Hawa feiert ihre Schwimmkurs-Premiere. Kursleiterin Gabriele Maertin erklärt ihr geduldig die Bewegungen. In der Schwimmschule von Cornelia Döring lernen alle Kinder mit Schwimmhilfen, die um den Bauch gebunden werden, sogenannten Schloris. © Oliver Schaper

Fit in Dortmund

Seepferdchenkurse haben lange Wartelisten: Das können Eltern von Schwimmanfängern tun

Plätze in einem Kinderschwimmkurs sind in Dortmund heiß begehrt. So sehr, dass vereinzelt sogar ein Platz auf der Warteliste Geld kostet. Eltern können aber auch selbst aktiv werden.

Dortmund

, 07.10.2018 / Lesedauer: 5 min

Skeptisch beäugt Hawa das bunte Schwimmkissen, das Kursleiterin Gabriele Maertin ihr um den Bauch bindet. Die Vierjährige ist heute das erste Mal im Wasser. Im Februar hat ihre Mutter sie angemeldet, ein halbes Jahr später darf sie endlich ins Wasser. Ohne Schwimmflügel, dafür mit den sogenannten Schloris - Kurzform für Schwimmen lernen ohne Risiko - lernen alle Kinder in der Schwimmschule Cornelia Döring.

Gabriele Maertin schiebt ihre Arme unter den Bauch des Mädchen, sodass die Vierjährige sicher darauf liegen kann. „Jetzt musst du die Arme nach vorne strecken“, erklärt die Kursleiterin. „Wir schubsen das Wasser mit den Händen zur Seite.“ Wie ein Maulwurf. Zwei Fotos des Tierchens mit seinen großen Schaufelhänden hängen an der Wand. „Und wenn der Maulwurf die Erde unter seinen Bauch schaufelt, kommt er auch nicht voran“, sagt Cornelia Döring am Beckenrand. Jetzt noch die berühmten Froschbeine dazu. Und los geht’s.

Spielerisch schwimmen lernen - und gemeinsam mit den Eltern. Das sind zwei Merkmale der Schwimmschule. Wer auf den Frosch auf Mamas Kopf schielt, hält automatisch denselben über Wasser. Und denkt zeitgleich noch an die Froschbeine. © Oliver Schaper

Seit 20 Jahren bietet die examinierte Sportlehrerin Kurse im Wasser für Kinder ab dem 4. Monat an. Deshalb ist es ihr ein Anliegen, die Kurse nicht auf den Erwerb eines Seepferdchens zu reduzieren. Im Becken der Krankenpflegeschule am Stiftskamp, das sie seit 2009 eigenständig betreibt, spielt die Wassergewöhnung eine große Rolle. Spielerisch. Mit Abenteuerelementen. Und mit den Eltern. Die sind bei den meisten Kursen dabei. Und können selber einen großen Anteil leisten, damit ihr Kind schwimmen lernt.

„Wasser ist ein anderes Element“, sagt Cornelia Döring. Dass sei den Kindern sehr bewusst. „Viele Kinder können sich die Physikalität von Wasser schlecht vorstellen.“ Es sei wichtig, dass sie Erfahrungen mit seinen Eigenschaften machen: „Wenn ich reinspringe, komme ich von allein wieder hoch.“ Von Eltern hören Kinder jedoch oft den Satz: „Vorsicht, du gehst unter.“ Das sei eher kontraproduktiv, weil es die Angst vor Wasser schüre. „Im Wasser muss ich möglichst entspannt sein.“

Die Kinder im Kurs machen jetzt einen Seestern. Dafür legen sie sich auf den Rücken, „die Ohren sind im Wasser, die Nase guckt an die Decke“, gibt Gabriele Maertin Anweisungen. Und schon treiben die Vier- und Fünfjährigen allein durch das Becken. Dann holt die Schwimmlehrerin große Matten ins Wasser. Die Kinder laufen darüber und springen anschließend unter großem Gejohle ins Wasser, so dass es hoch in die Luft spritzt. Jetzt sind auch alle Mamas nass.

Private Schwimmschulen wie die von Cornelia Döring sind eine Möglichkeit, um in Dortmund Kinderschwimmkurse zu buchen. Einige von ihnen nutzen Kapazitäten in Hotelschwimmbädern. Aber das wird schwieriger. „Bis zu den Sommerferien konnten wir zusätzlich drei Nachmittage in einem anderen Hotel anbieten. Leider wurde uns dort gekündigt“, sagt Martina Brinkhoff von der Schwimmschule Brinkhoff, die Kurse im Hotel Radisson Blu gibt.

