
© Uwe von Schirp
Lebensgefahr: Am Hang der Syburg droht Wanderern der Absturz
Wanderweg zur Hohensyburg
Auf 1,5 Kilometern führt der Westfalenwanderweg vom Hengsteysee zur Hohensyburg – steil und schmal. Sicherheit soll ein Stahlseil geben. Aber: Wer Halt daran sucht, droht abzustürzen.
Es ist ein besonders reizvolles Stück des Westfalenwanderwegs: eineinhalb Kilometer lang, 125 Höhenmeter, steil bergauf mit einem lohnenswerten Ziel: die Hohensyburg. Zwischen 10.000 und 20.000 Euro kosten Wegesicherung und Erhalt jährlich den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Ein maßgeblicher Grund: Vandalismusschäden.
Der Wald am Syberg, oberhalb des Hengsteysees, gehört dem LWL. Ihm obliegt die Wegesicherung im Bereich dieses 20 Hektar großen, puren Naturerlebnisses. Dazu gehören Handläufe aus Drahtseilen entlang einiger besonders gefährlicher Passagen – dort, wo der Hang extrem steil ist. Dazu gehören Schilder, die das Verlassen des schmalen Pfades verbieten und vor einem Absturz warnen. Und dazu gehört die forstwirtschaftliche Pflege.
Spezialfirma sicherte Weg mit Ösenankern
Haike Volz ist Sachbearbeiterin im Bau- und Liegenschaftsbetrieb des LWL. „Früher hatten wir auf einer Länge von 130 Metern Holzzäune zur Sicherung“, erzählt sie. „Sie wurden 2016 zertreten.“ Ein Vandalismus, der andere gefährdet. „Wir haben uns dann zwei Jahre lang Gedanken gemacht, wie wir hier etwas Dauerhaftes hinbauen.“
Der LWL beauftragte eine Fachfirma aus dem Sauerland, die auf Felssicherungen spezialisiert ist. Auf einer Länge von insgesamt 150 Metern setzten die Arbeiter Ösenanker 60 Zentimeter tief in den Hang, mit Beton vergossen. Dicke Drahtseile führen durch die Ösen. Sie bilden den Handlauf. Gesamtkosten: 25.000 Euro.
Haike Volz steht auf dem schmalen Pfad: 30 Meter oberhalb, auf dem Plateau des Sybergs, erhebt sich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. 70 Meter unterhalb liegt der Hengsteysee. Das Gelände fällt steil ab, Felsnasen ragen aus dem Hang. Volz zieht einen Ösenanker aus dem Boden – samt Betonfundament.
Brandstiftung am Baumschnitt
„Bis Juli war alles in Ordnung“, berichtet sie. „Ab August ging es dann los.“ Sieben lose Anker zählte Volz damals. Veranschlagte Reparaturkosten: 8000 Euro. Mittlerweile sind 20 Pfosten locker und können im Notfall keinen Halt bieten. Ein teures Unterfangen. „Das Problem ist, dass hier keine Baufahrzeuge und Maschinen hinkommen. Alles muss mühsam hergetragen und von Hand erledigt werden.“

Der Ösenanker locker, der Beton gebrochen – eine Folge des Vandalismus. 60 Zentimeter tief hat eine Spezialfirma die Stangen der Wegesicherung in den felsigen Hang getrieben. © Uwe von Schirp
Wenige Meter weiter steht ein zwei Meter hoher Pfosten am Wegesrand. Das Schild, das das Verlassen des Weges verbietet, fehlt. „Schon das zweite. Jetzt mussten wir ein Neues bestellen“, sagt Haike Volz. Unterhalb des Plateaus liegt ein Stapel dicker Äste hinter der Wegesicherung – Baumschnitt schwarz wie Holzkohle. Brandstiftung.
Der Landschaftsverband habe die Diebstähle und Schäden mehrfach bei der Polizei angezeigt. Die stellte die Ermittlungen erfolglos ein. Der LWL – und damit letztendlich die Steuerzahler – bleiben auf den Kosten sitzen.
Wegstrecke auch für Spaziergänger attraktiv
Dabei ist die Sicherung des Wandervergnügens alternativlos. Der LWL stellt seine Fläche für den Weg zur Verfügung und müsste ihn sonst sperren. Der Westfalenwanderweg wäre an diesem reizvollen Abschnitt unterbrochen. Haike Volz weiß um den starken Besucherverkehr. „Es ist eine besondere Situation, weil der Weg vom Hengsteysee zum Denkmal führt.“

Baumschnitt schwarz wie Holzkohle: Auch Brandstiftung ist traurige Realität im Wald am Ruhrsteilhang. © Uwe von Schirp
Nicht nur passionierte Wanderer sind auf diesem Abschnitt des insgesamt 216 Kilometer langen Fernwanderwegs unterwegs. Der Ruhrsteilhang lädt auch Spaziergänger ein. Parkplätze gibt es unten am Hengsteysee und oben in Syburg reichlich. Im Schatten der Hohensyburg bieten ein Kiosk oder die Spielbank-Gastronomie Gelegenheit für eine verdiente Rast.
Der schmale steile Pfad des Westfalenwanderwegs lockt eine weitere Gruppe in das Naturschutzgebiet. „Mountainbiker sind auch ein Problem“, sagt Haike Volz. Obwohl die Nutzung des Weges für sie verboten ist, suchen sie den Kick – und sorgen auch für den einen oder anderen Schaden: meist unbeobachtet in diesem reizvollen Stück Natur.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
