Ex-Kaufhof in Dortmund Bleibt die Geisterimmobilie noch viele Jahre ein Schandfleck?

Bleibt der Ex-Kaufhof noch viele Jahre ein Schandfleck?
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Seit 2019 verhüllt ein Gerüst das ehemalige Kaufhof-Gebäude am Westenhellweg. Es ist nur da, um weitere Wetterschäden zu verhindern. Im Oktober 2020 schloss nach 53 Jahren der Kaufhof für immer seine Türen. Seitdem sind die riesigen Verkaufsflächen in den oberen Etagen verwaist.

Auch die Intermezzi von Nachmietern im Erdgeschoss sind inzwischen Geschichte. Die Textilkette Sinn kam und ging wieder und ein Sportoutlet der Aachener Gruppe verabschiedete sich mit der Insolvenz der Handelsgruppe im Februar 2024. Ein Asia-Markt im Untergeschoss ist aktuell der einzige Mieter auf fünf Etagen.

Man kann zusehen, wie das Gebäude samt des verschmutzten Parkhauses und eines übel riechenden Treppenhauses verkommt. Tobias Heitmann, der Vorsitzende der Händlervereinigung Cityring, spricht treffend von einem „Schandfleck“.

Damit es aber genau diesen im Herzen der City nicht gibt und das einst prachtvolle Kaufhaus nicht zu einer Bruchbude in der Toplage am Westenhellweg wird, hat sich die Stadt Dortmund frühzeitig um eine Perspektive für die Immobilie bemüht. Es sind Steuergelder für eine Machbarkeitsstudie verwendet worden, um der Eigentümerin Signa Real Estate aus dem inzwischen zum großen Teil in der Insolvenz befindlichen Firmenimperium des österreichischen Unternehmers René Benko aufzuzeigen, wie eine Nachnutzung des bisher reinen Handelsgebäudes in einer sich wandelnden Innenstadt mit immer weniger Verkaufsflächen aussehen könnte.

Machbarkeitsstudie von 2020

Die Stadt Dortmund hat rund 74.000 Euro in die Machbarkeitsstudie investiert. 90 Prozent davon flossen aus dem Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren Nordrhein-Westfalens.

„Die 2020 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie diente dazu“, so schreibt die Stadtpressestelle auf Anfrage unserer Redaktion, „die – insbesondere baulichen – Restriktionen und Chancen des Gebäudes genau auszuloten. Denn die Immobilie wurde seit ihrer Errichtung stets als Kaufhaus genutzt und war auf genau diese Nutzung zugeschnitten. Viele Aspekte wie zum Beispiel Lichteinfall, Belüftung, Erschließung durch Treppenhäuser und zahlreiche weitere müssen für andere Nutzungen angepasst werden. Nur wenn die Möglichkeiten und Grenzen dieser Anpassungen bekannt sind, kann die Stadt auf solider Grundlage das Interesse möglicher Investor/-innen bzw. Nachnutzer-/innen wecken und realistische Perspektiven entwickeln.“

Der Elektrofachhändler Saturn gehört nach wie vor zu dem Gebäudekomplex am Westenhellweg in Dortmund, in dem bis Oktober 2020 auch der Kaufhof angesiedelt war.
Der Elektrofachhändler Saturn gehört nach wie vor zu dem Gebäudekomplex am Westenhellweg, in dem bis Oktober 2020 auch der Kaufhof angesiedelt war. © RN

Passiert ist nach vier Jahren noch nichts. Cityring-Chef Tobias Heitmann stellt fest: „Das sieht traurig aus. Es gibt immer viele Ankündigungen, aber die Umsetzung ist das Problem.“ Dabei ist die Machbarkeitsstudie, wie die Stadtverwaltung erklärt, in enger Abstimmung der Eigentümerin, also der Signa Real Estate, entstanden. Diese habe sich seinerzeit auch positiv zu den Ergebnissen der Studie geäußert und signalisiert, diese in weiteren Überlegungen zu berücksichtigen.

Über den Insolvenzverwalter

Die Machbarkeitsstudie zeigt nach Auskunft der Stadtverwaltung auf, wie die ehemaligen Einzelhandels-Großflächen in dem klassischen Kaufhausgebäude so umgestaltet werden können, dass sie andere Nutzungen ermöglichen. Auch schlage die Studie verschiedene Nutzungsoptionen vor, „die zum Ziele einer multifunktionalen, lebendigen Innenstadt beitragen“. Handel spiele darin weiter eine Rolle, aber auch Freizeit, Kultur und Gastronomie sowie Bildung und Büros. Wohnen dagegen sei nie realistisch im Gespräch gewesen.

„Der Gedanke der breiten Mischnutzung passt zum allgemeinen Weg, den Dortmund ebenso beschreitet wie viele andere Städte auch: Die Innenstadt facettenreicher aufzustellen. Der Handel braucht natürlich auch in Zukunft Raum, auch und gerade in den prominenten Lagen. Aber er wird zunehmend flankiert von anderen Konzepten, die Menschen anziehen und dauerhaft Leben in die City bringen“, sagt Dortmunds Citymanager Tilmann Insinger.

Dem Vernehmen nach sind einschneidende Veränderungen der Gebäudestruktur vorgeschlagen worden, um in den oberen Etagen Wohnungen, Büros, Arztpraxen oder auch Gastronomie möglich zu machen. Soll das umgesetzt werden, müsste sicherlich eine erhebliche, zweistellige Millionensumme investiert werden. Dem stehen nicht nur die Turbulenzen im Signa-Konzern, sondern auch die komplizierte Erbpachtkonstellation mit mehreren Grundstückseigentümern im Wege.

Nach dem Kaufhof-Aus zog bis Mitte 2023 die Sinn GmbH in die Handelsimmobilie am Westenhellweg in Dortmund ein.
Nach dem Kaufhof-Aus zog bis Mitte 2023 die Sinn GmbH in die Handelsimmobilie am Westenhellweg ein. © RN

Wie geht es nun weiter? „Die Stadt Dortmund hat ein sehr starkes Interesse daran, dass diese große Immobilie in prominenter Lage möglichst zeitnah mit neuem Leben gefüllt wird und langfristig tragfähige Nachnutzungen beherbergt“, sagt Stadtsprecher Christian Schön.

„Wir sprechen hier von einer Fläche, die ihre Bedeutung aus ihrer Größe und Lage direkt am Westenhellweg zieht, aber auch aus der vorherigen Nutzung als Kaufhaus mit breitem Sortiment. So ein Standort muss natürlich bestmöglich entwickelt werden – er kann ein wichtiger Baustein sein im Gesamtgefüge der Cityentwicklung“, ergänzt Tilmann Insinger. Allerdings ist eben Signa Real Estate als Eigentümerin des Kaufhof-Gebäudes von den zahlreichen Insolvenzen innerhalb des Signa-Konzerns betroffen. „Die intensiven Gespräche zur Zukunft der Immobilie laufen derzeit daher über den Insolvenzverwalter“, so Christian Schön.

Ob der einer Millioneninvestition in Dortmund zustimmt, ist fraglich. Möglicherweise braucht es erst einen neuen Eigentümer, ehe sich eine Lösung für die große City-Immobilie finden lässt.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien bereits am 8. September und wurde um einige Aussagen ergänzt.