Schwimmschule Seestern schließt zum Jahresende

In der Schwimmschule Seestern in Lütgendortmund schwimmen derzeit noch mehr als 150 Kinder pro Woche in den verschiedenen Kursen. Doch die Schwimmschule soll Ende des Jahres aus persönlichen Gründen schließen. Dadurch fallen weitere Plätze weg.

Schwimmkurse hat außerdem das Sport- und Gesundheitszentrum des Christlichen Jugenddorfs (CJD) in seinem Kurs-Portfolio. Geschwommen wird im Schwimmbad einer Praxis für Physiotherapie in Witten. „Wer schon in einem Kurs bei uns schwimmt, hat für den nächsten Kurs Buchungsvorrecht“, erklärt CJD-Mitarbeiterin Rebekka Langanke. Viele Teilnehmer seien seit dem Babyschwimmen dabei.

Schwimmkurse bei Vereinen in den Hallenbädern

Daneben bieten verschiedene Vereine in den Hallenbädern der Stadt Kurse an. Ulrike Klenke von der Schwimmgemeinschaft Dortmund-Süd berichtet von großem Andrang „Wir sind voll bis unters Dach.“ Bei den anderen beiden Vereinen, die das Aplerbecker Hallenbad nutzen, sehe die Lage ähnlich aus. Die Schließung des Lehrschwimmbeckens in der Eintracht-Schule in Holzen vor acht Jahren habe den Andrang noch erhöht.

Die Kurse beim SSC Hörde sind ebenfalls ausgebucht. Ein gutes Dreivierteljahr müssen Eltern auf einen freien Platz für ihre Kinder in einem dem Seepferdchenkurse warten. Wer auf die Warteliste will, zahlt 20 Euro. „Das wird dann mit dem Kurs verrechnet“, erklärt Anja Kolberg. Das Geld verfällt allerdings, wenn man am Ende doch woanders schwimmt. „Wir mussten so oft hinterher telefonieren“, erklärt sie die Vorgehensweise.

Mutig springt Hawa in die Arme ihrer Mama - auch wenn es erst ihre erste Stunde im Schwimmkurs ist. Abenteuerelemente wie das Laufen über Matten gehören zum Unterricht bei Cornelia Döring dazu. © Oliver Schaper

Ulrike Klenke von der SG Dortmund-Süd führt weitere Gründe für die vollen Schwimmkurse an. „Der Schwimmunterricht in den Schulen beginnt heute deutlich eher als früher.“ Während Kinder vor einigen Jahren erst mit sechs und älter in die Schwimmkurse kamen, sollten heute viele schon mit vier Jahren schwimmen lernen. „Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder einige der wenigen Nichtschwimmer in der Schule sind.“ Ihr Tipp: „Man muss einfach suchen, suchen, suchen.“

Neben den Sportvereinen sind dies auch die Ortsgruppen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Auf alle Stadtteile verteilt sind es ingesamt 13 eigenständige DLRG-Gruppen. Einige haben derzeit einen Aufnahmestopp für die Seepferdchenkurse, andere vereinzelt noch freie Plätze, sagt DLRG-Sprecher Philipp Parche. Er kann den Unmut der Eltern verstehen, die über volle Kurse und lange Wartezeiten klagen.

Viele Eltern trauen sich nicht zu, ihrem Kind das Schwimmen beizubringen

Parche weist aber auch darauf hin, dass es in Dortmund im Vergleich zu anderen Städten eine ausgezeichnete Bäderlandschaft gebe. „Das ist wirklich selten.“ Die DLRG habe relativ große Zeiträume, in denen sie Kurse anbieten könne. Für die große Nachfrage sieht Parche zwei Gründe: Die DLRG sei vielen ein Begriff. „Und wenn man das preislich mit anderen Anbietern vergleicht, sind die Kurse auch relativ günstig.“

Was Ulrike Klenke außerdem erlebt hat: „Kinder üben bei einer fremden Person besser.“ Das ist eine Aussage, die Philipp Parche ebenfalls bestätigt. „Viele Eltern trauen sich das selber nicht zu“, sagt er. Dabei sind sie als unmittelbare Bezugspersonen eigentlich gut geeignet, ihrem Kind Freude am Wasser und erste Schwimmtechniken zu vermitteln. Cornelia Döring appelliert daher an die Eltern: Wer will, dass sein Kind schwimmen lernt, sollte auch einfach mal mit ihm in Schwimmbad gehen.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen