abschlüsse hinbekommen würden, die die City beleben und zum jeweiligen Quartiersprofil passen. Es ist eine fortlaufende Aufgabe und wir sind bei vielen Objekten aktiv“, so Tilmann Insinger.
Wie für Pablo Bachmann und Felix Würfel sei der Anmietungsfonds auf jeden Fall ein echter Türöffner. „Die Förderung gibt innovativen Geschäften und anderen Angeboten aus den Bereichen Gastronomie oder Kultur, die Chance, sich zu etablieren“, sagt der Citymanager. Von der zusätzlichen Vielfalt, die dabei entstehe, profitiere die gesamte City.
Anmietungsfonds sucht Interessierte
- Wer ähnlich denkt wie Thomas Tiemann und die Propstei-Gemeinde und ein Ladenlokal in der City zu vermieten hat, kann sich jederzeit beim Citymanagement melden.
- Gleiches gilt für alle, die eine gute Nutzungsidee haben, die zur Belebung der City beiträgt. Das kann ein Geschäft sein, aber auch zum Beispiel ein Bildungsangebot, eine kulturelle Einrichtung, eine Gastronomie oder etwas anderes. Citymanager Tilmann Insinger und sein Team beraten gern unter Tel. (0231) 50-22673 oder per Mail an citymanagement@dortmund.de
- Alle Details zum Anmietungs-Fonds gibt es unter dortmund.de/citymanagement
- Das Geschäft House of Mercury an der Hansastraße 61 ist von dienstags bis samstags von 11 bis 19 Uhr geöffnet, am verkaufsoffenen Sonntag, 13.4., von 13 bis 18 Uhr.
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