Statt den Seepavillon zu sanieren, könnte man das marode Gebäude auch einfach untergehen lassen und den Buschmühlenteich zum Atlantis im Park machen. © Leonie Sauerland (Grafik)
Klare Kante
Lasst den Westfalenpark doch komplett untergehen!
Die Stadt kriegt es nicht hin, neue Pächter für die Gastronomie im Westfalenpark zu finden, wenn dort Ende 2020 Schluss ist. Doch es gibt eine Lösung, meint unsere Autorin. Eine Polemik.
Eigentlich hat die Stadt genug Friedhöfe. Allein 32 kommunale Gottesäcker. Nr. 33 wird der Westfalenpark. Jedenfalls dann, wenn die Gastronomie sich Ende des Jahres aus Dortmunds größtem Garten-Grün verabschiedet. Und die Stadt es nicht schafft, Gastronomen akzeptable Pachtverträge zu servieren.
Die bisherigen Bemühungen der Stadt sind ein Armutszeugnis, gingen ihr doch sämtliche Pläne der aktuellen Betreiber und des einzigen Nachfolge-Interessenten zu weit.
Das in die Jahre gekommene, denkmalwürdige Hauptgebäude mit dem Restaurant Schürmanns und dem Daddy Blatzheim sowie der Seepavillon sind sanierungsbedürftig. Die derzeitigen Betreiber hatten millionenschwere Um- und Neubaupläne mit separatem Eingang, die sie – selbst finanziert – über ein langjähriges Erbbaurecht absichern wollten. Da schreckte die mutlose Politik zurück.
Vorgeschlagene Umwälzungen waren zu viel des Guten
Der einzige potenzielle Nachfolger wollte eine Veranstaltungshalle für bis zu 3000 Menschen bauen und ebenfalls eine Art Sonderzone, in der Besucher keinen Parkeintritt zahlen müssen – das A und O fürs gastronomische Überleben. Dafür hätten aber die Gleise der Parkbahn verlegt werden müssen. Auch solche Umwälzungen waren für die Stadt zu viel des Guten.
Dabei hätte der Westfalenpark viel Gutes verdient. Er gilt nach wie vor als einer der beliebtesten Freizeitorte in Dortmund und zählt mit 70 Hektar zu den großen innerstädtischen Parkanlagen in Europa. Das schreit nach gastronomischen Angeboten; denn auch vom Blümchengucken kann man Hunger und Durst bekommen. In diese Geschäftslücke könnte allenfalls ein Picknickdecken-Verleih stoßen.
Kühner Plan: Tut konsequent nichts!
Doch was ist, wenn der finanziell potente, erfahrene Gastronom „mit Ideenreichtum und Kreativität“, den sich die Stadt so sehnlichst wünscht, weiter nicht auftaucht? Dann ist die Zeit für eine wahrhaft kühne Vision: Die des mutigen und konsequenten... Nichtstuns!
Man lässt die Gastronomiegebäude einfach bewusst verfallen und deklariert sie zu Lost Places, zu vergessenen Orten mit morbidem Charme, für die es eine große Fangemeinde gibt. Der Westfalenpark könnte so ein Mekka nicht nur für Pokémon-Jäger werden.
Hilfreich wäre dabei, die laufende Sanierung des Sonnensegels wieder rückgängig zu machen. Wenn man dann noch den Seepavillon im Buschmühlenteich versenkt, hätte man zudem ein eigenes Atlantis im Park. Das zieht die Taucher unter den Touristen an und passt zum Stadt-Slogan „Dortmund überrascht. Dich“ – ein Tauchparadies abseits des Phoenix-Sees.
Rollende Büsche
Wenige Kosten verursachen würde auch die Pflanzung von sogenannten Steppenläufern, die man aus Westernfilmen als rollende Büsche in gottverlassenen Gegenden kennt.
Der gewöhnlich saftige Busch bricht im Herbst an einer Sollbruchstelle, wird vom Wind verweht und rollt durch den gastronomisch ausgestorbenen Park. Dabei verteilt er seinen Samen und vermehrt sich so lange, bis keiner mehr auf die Idee kommt, dass in einem dann so verlassenen Ort Gastronomie fehlt. Geschweige denn, dass sich ein Restaurant auf dem Florianturm dreht. Ob dann allerdings noch jemand Eintritt zahlt, ist nicht sicher.
Neuer Zentralfriedhof im Westfalenpark?
Aber um zum Anfang zurückzukommen: Es bleibt dann immer noch die Möglichkeit, aus der Not eine Tugend zu machen und den Park als neuen Zentralfriedhof zu nutzen. Schon für die Bundesgartenschau 1991 wurden einige Schaugräber am Kaiserhain angelegt.
Aufgrund des vorhandenen alten Baumbestands wäre hier auch ein zunehmend gefragter Friedhofshain denkbar – mit Anschluss an die Bimmelbahn. Dann müssten Friedhofsbesucher, wenn sie schon nichts zu essen und zu trinken bekommen, nicht mehr so weit laufen.
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