
Dortmunds Parteien schwankten zwischen Freude und Trotz - Letzteres gab es vor allem bei der SPD. © Oliver Schaper
„Würden alles tun, um eine Koalition auf die Beine zu kriegen“
Stimmen zur Landtagswahl
Zwischen Jubel, Zufriedenheit und tiefer Enttäuschung schwankten die Reaktionen der Dortmunder Parteien auf den Ausgang der Landtagswahl. Strittig ist, welche Regierungsoptionen sich ergeben.
Es dauerte lange bis bei der SPD-Wahlparty im Biercafé West am Westpark Jubel aufkam. Lange Gesichter gab es erst einmal bei der Verkündung der ersten Prognosen zur Landtagswahl mit einem deutlichen Vorsprung der CDU.
„Wir haben deutlich mehr erhofft, müsse jetzt kritisch hingucken, wie es dazu kam“, sagte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Jens Peick in einer ersten Reaktion. Möglicherweise habe der Ukraine-Krieg eine Rolle gespielt. „Aber wir haben mehr erhofft und wollten deutlich stärkste Kraft werden“, sagte der SPD-Chef.
Die Hoffnung, notfalls im Bund mit Grünen und FDP zu regieren, will er aber nicht aufgeben. „Wir haben einen Gestaltungsanspruch. Deshalb würden wir alles tun, um eine Koalition auf die Beine zu kriegen“, so der Dortmunder SPD-Chef.
„Es ist völlig klar, dass die Landesregierung abgewählt wurde, egal wie hoch die Erfolge der CDU jetzt auch seien mögen“, gab sich auch die wiedergewählte Landtagsabgeordnete Anja Butschkau trotzig. Die SPD stehe auf jeden Fall für eine Koalition zur Verfügung.

Die SPD-Kandidaten Anja Butschkau, Ralf Stoltze und Volkan Baran konnten sich mit Unterbezirks-Chef Jens Peick über den Gewinn der Wahlkreis freuen. © Schaper
Ein Wörtchen mitreden wird dabei die ebenfalls wiedergewählte Landtagsabgeordnete Nadja Lüders, die als SPD-Generalsekretärin den Wahlabend in Düsseldorf verbrachte. „Noch ist die Messe nicht gelesen“, sagte Lüders. „Wir werden in den nächsten Tagen mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen.“
„Die SPD hat verkackt“
Die SPD habe „verkackt“, reklamierte dagegen der CDU-Kreisvorsitzende Sascha Mader den Regierungsauftrag für seine Partei.
Er verglich die Landtagswahl mit einem Marathonlauf: „Man kommt im richtigen Moment an.“ Man habe vier tolle Kandidaten und mit Spitzenkandidat Hendrik Wüst „ein Supervorbild“. „Wüst war ganz klar der Bessere“, resümierte Mader mit Blick auf den SPD-Spitzenkandidaten Thomas Kutschaty.

Die CDU um den Kreisvorsitzende Sasche Mader freut sich über den Erfolg von Ministerpräsident Hendrik Wüst. © Daniel Immel
Maders anfängliche Hoffnung, die CDU könne in Dortmund wenigstens eines von vier Direktmandaten gewinnen, erfüllte sich allerdings nicht. Überhaupt trübten die Ergebnisse vor Ort etwas die Freude über den Wahlsieg der Partei in NRW.
Jubel bei den Grünen
Uneingeschränkten Jubel gab es bei den Grünen. Gleich zwei Dortmunder Grüne schafften wahrscheinlich den Einzug über die Landesliste in den Landtag. Während das bei Michael Röls mit Listenplatz 12 als sicher galt, durfte Katrin Lögering auf Platz 37 vorher nicht damit rechnen.
Umso größer ist ihre Freude, auch wenn es zwischenzeitlich bei schwankenden Prognosen noch kleinere Fragezeichen gab. Lögering äußert sich dankbar für „das große Vertrauen, das in uns gesteckt wird“ und den „Schub“ aus der Dortmunder Stadtbevölkerung.
Michael Röls kündigt an: „Es wird kürzere Wege in den Landtag geben, wir werden für die Menschen in Dortmund noch ansprechbarer sein“, sagt der 24-Jährige.
Enttäuschung bei FDP und Linken
Enttäuschung dagegen bei der FDP, die es nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde schaffte. „Natürlich haben wir uns mehr erhofft“, sagte der Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Nils Mehrer. „Obwohl wir in den vergangen Jahren viele Projekte umsetzen konnten, haben wir das Vertrauen vieler Wähler nicht erneut gewinnen können. Ich halte es daher für falsch, eine Ampelkoalition zu forcieren, in der wir als kleinster Partner die Politik mittragen, die wir 2017 beendet haben.“
Noch frustrierter konnten nur die Linken sein, die den Einzug in den Landtag wieder deutlich verpassten. Für die Dortmunder Kandidatin Sonja Lemke war das nicht unerwartet.
„Man ist nicht so enttäuscht, wenn man das schon ein bisschen erwartet hat“, stellte sie fest. Kevin Götz, ebenfalls Kandidat der Linken in Dortmund nimmt das Ergebnis als „Signal, dass wir uns unbedingt verändern müssen, um auch die bestehenden Verhältnisse zu ändern.“
AfD-Kreissprecher Peter Bohnhof zeigte sich mit dem Ergebnis seiner Partei zwar nicht richtig zufrieden, „aber wir sind drin und das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, nachdem wir in Schleswig-Holstein nicht drin waren.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
