Kranker Mann sitzt vier Wochen in Wohnung ohne Heizung

Clarenberg-Siedlung

In der Clarenberg-Siedlung im Dortmunder Süden saß ein schwerkranker Rentner einen Monat lang in einer Wohnung ohne Heizung. Für ihn war das ein großes Problem. Für seinen Vermieter LEG eher nicht.

HÖRDE

, 08.11.2017, 16:12 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bodo Nödler in seinem Wohnzimmer.

Bodo Nödler in seinem Wohnzimmer. © Felix Guth

Bodo Nödler sitzt auf einer Wolldecke mit Leopardenmuster in seiner Wohnung in der Wilhelm-Schmidt-Straße im zehnten Stock. Die Luft ist kühl hier oben. An diesem Ort, der zu einer Art Gefängnis geworden. Seit einem Nierenversagen vor zwei Jahren kann der 73-Jährige seine Wohnung nicht mehr verlassen. „Ich bin dem Totengräber noch einmal von der Schüppe gesprungen“, sagt Bodo Nödler. Das Einzige, worum er sich in den vergangenen Wochen gesorgt hat, war, ob seine Heizung wieder funktioniert. Das tut sie seit Dienstagabend wieder. „Hoffentlich hält sie jetzt auch“, sagt er.

Als eine Pflegerin am 6. Oktober den Regler hochdreht, passiert nichts. Nödler meldet den Ausfall an die LEG, wurde dort zunächst zur Reparaturabteilung verwiesen, wo er eine Auftragsnummer erhielt. Als sich mehrere Tage nichts tut, fragt er nach. Er wird vertröstet, mit dem Hinweis auf Lieferprobleme bei einer Ersatzpumpe „Da musste ich fast lachen: Wilo, der größte Pumpenhersteller der Welt, ist nur fünf Minuten entfernt. Früher wurden hier immer Wilo-Pumpen eingebaut.“

Am 30. Oktober sind laut Nödler erstmals Techniker im Haus. Ab diesem Zeitpunkt ist der Fall erst in bei der Wohnungsgesellschaft LEG registriert, teilt deren Sprecher Mischa Lenz auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Es wurden uns punktuelle Ausfällen in den beiden oberen Etagen gemeldet“, sagt Mischa Lenz. Am Freitag vergangener Woche sollte das Problem ursprünglich behoben sein.

Bodo Nödler hat ein anfälliges Immunsystem

Je kälter es draußen wird, umso wichtiger wird die richtige Raumtemperatur für Bodo Nödler. Sein Immunsystem ist anfällig, kleine Infekte können für ihn schnell gefährlich werden. Er raucht und weiß am besten selbst, dass das nicht förderlich ist. Doch es scheint auch ein letztes Stück Selbstbestimmung für einen Mann, der in seinem Leben eigentlich immer alles selbst angepackt hat.

Der geborene Dortmunder hat viele Jahre hart gearbeitet. „Ich habe Atomkraftwerke gebaut“, sagt er über die Zeit, in der er an den dicken Betonmauern des Werks in Hamm-Uentrop und an anderen Orten in Deutschland mitgebaut hat.

Onkel war eine BVB-Legende, Neffe war Bundesliga-Profi

Seine Leidenschaft war und ist der Fußball. Das ist schon familiär geprägt: Bodo Nödlers Onkel ist Erich Schanko, BVB-Legende in den Nachkriegsjahren bis kurz vor den ersten Erfolgen in den 1950er-Jahren. Einer seiner Neffen ist Kai Michalke, der in Bochum zum Bundesliga-Profi heranwuchs und zum Jahrtausendwechsel an der Schwelle zur Nationalmannschaft stand. Bodo Nödler selbst baute die Damen-Mannschaft der SG Lütgendortmund auf, die bis heute wertvolle Basisarbeit im Frauenfußball leistet.

Was danach kam, nennt man wohl die Prüfungen des Lebens. Sieben Jahre hat er in der Wohnung am Clarenberg seine Mutter gepflegt. Kurz darauf erkrankte seine Frau, die er bis zu ihrem Tod vor vier Jahren ebenfalls pflegte. „Dann kam für mich der große Schlag“, erzählt Bodo Nödler. Er trägt dieses Schicksal alles mit einer großen Ruhe, so scheint es.

LEG: keine weiteren Probleme

Und so einen lassen sie jetzt in einer kalten Wohnung sitzen? „Bevor die LEG die Wohnungen übernommen hat und vor einigen Jahren die lokalen Handwerker durch einen zentralen Reparaturdienst ersetzt hat., wäre so etwas nicht passiert“, glaubt Bodo Nödler, der seit 1987 hier wohnt.

LEG-Sprecher Mischa Lenz sagt dazu: „Es sind keine weiteren Probleme bekannt. Alle technischen Einrichtungen werden regelmäßig gewartet und ausgetauscht.“ Mietern würden bei einem Ausfall die Kosten ersetzt.

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