„Wie eine Wunde, die nun verheilt ist“ Lanstroper Wahrzeichen nach Sturmschaden wieder an seinem Platz

Lanstroper Wegekreuz nach Restaurierung wieder an seinem alten Platz
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Ein ungewohnter Blick zeigt sich am Donnerstag, 19. Oktober, im Dortmunder Stadtteil Lanstrop. Rund 60 Menschen versammelten sich bei Regen um ein großes Kreuz. Jesus hängt auch dran, doch fehlt ihm seine linke Hand. Die verlor er im Februar 2022, als er mitsamt seiner Bürde vom Sturm umstürzte und zerbrach. Jetzt, eineinhalb Jahre später, versammeln sich die Gemeindemitglieder aus Lanstrop und feiern die Restaurierung ihrer geliebten Wegmarke.

Viele Menschen stehen vor dem Lanstroper Wegekreuz.
Ungefähr 60 Menschen versammelten sich vor dem wiederhergestellten Denkmal. Der Pfarrer der Gemeinde, Reinhard Bürger, hat das Wegekreuz vor den Anwesenden gesegnet. © Matthias Hüppe

Seit 1870 steht bereits das Wegekreuz an der Lanstroper Kreuzung Wasserfuhr/Bremsstraße – mit zwei Ausnahmen. Denn das Kreuz hatte es im vergangenen Jahr nicht das erste Mal erwischt. Bereits 1917 wurde das ursprüngliche Kreuz vernichtet, ebenfalls durch einen Sturm.

Anders als heute konnte es nicht restauriert werden und bis zuletzt glaubte auch heute keiner an eine Wiederherstellung. Gemeindemitglied Matthias Hüppe: „Als wir damals gesehen haben, wie zerstört das Kreuz war, da haben wir gedacht, das kann man nicht reparieren.“ Doch dann trat Steinmetzmeister Bernd Dirks aus Billerbeck auf den Plan.

Schäden sollen an den Sturm erinnern

„Der Steinmetz hat aus den zerstörten Einzelteilen wieder das Kreuz zusammengesetzt“, sagt Hüppe. Doch fällt auf, dass Einzelteile fehlen. Jesus fehlt beispielsweise die linke Hand und auch die Inschrift „INRI“, scheint nur halb vorhanden. „Diese Entscheidung hat der Steinmetz mit der Gemeinde getroffen. Wir waren überwiegend der Meinung, dass wir das Kreuz mit den Schäden behalten wollen, um immer an den Vorfall im letzten Jahr zu erinnern.“

Das Wegekreuz in Lanstrop in näherer Aufnahme.
Hier sieht man sehr gut: Die durch den Sturm entstandenen Schäden wurden nicht ersetzt. Das geschah mit Absicht. © Matthias Hüppe

„Das hat uns schon sehr mitgenommen damals. Als ich da nur noch den Stumpf gesehen, das vergangene Jahr über; das war wie eine Wunde, die nun aber wieder verheilt ist“, sagt Hüppe. Diese starke emotionale Bindung der Gemeinde sei es laut Hüppe auch gewesen, die für den großen Andrang gesorgt hat. „Ich glaube sogar, bei besserem Wetter wären es mehr als 60 gewesen.“

Für Menschen außerhalb des Dorfes Lanstrop sei das möglicherweise schwer zu verstehen, doch die Menschen vor Ort seien „im Schatten dieses Kreuzes aufgewachsen“. Hüppe weiter: „Wenn wir uns damals getroffen haben, hieß es immer ‚wir treffen uns am Kreuz‘.“ Auch derjenige, der sein Haus direkt am Kreuz hatte, sei immer damit in Verbindung gebracht worden, wenn mal unklar gewesen sei, wen man meint. „Das war einfach immer da“, sagt Hüppe.

Wiederkehr eines Denkmals

Und nun ist es wieder da. An derselben Stelle, an dem es damals vom Haus Wenge auf einem Grundstück des Hofes Schäckermann errichtet wurde. Das geschah musikalisch begleitet von Thomas Witt und den „Liederlichtern“, mit tatkräftiger Hilfe eines Kranes aus dem Steinmetz-Team. Als es dann schlussendlich stand, wurde es vom Pfarrer der Gemeinde, Reinhold Bürger, feierlich gesegnet.

Pfarrer Bürger: „Das Kreuz ist eine Art Logo unserer Kirche und an diesem Kreuzungsbereich mitten im Dorf, an dem viele Menschen vorbeikommen, ist es ein Zeichen für unseren Glauben.“ Und das Wiederkehren dieses Zeichens habe man gespürt. Noch etwa eine Stunde nach der Segnung fanden sich die Gemeindemitglieder zu kleinen Leckereien und Getränken bei Thekla Hendler und dem Lanstroper Kirchenvorstand ein.

Pfarrer Reinhold Bürger und Thekla Hendler vom Kirchenvorstand vor dem wiedererrichteten Lanstroper Wegekreuz.
Hier nochmal Pfarrer Reinhold Bürger und Thekla Hendler vom Kirchenvorstand vor dem wiedererrichteten Lanstroper Wegekreuz. © Matthias Hüppe

„Leider wurde das Wetter stetig schlechter“, berichtet Hüppe. Sonst seien alle vielleicht noch etwas länger geblieben. Trotzdem habe die positive Stimmung die Regenwolken überschattet – und vor weiterem Sturmschaden muss man hoffentlich vor Ort auch keine Sorgen haben. Denn: „Vorher waren die Teile nur sehr sporadisch mit einem Stift zusammengehalten worden.“ Das habe der Steinmetzmeister korrigiert und die Befestigungen verstärkt.

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