Kupfer-Diebstahl im Hannibal in Dortmund Polizei nennt weitere Details zur Tat

Kupfer-Diebstahl im Hannibal war offenbar das Werk von Profis
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„Achtung Video-Überwachung!“, steht am Servicegebäude, direkt neben dem Hinweis: „Zutritt verboten!“ In der Tat: Auf meterhohen Pfeilern stehen gleich mehrere Überwachungskameras. Ob sie angeschaltet sind?

Das ist nicht herauszubekommen, aber doch wahrscheinlich. Niemand darf den Gebäudekomplex betreten seit der Räumung im Jahr 2017. Seit die Stadt Dortmund aus Brandschutzgründen alle Mieter des Hannibals in Dorstfeld herausholte.

Mehr als 2000 Kilo Kupferkabel

Mehrfach wechselte der Gebäude-Gigant den Besitzer. Seit 2021 hat nun Forte Capital aus Frankfurt Pläne mit dem Hannibal. Seit Montag steht aber fest: Zu den ohnehin immensen Investitionskosten werden weitere kommen. Denn da fiel der Diebstahl auf.

Diebe müssen in den vergangenen Wochen in das leerstehende Gebäude eingedrungen sein. Mindestens 2000 Kilogramm Kupferkabel fehlen - abmontiert, aus den Wänden gezogen, dann unbemerkt abtransportiert. Obwohl es neben der Video-Überwachung auch einen Wachdienst gibt.

Durch die Tiefgarage

Doch nach allem, was die Polizei auf Nachfrage schildert, müssen hier professionelle Diebe am Werk gewesen sein. Irgendwo an den mittlerweile überwucherten Rändern des Geländes müssten die sich unerkannt einen Weg gebahnt haben, so Polizeisprecher Peter Bandermann.

Dann seien die Eindringlinge offenbar durch die Tiefgarage gekommen und hätten sich von dort aus über einen Schacht weiter nach oben gearbeitet. Hilfsmittel wie Leitern hätten sie vermutlich dabei gehabt, so Bandermann. Dass man unten beginne, sei logisch: „Dort beginnen die Versorgungsleitungen ja.“

Offenbar ausgekundschaftet

Auch wenn sich der Polizeisprecher an solchen Spekulationen nicht beteiligen will - alles wirkt so, als hätten Täter ihren Weg, ihr Vorgehen im Vorfeld genau ausgekundschaftet. So erklärt sich auch, dass der Diebstahl offenbar über einen längeren Zeitraum nicht auffiel.

Vor drei Wochen sei nach Auskunft des Bauleiters vor Ort noch alles in Ordnung gewesen im Gebäude, erläutert Bandermann. „Ob die Einbrecher ein, zwei, vier oder acht Mal in diesem Zeitraum im Hannibal waren, das wissen wir aber jetzt noch nicht.“ Das sei wie vieles andere Gegenstand der Ermittlungen.

Vor dem leerstehenden Gebäudekomplex Hannibal in Dortmund befinden sich mehrere Überwachungskameras.
Vor dem leerstehenden Gebäudekomplex befinden sich mehrere Überwachungskameras. © Althoff

Beschädigte Stromzähler

Den Schaden schätzt die Dortmunder Polizei auf einen hohen sechsstelligen Betrag - zumal die Täter auch Stromzähler und andere Geräte, die unter Strom gestanden haben müssen, beschädigt hätten. Wer etwas Verdächtiges beobachtet habe rund um den Hannibal-Komplex am Vogelpothsweg, ist gebeten, sich unter (0231) 132-7441 zu melden.

Gleiches gelte für Schrotthändler, denen in großem Stil Kupferkabel angeboten würden. Der Hannibal wurde in den 70er-Jahren errichtet, hatte ursprünglich mehr als 400 Wohnungen und bis zu 16 Etagen. Das Betreten des Gebäudes ist seit 2017 verboten - mit ganz vereinzelten Ausnahmen.

Wer sich ohne triftigen Grund dem Hannibal nähert, wird freundlich, aber bestimmt wieder vom Gelände gebeten. Das zeigt: Eigentlich funktioniert die Bewachung. Es sei denn, es kommen Profis.

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