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Kletterer auf dem Kronen-Turm: Eindringlingen drohen drastische Strafen
„Lost Places“-Touristen
Der Kronen-Turm an der Märkischen Straße zieht Fans verlassener Orte magisch an. Viele unterschätzen die Gefahr. Der Eigentümer der abgesperrten Bauruine hat ein Mittel zur Abschreckung.
Das Gelände rund um den Kronen-Turm an der Märkischen Straße ist eingezäunt. Ebenso das Erdgeschoss-Plateau. Und trotzdem verschaffen sich immer wieder Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, Zugang zu dem baufälligen, siebenstöckigen Hochkeller.
„Jeder weiß, dass man da nicht hineindarf, und trotzdem tun es immer wieder welche. Zum Teil setzen sie schweres Gerät gegen zugemauerte Wände ein, auch eine Flex, um in das Gebäude zu gelangen“, berichtet ein Vertreter der Kronen-Turm GbR, die Eigentümerin des ehemaligen Brauerei-Lagerhochhauses ist. Erst am Montag hatten Polizei und Feuerwehr wieder vier Teenager (13 und 14 Jahre alt) aus dem Turm geholt.
Viele illegale Besucher kommen von auswärts
Viele der illegalen Besucher kämen gar nicht aus Dortmund, sondern von auswärts, etwa aus Paderborn und Wuppertal, berichtet der Kronen-Turm-Vertreter. Die Jagd nach Bildern von sogenannten „Lost Places“, verlassenen oder vergessenen Orten, erfreut sich in den einschlägigen Internetforen großer Beliebtheit.
Die Kronen-Turm GbR wehrt sich nicht nur mit Absperrungen gegen die Eindringlinge, sondern auch mit Strafanzeigen: „Strafanzeige wird immer gestellt – zum eigenen Schutz und zur Abschreckung“, so der Eigentümer-Vertreter. Zudem kämen für mögliche Einsätze der Höhenretter – wie am Montag – mehrere 1000 Euro zusammen, die den Verursachern (oder im aktuellen Fall den Eltern) in Rechnung gestellt würden. Dass solche Einsätze für illegale Kronen-Turm-Besucher kostenpflichtig sind, bestätigt auch Feuerwehr-Sprecher Andreas Piesarski.
Hochsaison ist von April bis Oktober
Hochsaison der ungebetenen Turm-Besucher ist zwischen April und Oktober. In dieser Zeit würden fast jeden Monat, mindestens aber alle zwei Monate Menschen vom Turm geholt, so der Eigentürmer-Vertreter. Wie auch beim Einsatz am Montag werden die meist jugendlichen Eindringlinge von der Polizei mit Megafon aufgefordert, den Turm zu verlassen. Doch dem folgen sie oft nicht. „Die glauben ja nicht, dass die Polizei mit der Feuerwehr und Leitern kommt“, sagt der GbR-Repräsentant.
Die Polizei ruft dann die Höhenretter; denn aus Gründen der Eigensicherung betritt sie das baufällige Gebäude nicht. Die Kronen-Turm GbR wehrt sich als Eigentümerin gegen die Darstellung von Polizei und Feuerwehr, dass das 1965 erbaute und seit gut 20 Jahren leerstehende Lagerhochhaus einsturzgefährdet sei. Der Lagerturm sei als solcher für schwere Lasten ausgerichtet, also massiv, und habe ein funktionierendes Treppenhaus, so die Eigentümerin. Die Gefahr rühre unter anderem daher, dass das Dach nicht gesichert sei.
Aus Eigensicherung holt die Polizei die Höhenretter
Von dem Gebäude gehe auf jeden Fall eine Gefahr aus, kontert Polizeisprecher Gunnar Wortmann. Polizisten seien keine Statiker, doch es sei eine Sache der Eigensicherung, besser Fachkräfte wie die Höhenretter der Feuerwehr zu holen, als sich selbst in Gefahr zu bringen. Schließlich habe es zur Sicherung des Gebäudes Auflagen der Stadt gegeben.
Der Turm sei nicht einsturzgefährdet, stellt Stadtsprecher Christian Schön klar, aber absturzgefährlich. „Menschen, die ihn betreten, müssen aufpassen, nicht durch Löcher zu fallen.“ Ansonsten habe der Turm als Hochkeller-Lager sehr viel Gewicht tragen müssen – und müsse schon deshalb stabil sein. Das sei auch ein Grund gewesen, warum man überhaupt auf die Idee gekommen sei, den Turm als mögliches neues Domizil für das Stadtarchiv ins Auge zu fassen. Schön: „So ein Stadtarchiv hat ein wahnsinniges Gewicht.“
Ob der Turm für das Stadtarchiv in Betracht kommt, soll bis Ende dieses Jahres eine Machbarkeitsstudie klären. Solange will die Kronen-Turm GbR andere Vermarktungsaktivitäten und Projektentwicklungen auf Eis legen. Es gebe eine Anfrage, aus dem ehemaligen Keller-Hochaus einen Büroturm zu machen, berichtet der Eigentümer-Vertreter. Auch für die Umwandlung in Loft-Eigentumswohnungen gebe es einen Plan.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
