Landeten tausende Unterschriften im Müll? Kontroverse um Streik-Aktion bei großem Arbeitgeber

Kontroverse um Streik-Aktion: Landschaftsverband nimmt Stellung
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Die Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst beschäftigen gerade viele Arbeitnehmer. Angestellte fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 500 Euro.

Unter anderem mit Streikaktionen verleihen sie ihren Forderungen seit Mitte Februar Ausdruck. Das kann Kontroversen auslösen, wie sich in Dortmund gezeigt hat.

Verdi kritisiert Umgang

Die Gewerkschaft Verdi hat in einem Flugblatt an ihre Mitglieder einen Vorgang beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) öffentlich gemacht.

Demnach habe es bei einer Streikversammlung am 15.2. auf dem Gelände der LWL-Kliniken im Stadtteil Aplerbeck Uneinigkeit über eine symbolische Überreichung eines Banners mit Unterschriften gegeben.

An verschiedenen Standorten in NRW hatten Angestellte das sechs Meter lange Transparent überreicht, auf dem rund 11.000 Unterzeichnende ihre Unterstützung für die Tarifforderungen ausdrücken.

Darunter sind mehr als 800 LWL-Angestellte aus ganz Westfalen, aber auch Personen wie Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Öffentliche Übergabe abgelehnt

Am LWL-Standort in Dortmund, mit 1500 Angestellten einer der größten im Landschaftsverband, habe es die Betriebsleitung nach Darstellung von Verdi abgelehnt, die Unterschriften „öffentlich anzunehmen“.

Dies sei später an anderer Stelle dann doch erfolgt. Allerdings, so gibt es die Gewerkschaft an, sei das Banner später von einer beschäftigten Person im Mülleimer auf dem Klinik-Gelände gefunden worden. Diese Information lässt sich an dieser Stelle nicht abschließend verifizieren.

LWL-Sprecher Thorsten Fechtner bestätigt auf Anfrage dieser Redaktion die Situation. Er schildert nach Rücksprache mit der Klinik ihren Verlauf jedoch etwas anders:

„Die Klinik ist nicht gegen Gewerkschaftsaktivitäten, sondern nimmt ausreichend Kenntnis von ihren Forderungen“, sagt er. Laut Fechtner seien die symbolischen Unterschriften nach der Übergabe digital für einen größeren Kreis an Menschen verfügbar gemacht worden.

LWL: Kein Tarifpartei

Allerdings habe die Betriebsleitung in diesem Fall zu verstehen gegeben, dass sie sich nicht direkt beteiligte Tarifpartei sehe. Deshalb sei es im Vorfeld abgelehnt worden, aus der Übergabe der Unterschriften eine öffentliche Aktion mit entsprechendem Foto zu machen.

Am Streiktag hätten Verdi-Vertreter aus Sicht der Betriebsleitung „Absprachen nicht eingehalten“. Sie hätten sich über das Gelände bewegt, statt einem Standort zu bleiben. Die Übergabe des Banners an die Pflegedirektorin während einer laufenden Sitzung sei zudem als „Störung einer betrieblichen Veranstaltung“ bewertet worden.

Dennoch betont Thorsten Fechtner: „Die Aktion von Verdi war nicht vergebens, die Betriebsleitung hat die Forderungen wahrgenommen, wollte aber zu verstehen geben, dass sie nicht direkter Ansprechpartner ist.“

„Mangelnde Wertschätzung“

Manche Beschäftigte drücken dennoch ihr Befremden über den Vorgang aus. „Nun wird die mangelnde Wertschätzung auch sichtbar gemacht, es ist einfach nur noch unfassbar“, heißt es etwa in einer Nachricht an diese Redaktion.

Der Dortmunder Verdi-Sekretär David Staercke sagt ebenfalls: „Es spricht für mangelnde Wertschätzung – etwas, das wir generell in diesen Tarifverhandlungen erfahren.“

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