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A45-Lärmschutz: Warum Salingen plötzlich der wichtigste Ort in Deutschland ist
Lärmschutz A45
Es ist laut in Salingen, direkt an der A45 im Dortmunder Süd-Westen. Die Lärmbelastung für die Anwohner ist hoch. Ein Pilotprojekt, das einmalig in Deutschland ist, soll Abhilfe schaffen.
Von oben sieht Salingen aus wie das kleine gallische Dorf, das sich bei Asterix und Obelix den Römern erwehrt. Wehrhafter soll das Örtchen mit den zwei Dutzend Häusern jetzt auch werden. Der Gegner: keine römischen Legionäre, sondern der Lärm der benachbarten A45.
Die viel befahrene Autobahn zwischen der Anschlussstelle Eichlinghofen und dem Dreieck Dortmund-Witten ist von der Autobahn GmbH des Bundes, die seit Anfang 2021 für die Autobahnen in Deutschland zuständig ist, als Standort für ein Pilotprojekt auserkoren worden.

Dieter Reppenhorst, Geschäftsbereichsleiter Planung bei der Autobahn Westfalen, stellt die Neuerung am Wendehammer in der Siedlung Salingen vor. © Jörg Bauerfeld
Es könnte ein echtes Geschenk für die Salinger werden, denn wenn alles funktioniert wie es funktionieren soll, wird es bald ruhiger in dem kleinen Ortsteil. Und das ist hier auch bitter nötig. Denn der Lärmpegel steigt in der Nacht in Salingen schon über das erlaubte Maß hinaus.
55dB(A) ist erlaubt, kann aber in dem Dortmunder Ortsteil schon lange nicht mehr eingehalten werden. Auch tagsüber ist der Lärm der nahen Autobahn schon grenzwertig. Und das trotz Lärmschutzwänden. Denn die sind alt und viel zu niedrig.
Statt zwei Meter neuer Wand nur 20 Zentimeter Aufsatz
Die Lösung kommt aus Holland – vielleicht. Es handelt sich um sogenannte WHIS-Top-Diffraktoren. Lamellenähnliche, rund 20 Zentimeter hohe Aufsätze, die auf eine bestehende Lärmschutzwand aufgesteckt werden können. Diese Dinger sollen in der Lage sein, den Lärm im angrenzenden Wohngebiet um 4 bis 5 dB(A) zu minimieren. Das entspräche einer Aufstockung einer normalen Lärmschutzwand um 2 Meter.

An Autobahnen in Holland sind die Lärmschutz-Diffraktoren schon verbaut und funktionieren bestens. © WHIS@top
„Es ist deutschlandweit das erste Mal, dass wir an Autobahnen so ein System einsetzen“, sagt Dieter Reppenhorst, Geschäftsbereichsleiter Planung bei der Autobahn Westfalen. In Kooperation mit der Bundesanstalt für Straßenwesen und der Firma 4Silence sollen die neuartigen Lärmschutzelemente angebracht werden. Die Installation soll noch im Mai 2022 erfolgen, dann folgen verschiedene Messungen, ob der Erfolg auch gegeben ist.
Im Mai die Montage, dann folgen Messungen
Ist das der Fall, soll zumindest die komplette Lärmschutzwand im Bereich von Salingen nachgerüstet werden. Wann der Rest der Republik, bei positiven Erkenntnissen, von diesem neuartigen System profitieren kann, könnte aber dauern.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen muss die WHIS-Diffraktoren zunächst für den Dienst an deutschen Autobahnen für tauglich halten. Und das könnte einige Jahre dauern. Aber jetzt wartet ganz Deutschland erst einmal auf die Messergebnisse aus dem kleinen Salingen.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
