Leben und sterben in Dortmund: Eine alte Kluft könnte noch größer werden

© Grafik: Leonie Sauerland

Leben und sterben in Dortmund: Eine alte Kluft könnte noch größer werden

rnBevölkerungsentwicklung

Knapp 18.000 Dortmunder wurden in den vergangenen drei Jahren geboren – etwa 21.000 sind gestorben. Die interaktive Geburtenkarte zeigt eine Spaltung, die die Stadt schon lange durchzieht.

Dortmund

, 13.08.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wäre Dortmund eine einsame Insel ohne Kontakt zur Außenwelt, würden dort in rund 600 Jahren kaum noch Menschen leben: Rund 1000 Dortmunder sterben pro Jahr mehr, als geboren werden. Nun ist Dortmund nicht vom Meer umgeben. Ein Blick auf Geburten und Sterbefälle verrät dennoch einiges über die Richtung, in die es die Stadt treibt. Und offenbart erneut eine jahrzehntealte Spaltung.

Interaktive Karte: Geburtenrate

Je blauer ein Viertel ist, desto höher ist dort die durchschnittliche Geburtenrate der vergangenen drei Jahre. Die Ortszuordnung basiert auf dem gemeldeten Wohnort der Eltern, nicht dem Geburtsort des Kindes. Wenn Sie ein Viertel auswählen, erhalten Sie weitere Informationen. Datenquelle: Stabsstelle Statistik der Stadt Dortmund.

Geboren wird in Dortmund vor allem im Norden – dort, wo Dortmund mit Ausnahme der Uni auch am jüngsten ist. Auf rund 1,8 Geburten pro hundert Einwohner kommt zum Beispiel das Viertel um die Westfalenhütte. Ähnlich hohe Geburtenraten finden sich rund um den Nordmarkt (zwischen 1,4 und 1,5 Prozent) aber auch in Lanstrop (rund 1,5 Prozent), am Kaiserbrunnen (rund 1,4 Prozent). Im Süden sticht lediglich die Gegend rund um den Clarenberg (rund 1,4 Prozent) hervor.

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In absoluten Zahlen wurden am meisten Kinder in Scharnhorst-Ost geboren – rund 470. Auch die dicht bewohnte Nordstadt hebt sich ab.

Grundlage der Ortszuordnung ist jeweils der gemeldete Wohnort der Eltern.

Sterbefälle breiter verteilt

Wo in Dortmund gestorben wird, ist weniger klar verteilt. In absoluten Zahlen gemessen fallen aber einige Stadtteilzentren mit einer hohen Zahl an Sterbefällen auf. Dort wohnen jedoch auch mehr Menschen.

Gemessen an der Bevölkerung ist die Sterberate in Aplerbeck (rund 2,3 Prozent) aber auch in Eving (rund 2,4 Prozent) hoch. Im Union- (rund 0,6 Prozent) und Saarlandstraßenviertel (rund 0,85 Prozent) ist sie eher niedrig, ebenso wie in der Nordstadt (rund 0,6 Proezent).

Ausschlaggebend für die Ortszuordnung ist hier die letzte Meldeadresse des/der Verstorbenen.

Interaktive Karte: Sterberate

Je röter ein Viertel ist, desto höher ist dort die durchschnittliche Sterberate der vergangenen drei Jahre. Die Ortszuordnung basiert auf dem letzten gemeldeten Wohnort des/der Verstorbenen. Wenn Sie ein Viertel auswählen, erhalten Sie weitere Informationen. Datenquelle: Stabsstelle Statistik der Stadt Dortmund.

Einen nicht unerheblichen Einfluss hat aber auch, wo es Senioreneinrichtungen gibt – vor allem, wenn man die Sterbefälle pro hundert Einwohner betrachtet. So erklärt sich zum Beispiel, warum am Rombergpark pro hundert Einwohner im Durchschnitt pro Jahr 13 sterben.

Junger Norden, alter Süden

Verrechnet man Geburten und Sterbefälle miteinander, zeigt sich ein Phänomen, das in Dortmund lange bekannt ist: ein Nord-Süd-Gefälle. Die Bezirke, in denen es deutlich mehr Geburten als Sterbefälle gibt, liegen fast alle im Norden. Im Süden gibt es in den meisten Bezirken mehr Sterbefälle als Geburten. Zudem sind die nördlichen Stadtviertel auch tendenziell jünger als die südlichen.

Interaktive Karte: Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Die Karte zeigt den Durchschnitt der Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen, relativ zur Bevölkerung: In blauen Vierteln wurden mehr Menschen geboren als gestorben sind. In roten Vierteln gilt das Gegenteil. Je dunkler das Viertel eingefärbt ist, desto stärker war dieser Effekt relativ zur Einwohnerschaft. Wenn Sie ein Viertel auswählen, erhalten Sie weitere Informationen. Datenquelle: Stabsstelle Statistik der Stadt Dortmund.

Warum das so ist, kann verschiedene Gründe haben: höhere Geburtenraten können neben anderen Faktoren zum Beispiel durch soziale oder kulturelle Hintergründe bedingt sein. Wahrscheinlich hat auch die ungleiche Altersverteilung einen zusätzlich verstärkenden Effekt. Statistisch erfasst werden diese und Hintergründe nicht.

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In Dortmund werden die reinen Geburten- und Sterbeeffekte in den Schatten gestellt von Zu- und Abwanderern. Dass Dortmund jedoch vor allem im Norden aus eigener Kraft wächst, lässt auf Unterschiede in den genannten Einflussfaktoren schließen. Und könnte die alte Spaltung wieder vertiefen.

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